Der KURIER zu Gast in Kiew: Der Kampf der Klitschko-Brüder

Der KURIER zu Gast in Kiew: Der Kampf der Klitschko-Brüder
Vor seiner Abreise traf Karl Nehammer im Rathaus noch die beiden ehemaligen Box-Weltmeister. Sie sind zum Symbol des Widerstands gegen Putin geworden.

Rund um den Globus ist der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij zum Gesicht des Widerstands gegen die Invasion der Russen geworden. In der Ukraine richtet man sich auch an einem Brüderpaar auf, das einst in der internationalen Boxszene beherrschte: Vitali und Wladimir Klitschko. Mit Youtube-Videos, mit Postings auf Plattformen wie Instagram oder mit gezielten Kampfansagen wollen sie die Widerstandskraft der eigenen Armee und der Bevölkerung stärken. Sie sind in Kiew geblieben, trotz ihrer Domizile in Westeuropa. Vitali managt als Bürgermeister die Stadt, Wladimir nutzt sein europäisches Netzwerk, um Hilfstransporte nach Kiew zu organisieren.

Auch Rundgang in Butscha

Karl Nehammer kennt die beiden schon lange. Deswegen war am Samstag ein Besuch im Rathaus von Kiew ein Fixpunkt. Es war allerdings schon spät, als der Kanzler am Samstag mit seiner Delegation dort ankam. Der Rundgang in Butscha, wo ihm ein ukrainischer Kommandant die Gräueltaten der russischen Soldaten an Zivilisten zeigte, hatte länger gedauert. Die meisten Leichen waren nach ihrer Ermordung neben der orthodoxen Kirche, die dem hl. Andreas geweiht ist, verscharrt worden. Karl Nehammer zündete für sie in der Kirche eine Kerze an.

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In der Andreas-Kirche entzündete Kanzler Karl Nehammer eine Kerze für die Opfer von Butscha.

Das Rathaus in Kiew ist genauso stark bewacht wie der Präsidentenpalast oder die Ministerien. Die unteren Stockwerke sind an diesem Abend dunkel geblieben, die Klitschko-Brüder empfingen den Österreicher im 9. Stock im Büro des Bürgermeisters.

Kritik an Gaslieferung

Die mitgereisten Journalisten durften erst ganz spät zu einer kleinen Pressekonferenz dazustoßen. Es konnten aber kaum Fragen gestellt werden, weil die Klitschko-Brüder die verbliebene Zeit für Ansagen nutzten. In Richtung Österreich, in Richtung Europa, in Richtung Putin. Den russischen Präsidenten attackierten sie direkt, als wollten sie ihn einladen, mit ihnen in den Ring zu steigen. Vitali Klitschko: „Putin ist ein psychisch kranker Mann.“

Lob für "Mut von Nehammer"

Der Bürgermeister lobte gleichzeitig den Mut von Kanzler Nehammer, weil er zu jenen zählt, die sich nach Kiew gewagt haben. Bei der Frage nach den Gaslieferungen nach Österreich und nach Europa, sprach er seinen Besucher zwar nicht direkt an, äußerte aber sein Missfallen über jegliche Geschäfte mit Moskau. „Weil an jedem Geld, das nach Russland geht, klebt ukrainisches Blut. Jeder Cent, jeder Euro fließt in die russische Armee. Diese Finanzierung sorgt für die schrecklichen Bilder aus der Ukraine“, sagte Vitali.

Beide sprachen sie von „Krieg und Völkermord“ in der Ukraine. Wobei Wladimir Klitschko noch einiges drauflegte: „Man muss es beim Namen nennen, die Menschen hier sind nicht einfach gestorben. Sie wurden ermordet, gequält, vergewaltigt. Das ist die bittere Wahrheit, dass 2022 in der Ukraine Menschen mit gefesselten Händen durch Kopfschuss getötet werden.“

Sein Nachsatz in Richtung Europa: „Wir bezahlen hier mit Blut. Und wenn wir fallen, werdet auch ihr fallen.“

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