Der Krampus muss zum Alko-Vortest

Alkohol- und Ruten-Verbote für den Krampus (Kurier-Montage)
Sicherheitsmaßnahmen werden bei Läufen hochgeschraubt – zu hoch, beklagen Brauchtums-Gruppen.

Es ist wieder passiert, und wieder in Kärnten: Bei einem Krampuslauf in Zell bei Ebenthal (Bezirk Klagenfurt Land) ereignete sich Sonntagabend erneut ein Übergriff auf eine Zuschauerin.

Insgesamt wurden in der erst kurzen Kärntner Krampus-Saison bereits zehn Verletzte registriert, die Organisatoren solcher Events schrauben daher in allen Bundesländern die Sicherheitsvorkehrungen in die Höhe. Das treibt skurrile Blüten: So schickt der Veranstalter des mit 50.000 Zuschauern österreichweit größten Krampusumzuges in Klagenfurt die dunklen Gestalten am Samstag sogar zum Alko-Vortest. Bei den pelzigen Gesellen steigt der Unmut: der übertriebene Sicherheitswahn habe mit Brauchtum nichts mehr zu tun, heißt es.

Übeltäter erwischt

Beim dritten und bisher letzten Vorfall in Kärnten zwischen Krampussen und Zuschauern packte einer der Perchten eine 33-jährige Passantin am Oberkörper, beide stürzten. Die Frau erlitt leichte Verletzungen und wurde von der Rettung ins Klinikum Klagenfurt gebracht. Sie konnte das Spital inzwischen wieder verlassen. Die Polizei forschte den Maskierten aus, es handelt sich um einen 22-jährigen Mann aus Maria Elend im Rosental. Er wurde bei der Staatsanwaltschaft Klagenfurt angezeigt.

Veranstalter reagieren

Indes legen österreichweit Veranstalter ihren Fokus auf Sicherheit: Schlagen gilt sowieso als Tabu, teilweise müssen die Herren der Finsternis ihre Ruten zu Hause lassen, die Krampusse werden registriert, durchnummeriert – und zu allem Überdruss müssen sie vermehrt dem Alkohol entsagen.

Ein solches Verbot gab es etwa vergangenen Samstag beim Umzug in Bregenz (auch Ketten und Peitschen wurden gestrichen) und das wird es auch kommenden Samstag beim Umzug in Schladming oder am 3. Dezember beim Krampuslauf in Graz geben.

Der Kärntner Brauchtumsverband geht auf Nummer sicher und schreibt Maskierten sogar einen Promille-Check vor, ehe sie auf die Zuschauer losgelassen werden.

Null-Toleranz

"Wir rechnen am Samstag in Klagenfurt mit fast 1000 Krampussen und 50.000 Zuschauern. Die bisherigen Sicherheitsvorkehrungen (Zuschauer sind von Krampussen auf dem 1,6 Kilometer langen Straßenstück durch Zäune getrennt. Alle Krampusse tragen Nummern, jede Gruppe muss verpflichtend zwei Ordner stellen, Anm.) reichen nicht aus. In Sachen Alkohol gibt es daher heuer die Null-Toleranz – also gilt 0,0 Promille", erklärt Josef Pickl-Hafner, Projekt- und Bereichsleiter des Kärntner Brauchtumsverbandes. Und er präzisiert:

Er würde all die finsteren Gesellen vor dem Umzug in der Klagenfurter Messehalle zusammenziehen. "Wir haben sechs Alkohol-Schnelltester erworben und werden die zotteligen Gesellen blasen lassen. Wer alkoholisiert ist, fliegt raus, darf nicht am Umzug teilnehmen", kündigt Pickl-Hafner an. Immerhin trage der Brauchtumsverband als Organisator auch die Haftung bei diesem Event.

Das Klagenfurter Ordnungsamt und die Stadtpolizei haben aufgrund der Vorfälle der vergangenen Tage ebenfalls angekündigt, die Einsatzeinheiten "massiv" zu verstärken, mehr als 120 Einsatzkräfte sollen vor Übergriffen schützen.

Den diversen Krampusgruppen stößt jedoch inzwischen dieser überbordende Sicherheitsgedanke sauer auf. Beim Lauf in Griffen (Bezirk Völkermarkt) am vergangenen Samstag beispielsweise setzten "De G'schmiedet'n" ein Zeichen, indem sie mit gesenktem Haupt, ohne Ruten und teilweise sogar unmaskiert über die Straße schlenderten.

"Gründe Schachklub"

"Die Auflagen der Veranstalter wurden zuletzt leider immer kurioser, obwohl unsere Gruppe seit sieben Jahren existiert und noch nie negativ aufgefallen ist. In Griffen gab es Alkoholverbot, Registrierung, die Polizei stand mit einer Hundestaffel am Straßenrand – und dann folgten Anweisungen, dass wir die Leute nicht berühren und nicht einmal erschrecken dürfen", sieht "De-G'schmiedet'n"-Obmann Emanuel Gaier das Kulturgut in Gefahr. Er kündigt Konsequenzen an: "Sicherheit ja, aber was inzwischen von Veranstaltern gefordert wird, hat mit Brauchtum nichts mehr zu tun. Ich trete jetzt als Obmann zurück, wir sollten einen Schachklub gründen."

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