Das Roboterauto erfährt die Stadt
Wiens fahrerloser Bus ist wieder unterwegs. Ein Unfall hat ihn kurzzeitig gestoppt, doch die Wiener Linien haben ihrem automatisierten Mitarbeiter beschienen, alles richtig gemacht zu haben: Der Bus hat geklingelt, als er die Fußgängerin bemerkte. Während er jedoch zu bremsen anfing, ging sie weiter und kollidierte mit ihm, unabsichtlich.
Aus Sicherheitsgründen stellten die Wiener Linien den Betrieb in Aspern vorübergehend ein. Bei einem herkömmlichen Bus mit Lenker wäre diese Reaktion ausgeblieben, aber bei dem speziellen (Un)Fall wog die Skepsis gegenüber der neuen Technik schwer.
„Ein autonomes Auto muss viel besser werden als der Mensch, um komplett akzeptiert zu werden“, weiß auch Horst Bischof, Vizerektor der Technischen Uni Graz. Er erinnert an ein Gesetz in Singapur: Wer dort ein fahrerloses Kfz behindert, dem droht Strafe.
So weit ist es in Österreich noch nicht, Roboterautos sind in der Testphase, aber Bischof ist überzeugt: In gut zehn Jahren wäre die Technik weit genug, um Level 5 zu erreichen, also völliges autonomes Fahren. „Aber die Gesellschaft ist nicht so weit“, sagt Bischof. „Der Mensch muss das Gefühl haben, die Technik ist beherrschbar. Erst wenn diese Akzeptanz da ist, sieht der Mensch so ein Auto als Komfort.“
Neun Terabyte Daten
Die TU koordiniert „Alp Lab“ , ein Konsortium mehrerer Firmen, das selbstfahrende Pkw testet. 2017 wurde die erste Teststrecke auf öffentlichen Straßen zugelassen. Aus einem Kilometer zwischen Graz-Ost und Lassnitzhöhe auf der A2 sind mittlerweile rund 60 auf Autobahnen bis zum Grenzübergang Spielfeld in der Südsteiermark und der Mautstelle St. Michael in der Obersteiermark geworden.
Die Testregion wird nicht nur von „Alp Lab“ genützt, sondern auch von anderen Firmen, die am chauffeurlosen Auto der Zukunft bauen. „Mittlerweile hat man Computer, die schnell genug rechnen, um mit einem derartigen Fahrzeug 130 km/h fahren zu können“, beschreibt Bischof und macht deutlich: Der Wagen hat dabei zwischen sechs und neun Terabyte an Daten zu verarbeiten.
Flottes Dahinfahren über weite Strecken haben die Autos also schon gelernt, derzeit stellen ihnen Experten jedoch bewusst Fallen: Baustellen, die nicht richtig markiert sind, weil ein Hütchen umgefallen ist oder ein Klein-Lkw davor steht; ein verbogenes Verkehrsschild oder Schmutz, der eine Bodenmarkierung verdeckt. „Das sind die interessanten Grenzfälle“, beschreibt Bischof. „Unsere Aufgabe ist, den Punkt herauszufinden, wo das Versagen der Systeme beginnt und wie wir das dann lösen können.“
Die Stadt beherrschen
Programmierer und Techniker wollen rasch den nächsten Schritt in der Entwicklung gehen: Fahren in der Stadt. „Dort kann viel mehr passieren, das muss erst beherrscht werden. Aber wenn ich die Stadt beherrsche, dann beherrsche ich auch die Autobahn.“
So bald wie möglich sollen die Roboterautos auch in Graz unterwegs sein. „Da geht es um sechs mögliche Regionen in Graz, um ein paar Kilometer“, betont Vizerektor Bischof. „Die Distanz ist das nicht entscheidend, sondern was sich auf der Strecke tut. Es geht um unterschiedlich schnelle Fahrzeuge und Fußgänger, es gibt Wohnstraßen und Parkflächen, unberechenbaren Staus und vieles mehr.“
Allerdings bietet eine Stadt auch mehr Möglichkeiten für ein autonomes Fahrzeug: Das Gebiet ist begrenzt, das Kartenmaterial sehr genau. Ampeln könnten mit Sensoren ausgestattet werden, die mit ihm kommunizieren.
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