Das ewige Eis am Großglockner schrumpft weiter und weiter

Das ewige Eis am Großglockner schrumpft weiter und weiter
Laut aktueller Prognose der Gletschervermesser ist die Pasterze kurz vor dem Abbrechen.

Seit Jahren zeigen die Gletschervermessungen eine besorgniserregende Entwicklung. Und sie kann auch in dieser Saison nicht gestoppt werden. „Die Gletscherzunge am Großglockner wird in nächster Zeit abbrechen“, so die düstere Prognose der Geografen Gerhard Lieb und Andreas Kellerer-Pirklbauer von der Universität Graz.

Für den Alpenverein machten sich die beiden diese Woche zwecks Vermessungen auf den Weg Richtung Pasterze, dem größten Gletscher Österreichs. Der Einsatz war beschwerlich, am Donnerstag trübte ein Schlechtwettereinbruch die Bedingungen am wohl symbolträchtigsten Gletscher.

Die Spuren im Gelände sind mittlerweile markant: Statt ewigem Eis wächst der Gletschersee, der sich vor 15 Jahren hier erstmals bildete. Wo früher Schneefelder waren, liegt nun Geröll.

Immer mehr Geröll statt ewiges Eis

Gletscherbäche müssen bei den Arbeiten gequert werden. Und auch die Gletscherreste sind teils mit Schutt bedeckt, was die Spannungen im Eis erhöht. Mit klassischen Methoden wie Maßbändern, GPS-unterstützt und auch mit der Assistenz einer Drohne dokumentierten die Wissenschafter die aktuelle Situation. Um Fließgeschwindigkeiten festzustellen, wurden rot beschriftete Steine ausgelegt. Nächstes Jahr wird dann erhoben, wie weit sie triften.

„Die Pasterze, wie wir sie kennen, mit langer Gletscherzunge und hohen Firnfeldern, wird es nur mehr wenige Jahre geben“, erklärt Kellerer-Pirklbauer. Die Wissenschafter sind mittlerweile überzeugt davon, dass der Gletscherschwund in Österreich zwar noch dauern wird, aber nicht mehr zu stoppen ist. „Die Gletscherlandschaften gehen verloren“, so Gerhard Lieb.

Bereits 1891 veröffentlichte der Österreichische Alpenverein einen Aufruf zur Gletscherbeobachtung und begann, Daten zu sammeln. Zu Beginn der Messungen betrug die Gesamtfläche aller Gletscher in Österreich noch 941 Quadratkilometer, mittlerweile sind es nur noch rund 300. Derzeit vermessen 20 ehrenamtliche Beobachter mit Helfern etwa 100 österreichische Gletscher.

Rückgang der Gletscher weiter ungebremst

Noch dramatischer ist der Rückgang an Masse: Sie beträgt heute nur noch rund 15 Prozent des Wertes zu Messbeginn. Den Rückgang der Pasterze sehen Ausflügler schon von der Franz-Josefs-Höhe aus. In Zahlen: 2021 verlor der mit rund acht Kilometern längste Gletscher der Ostalpen im Mittel 4,3 Meter an Höhe und zehn Millionen Kubikmeter an Masse.

Die Daten müssen jetzt im Detail ausgewertet werden. Die Wissenschafter gehen von einem weiteren Rückgang von bis zu 70 Metern aus. Im Frühjahr gibt der Alpenverein den nächsten Gletscherbericht heraus.

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