Coronavirus: Enorme Rückggänge bei Reisen und Flügen
Die Auswirkungen auf den Reisesommer werden groß sein, die Frage ist nur mehr wie stark. “ Derzeit ist die Entwicklung unübersichtlich, aber es wird sicher wirtschaftliche Folgen haben“, sagt Gregor Kadanka, Obmann des Reisebürofachverbandes zum KURIER.
Die Flugbranche rechnet bereits jetzt mit einem Rückgang bei den Buchungen um 26 Prozent in den kommenden zwölf Monaten, berichtet das Fachmedium Aviationnet. Auch Thomas Oppenheim von ÖAMTC-Reisen spricht aktuell von Rückgängen bei den Reisebuchungen von rund einem Drittel in den vergangenen Tagen. Niemand mag derzeit prophezeien, ob dies noch mehr werden könnte. Zur Furcht vor der Krankheit kommt nun aber auch die Angst vor möglichen Quarantänemaßnahmen und Problemen bei der Rückkehr aus dem Urlaubsort.
„Viele rufen derzeit bei uns an, sie wolle etwa wissen ob sie derzeit nach Italien fahren können", sagt Oppenheim. "Derzeit kann man aber nicht sagen, weichen sie nach Kroatien aus, weil die Krankheit kann natürlich dort jederzeit auch ausbrechen."
Brancheninsiderkritisieren allerdings hinter vorgehaltener Hand die teils als übertrieben empfundenen Zivilschutzmaßnahmen. So wurden wurden bereits ganze Züge angehalten, Kreuzfahrtschiffe gestoppt oder gar Hotels (etwa auf Tenriffa) unter Quarantäne gestellt. Die Frage, ob er am kommenden Woche eine Kreuzfahrt in Gran Canaria antreten würde, wollte Kadanka beispielsweise aber nicht direkt beantworten.
"Buchungen werden zurückgehen"
„Die Buchungen für Sommerurlaube werden zurückgehen“, sagt Kathrin Limpel, Sprecherin von TUI. Das merke man seit der letzten Woche, für genaue Zahlen sei es aber noch zu früh. Die Menschen würden mit Buchungen jetzt eher zögern und abwarten – davon betroffen seien neben Italien- und Asienreisen auch andere Destinationen in Europa.
„Wir kennen das von anderen Ereignissen wie etwa nach Terroranschlägen oder dem Arabischen Frühling: Wenn die mediale Berichterstattung beginnt, gehen die Buchungen rasant zurück, wenn sich die Lage beruhigt, können sie aber schnell wieder ansteigen“, sagt Limpel. Bei einer Virusepidemie sei das aber schwer vorauszusagen.
Ein Krisenteam von TUI befinde sich in ständigem Austausch mit dem Außenministerium. „Wenn es eine Reisewarnung gibt, dann wird man die Reise absagen und Gäste zurückholen“, sagt die Sprecherin. Derzeit gelten bei TUI aber noch die normalen Stornierungsbedingungen, nur China- und Südostasienreisen hätte man teilweise kostenlos stornieren können.
Gäste auf Teneriffa
Die betroffenen Orte in Italien seien für den Tourismus außerdem nicht relevant. Überprüft werde derzeit außerdem der Fall eines Hotels auf Teneriffa, das unter Quarantäne gestellt wurde. Dort befinden sich derzeit etwa 200 internationale TUI-Kunden. Alle Gäste werden vom Hotel betreut und wurden gebeten, die Zimmer nicht zu verlassen.
Auch in den Reisebüros würde man laut Josef Peterleithner, Präsident des österreichischen Reiseverbandes vereinzelt Anfragen von Kunden erhalten, ob denn Reisen stattfinden würden und ob man stornieren oder umbuchen könne „Grundsätzlich würde ich niemandem von einer Reise abraten“, sagt er. Wenn sich etwas ändert, könne man kurz davor noch kostenlos stornieren.
Das bestätigte auch Eike Lindinger, Rechtsanwalt mit einem Schwerpunkt auf Reiserecht: Bei Pauschalreisen könne man auch ohne Reisewarnung kostenlos zurücktreten, wenn am Reiseziel oder in unmittelbarer Umgebung „außergewöhnliche Umstände“ eintreten, die die Reise erheblich beeinträchtigen. Darunter könne auch eine Krankheit fallen, man müsse das aber im Einzelfall prüfen, sagte Lindinger. Kostenlos stornieren könne man dann auch eher kurz vor der Reise.
Lindinger riet schon Asien-Reisenden nach den ersten Fällen in China, die Berichterstattung in seriösen Medien zu sammeln, auf Reisewarnungen zu achten, mit den Veranstaltern schon vor der Reise Kontakt aufzunehmen und sich informieren zu lassen und nicht vorschnell zu stornieren.
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