Corona-Zahlen sinken, doch das Contact Tracing ist gescheitert
Für Wirtschaftsvertreter ist die Lage klar: Elf Tage vor Weihnachten müsse definitiv Schluss sein mit dem Lockdown für alle, forderte Spartenobmann Rainer Trefelik am Freitag. Die Corona-Zahlen gäben dies her: „Wir können sicher öffnen, das haben wir schon mehrmals unter Beweis gestellt.“ Trefelik beharrt somit auf dem 13. Dezember als bundesweiten Öffnungstag.
Tatsächlich sinken die Neuinfektionen in Österreich und die damit verbundenen 7-Tage-Inzidenzen seit dem Lockdown, der ab 22. November verhängt und eben erst verlängert wurde.
Am Freitag wurden 6.738 neue Infektionen mit dem Coronavirus gemeldet, das ist weniger als die Hälfte als zu Beginn des Lockdowns. Auch die Inzidenzen sind seither um ein Drittel gesunken, von 1.110 auf 728. Laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) ist nun auch die sogenannte effektive Reproduktionszahl erstmals seit mehr als zwei Monaten wieder unter 1: Mit Stand Freitag beträgt sie 0,9; das heißt, statistisch stecken 100 Infizierte 90 andere Menschen an. Vor 14 Tagen lag dieser Wert noch bei 1,14 – 100 Infizierte haben in der Statistik 114 weitere angesteckt.
Allerdings hat sich die Lage in den Spitälern nicht verbessert. Die Rückverfolgung der Ansteckungen, das Contact-Tracing, ist kaum möglich: Laut AGES kann nur noch bei knapp einem Viertel aller Neuinfektionen nachvollzogen werden, wo sich der Betroffene angesteckt hat nur 27,5 Prozent der Fälle konnten in der Vorwoche geklärt werden. Laut AGES wäre jedoch eine Quote von 60 bis 70 Prozent nötig, Mitte Oktober lag man immerhin noch bei 50 Prozent.
Darüber hinaus geht auch bei den Corona-Schutzimpfungen nicht viel weiter: Während die dritte Dosis gerne angenommen wird, stagniert die Zahl der Erstimpfungen: Seit 22. November, dem Lockdown-Beginn, gab es österreichweit nur ein Plus von knapp zwei Prozentpunkten im selben Zeitraum stiegen die Drittstiche jedoch um fast 57 Prozentpunkte.
Unterschiedliches Tempo?
Bei den Impfraten und auch bei den 7-Tage-Inzidenzen klaffen die Bundesländer zudem nach wie vor weit auseinander: Die 7-Tage-Inzidenz von Kärnten ist derzeit mehr als dreimal so hoch als jene in Wien oder mehr als doppelt so hoch wie im Burgenland. Auch Niederösterreich steht mit einer Inzidenz weit unter dem Bundesdurchschnitt gut da. „In diesen drei Bundesländern kann man öffnen“, merkte deshalb auch Virologin Dorothee von Laer jüngst im KURIER-Gespräch an. Das lässt auf unterschiedliches Öffnungstempo in den Regionen schließen: Der Osten sperrt auf, jedenfalls für Geimpfte und Genesene, also mit 2-G-Regel, der Rest des Landes verharrt noch im Lockdown für alle. Das wäre kein Novum: Im Frühjahr gab es das bereits unter umgekehrten Vorzeichen mit dem Ost(er)lockdown.
Kommende Woche berät die umgebildete Bundesregierung erneut mit Experten über die Maßnahmen. Fix ist, dass der allgemeine Lockdown jedenfalls in Oberösterreich bis 17. Dezember gilt. Auch in Wien treffen Experten wieder mit der Stadtpolitik zusammen, dort steht ja trotz guter Zahlen eine Ausweitung von 2-G plus - also geimpft, genesen und PCR-getestet - zur Diskussion.
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