„Noch ist es nicht so, dass wir entscheiden müssen, wer ein Bett bekommt und wer nicht. Aber wenn die Zahl der Patienten derart weiter steigt, ist das nur noch eine Frage von Tagen.“
In ganz Salzburg stehen 135 Intensivbetten zur Verfügung, von denen am Montag 103 belegt waren. „Wir laufen gerade voll“, sagt Fürweger. Die Betten werden zwar noch einmal aufgestockt, aber die Pflegekräfte, um sie betreiben zu können, werden knapp.
Am Dienstag wurde bekannt, dass die SALK sich bereits mit einer offiziellen "Überlastungsanzeige" an die Landespolitik gewandt haben.
Je dramatischer die Situation wird, desto schwieriger ist vorherzusehen, wie viele Intensivplätze tatsächlich noch frei sind.
Das klingt wie ein Widerspruch, ist aber keiner. Es geht um das sogenannte Aufnahme-Management, wo es, wie der Komplexitätsforscher Peter Klimek erklärt, zu einer „Self Destroying Prophecy“, also einer sich selbst zerstörenden Prognose kommen kann.
Was ist damit gemeint? Einer der vielen Parameter, die in die Berechnung des Krisenverlaufs mit einfließt, sind die Kapazitäten auf den Intensivstationen. Diese werden von den Spitälern selbst gemeldet, weil nur sie beurteilen können, wie viele Patienten in den nächsten Tagen mit wie viel Personal sinnvoll betreut werden können.
In diese Selbsteinschätzung der Spitäler fließt aber die Prognose der Krisenstäbe mit ein – soll heißen: Wenn Spitäler damit rechnen, dass noch viele Patienten mit schwersten Covid-Verläufen versorgt werden müssen, sind sie bei der Entscheidung, wer jedenfalls in eine Intensivstation muss rigider als in medizinisch entspannten Phasen.
Kritische Lage in Oberösterreich
„Es wird ganz genau abgewogen, wer ein Intensivbett braucht und wer nicht“, bestätigt Tilman Königswieser, Ärztlicher Direktor des Salzkammergut Klinikums und Mitglied des OÖ-Landeskrisenstabes. Komme es zu Engpässen, werde der stabilste Patient auf die Normalstation verlegt.
Eine Triage-Situation gibt es laut Königswieser derzeit in OÖ noch nicht. Aber es sei „dringend eine Abflachung der Kurve“ notwendig. Ansonsten könne es „wirklich zu Triage-Entscheidungen im engeren Sinn kommen. Bleiben die Neuinfektionen so hoch wie jetzt, kann es schon Ende November so weit sein.“
Was schon jetzt Realität ist: In ganz Österreich werden wieder planbare Operationen verschoben. Es gehe darum, die Kräfte im Intensivbereich und auf Covid-Normalstationen zu bündeln, heißt es etwa von der Landesgesundheitsagentur Niederösterreich.
In Wien schon bei bei nicht akut notwendigen Operationen schon seit längerem entschieden werden, ob sie noch durchgeführt werden können oder verschoben bzw. in ein Privatspital verlegt werden müssen, sagt ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Die Aktuversorgung sei aber weiterhin gesichert.
"Eine Art Triage"
In der Steiermark spricht man nicht von einer harten Triage. „Aber wir verschieben seit zwei Wochen Operationen. Regional zwar unterschiedlich, aber es sind überall Eingriffe betroffen. Was auch einer Art Triage entspricht“, erklärt Reinhard Marczik, Sprecher der steirischen Krankenanstalten.
Gerade die Zahl von Covid-Patienten auf den Normalstationen würde derzeit „explodieren“. „Wir hatten alleine über das Wochenende 40 Neuzugänge. Es wird immer über Intensivbetten gesprochen, aber nur darauf zu schauen, ist falsch. Auf den Normalstationen wird ebenso Personal gebraucht. Und dieses gelangt an seine Grenzen“, sagt Marczik.
Die selbe Wahrnehmung gibt es im Nachbarbundesland Kärnten. Intensivbetten-Koordinator, Rudolf Likar: „Wir haben auf den Normalstationen extreme Zustände. Das hat eine Verschiebung der Pflegekräfte zur Folge. Wenn sich die Situation noch mehr zuspitzt, dann weiß ich nicht, wie wir weiter vorgehen.“
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