Causa Ischgl: 1.000 Seiten starker Zwischenbericht nun bei Staatsanwaltschaft

Causa Ischgl: 1.000 Seiten starker Zwischenbericht nun bei Staatsanwaltschaft
Dieser sei "sehr detailliert und umfangreich". Schon 5.380 Tirol-Urlauber meldeten sich bei Verbraucherschutz.

Nach der Einbringung einer Sachverhaltsdarstellung durch den Verbraucherschutzverein (VSV) in der Causa rund um den Corona-Hotspot Ischgl liegt der Staatsanwaltschaft Innsbruck der Zwischenbericht der Polizei vor. Er umfasse 1.000 Seiten und sei "sehr detailliert und umfangreich", sagte Sprecher Hansjörg Mayr der APA.

In dieser Woche werde es jedenfalls ob des Umfangs keine Entscheidung mehr über die allfällige Einleitung eines offiziellen Ermittlungsverfahrens geben, so Mayr. Allenfalls könne die Polizei vorher noch mit weiteren Erhebungen beauftragt werden. Indes schlossen sich laut dem Sprecher mit Stand Dienstagvormittag 321 Personen, die sich in Tiroler Skiorten mit dem Coronavirus angesteckt hatten, als Opfer dem Verfahren an.

65 Prozent aus Deutschland

Bisher haben sich 5.380 Tirol-Urlauber beim Verbraucherschutzverein (VSV) gemeldet. Davon kommen 65 Prozent, nämlich 3.680 Menschen, aus Deutschland, teilte VSV-Obmann Peter Kolba am Dienstag mit.

Aber auch aus nahezu jedem anderen europäischen Land sowie den USA, Israel, Russland, Singapur oder Hongkong würden Meldungen einlangen, so Kolba. "75 Prozent geben an, in Ischgl auf Urlaub gewesen zu sein. 73 Prozent wurden bei der Heimkehr positiv auf Corona getestet", berichtete Kolba.

"Ungeheuerlich"

Die Masse sei danach in Heimquarantäne gekommen. "Aber 2,5 Prozent kamen ins Krankenhaus oder sogar auf die Intensivstation. Inzwischen sind auch 25 Tote zu beklagen", erklärte der VSV-Obmann, der es als "ungeheuerlich" bezeichnete, dass das Land Tirol und die Bundesregierung angesichts dieser Fakten jede Verantwortung ablehnen würden. "Wir werden alles tun, um diesen Fall von Verantwortungslosigkeit aufzuklären", so Kolba.

Der VSV hatte Ende März gegen Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP), Landesräte, Bürgermeister und Seilbahngesellschaften eine Anzeige eingebracht. Die Anklagebehörde leitete bis dato noch kein Ermittlungsverfahren ein. Sie beauftragte aber die Polizei, einen Bericht darüber zu erstatten, "wer wann über welche Informationen verfügt hat, und wie darauf reagiert wurde". Ein Zwischenbericht soll Ende der Woche vorliegen. Dann soll über weitere Ermittlungen entschieden werden.

Tirol bleibt bei Argumentation

Seitens der Tiroler Landesregierung blieb man indes bei der bereits bekannten Argumentation, wonach man vom Bund am 5. März über die Isländer informiert worden war. Da keine näheren Daten zur Verfügung standen, habe die BH Landeck noch am 5. März angeordnet, die persönlichen Daten aller Gäste aus Island ab Mitte Februar zu erheben. Über den in Ischgl niedergelassenen Arzt sei zudem geprüft worden, ob Personen aus Island mit grippeähnlichen Symptomen behandelt worden waren. Von insgesamt 90 Isländern seien nur zwei beim Arzt gewesen. Diese beiden habe man kontaktiert und es bestand kein Zusammenhang zu Covid-19. Der Arzt sei außerdem dazu angehalten worden, bei allen Patienten mit entsprechender Symptomatik einen Rachenabstrich durchzuführen.

Angesprochen auf den Bericht, verwies Tirols LH Günther Platter (ÖVP) bei einer Videopressekonferenz auf die Aufklärung durch die Expertenkommission. "Ich will sehen, wo ist etwas gut gelaufen und wo ist etwas weniger gut gelaufen", so der Landeshauptmann. Es solle auch beleuchtet werden, ob es Unterschiede in der Handlungsweise zwischen den jeweiligen Bezirkshauptmannschaften gegeben habe.

Kommentare