Kreative Kirche
Fix ist auch, dass die Kirchen, um den Gläubigen Feierlichkeiten in der Karwoche und zur Fastenzeit zu ermöglichen, neue Wege beschreiten. Die Stadtpastorale versandte zum Beginn der Fastenzeit rund 200 Päckchen mit Asche, damit die Leute zu Hause am Aschermittwoch den Ascheritus vollziehen konnten.
Doch wie werden heuer, beim zweiten Osterfest im Schatten von Corona, die Osterfeierlichkeiten ablaufen? „In den Klagenfurter Dom passen normalerweise 500 Gläubige, momentan sind 100 erlaubt. Wir überlegen, die Feierlichkeiten zu verdoppeln oder zu verdreifachen, oder ins Freie zu verlegen“, erzählt Binder. Fix eingeplant sind von Gründonnerstag bis Ostersonntag Live-Streams der Messen aus dem Dom.
Gerade in Kärnten kommt dem Ostersamstag eine zentrale Rolle zu: Dem Tag der Speisenweihe (mancherorts auch am Ostersonntag, Anm.). Mit Weihkörben mit Brot, Eiern, Butter, Salz und Osterschinken strömen die Menschen in die Messe. Nach dem Segen werden die Köstlichkeiten bei der Osterjause im Kreise der Familie verspeist. „Den besonderen Stellenwert der Speisensegnung haben wir letztes Jahr bemerkt. Die Leute haben sich das Weihwasser für die Segnung in der Kirche abgeholt, zu Hause per Livestream die Messe verfolgt und ihre Speisen selbst gesegnet“, erzählt Binder. Rund 150 Speisensegnungen gibt es normalerweise in der Landeshauptstadt.
Schinkenengpass?
Dabei könnte heuer bereits beim Befüllen des Weihkorbs ein ganz anderes Problem auftauchen. Wie die Kleine Zeitung berichtet, droht beim traditionellen Osterschinken in manchen Teilen Kärntens ein Engpass. Da unklar ist, ob Gastro und Hotellerie Ostern öffnen und wie es sich mit den Besuchsregeln verhält, könnten Mengenprobleme entstehen. Die Bauern wollen nicht zu viel produzieren und so drohe Kurzentschlossenen ein vorzeitiges Aus des Osterschinkens. Ein KURIER-Rundruf bei Direktvertreibern im Mölltal konnte die Sorge nicht bestätigen.
„Wir schlachten jedes Jahr vor Ostern 40 bis 50 Schweine. Erfahrungswerte zeigen, wie viel Schinken man braucht“, erzählt Christina Walter, vom Bauernladen Walter in Obervellach. Auf dem Hof der Familie werden Schweine und Rinder gemästet, in der hofeigenen Schlachterei geschlachtet und verarbeitet. Seit 28 Jahren betreibt die Familie einen Hofladen, in dem die Köstlichkeiten erstanden werden können. „Und selbst wenn die Leute nicht nach Kärnten kommen könnten, unser Osterschinken wird bis Wien verschickt. Der hält sich auch ohne Konservierungsstoffe“, erzählt Walter.
Die Referentin der Stadtpastorale hofft jedenfalls auf ein Osterfest ohne Kontaktbeschränkungen. „Ostern ist das Fest der Begegnung. Die Kirche lebt von Gemeinschaft.“
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