Briefbombenserie: Der Terror kam mit der Post

Briefbombenserie: Der Terror kam mit der Post
Vor 30 Jahren begann die längste Terrorwelle der Zweiten Republik. Die Attentate von Franz Fuchs forderten vier Todesopfer und mehr als ein Dutzend Verletzte.

Österreich steht seit Freitag im Banne eines teuflischen Briefbombenterrors.

(KURIER, 1993)

11 Uhr, Hartberg in der Oststeiermark. Pfarrer August Janisch öffnete in seiner Kanzlei ein orangefarbenes Kuvert, adressiert an eine „Flüchtlingsberatungsstelle“, Absender ein Herr Vutuc.

„Und dann flogen Splitter“, erinnert sich Janisch. „Es war wie ein Schuss.“

Am 3. Dezember 1993 begann der Terror in Österreich mit einer Briefbombenserie, bei der vier Menschen getötet wurden und 15 zum Teil schwer verletzt. Pfarrer August Janisch und ORF-Moderatorin Silvana Meixner waren an jenem Freitag die beiden ersten Opfer. Weitere folgten bis Dezember 1996, unter ihnen der Wiener Bürgermeister Helmut Zilk oder Polizist Theo Kelz, der durch eine Rohrbombe beide Hände verlor. In Oberwart im Burgenland versuchten später Peter Sarközi, Josef Simon, Karl Horvath und Erwin Horvath, ein Schild zu entfernen: „Roma zurück nach Indien“. Eine darunter montierte Rohrbombe tötete die Männer.

Wer sich noch erinnert

30 Jahre später lebt August Janisch als Pater im Stift Rein bei Graz. Der mittlerweile 81-Jährige wird zuweilen bei Führungen auf die Terrorwelle angesprochen. „Manchmal sagen Leute, ich kenne Sie von irgendwo her, meistens Senioren. Dann fallen ihnen die Briefbomben ein“, beschreibt er. „Aber Leute unter 40 Jahren wissen davon gar nichts mehr. Für sie bedeutet der Briefbombenterror nichts mehr, das Thema ist verschwunden. Das ist bemerkenswert.“

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