Trotz Problemen schätzen die Österreicher die medizinische Versorgung

Zwei Krankenschwestern in Spital, darüber Schild "Notaufnahme"
Wie gut fühlen sich die Menschen in Österreich konkret versorgt? In der KURIER-Regional-Umfrage zeigten sich große regionale Unterschiede.

Mehr als 22.000 Menschen sind in den vergangenen Wochen der Einladung des KURIER gefolgt und haben an der breit angelegten Regional-Umfrage teilgenommen.  

Gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut OGM wird der KURIER die Erkenntnisse analysieren, journalistisch aufarbeiten und die Politik mit den Daten konfrontieren. Die Berichterstattung zur Regional-Umfrage finden Sie regelmäßig auf kurier.at/umfrage. Wir starten mit den Themen Sicherheit (hier nachzulesen), Bildung (hier nachzulesen) und Gesundheit. 

In kaum einem anderen Bereich gibt es aktuell so viele und so vielschichtige Konfliktfelder wie im heimischen Gesundheitssystem: Im Osten Österreichs stritten zuletzt Wien mit Niederösterreich und dem Burgenland über die Kostenabdeckung für die Behandlung der Gastpatienten in den Spitälern der Bundeshauptstadt. 

In Niederösterreich sorgt die Fusion von Spitälern für Aufregung unter den Bewohnern der betroffenen Orte. Widerstand gibt es vor allem in Gmünd und Hollabrunn

Aufregung gab es zuletzt auch in der Steiermark: Das geplante Leitspital Liezen, das drei Kleinspitäler ersetzen hätte sollen, hat im Vorjahr sogar zum Wahlerfolg der FPÖ beigetragen. Sie hatte sich auf die Seite der Gegner des Projekts gestellt.

Und in Oberösterreich stieß der tragische Tod einer 55-Jährigen eine Debatte um die Notfallversorgung in den heimischen Spitälern an. Die Frau war nach einem Aorteneinriss gestorben, nachdem kein geeigneter Behandlungsplatz für sie gefunden werden konnte. 

Probleme, die allen Bundesländern gemein sind, sind die für viele Patienten unerträglich langen Wartezeiten – sei es auf einen Termin bei einem Kassen-Facharzt, sei es auf einen OP-Termin. 

Über all dem steht ein großes Dilemma: Die medizinische Versorgung wird – aufgrund neuer Therapien und immer mehr älterer Patienten – immer teurer, gleichzeitig fehlt es an allen Ecken und Enden an Geld. 

Vertrauen relativ hoch 

Doch wie sehen die KURIER-Leser das Gesundheitssystem? Anhaltspunkte liefert die große KURIER-Regional-Umfrage. Demnach sind die meisten trotz der vielen aktuellen Querelen im Gesundheitssystem im Großen und Ganzen zufrieden.  So vertrauen immerhin 70 Prozent darauf, „im Krankheitsfall in meinem Bezirk gut versorgt zu sein“.

Regional zeigen sich aber deutliche Unterschiede, und das selbst innerhalb der Ostregion. So ist das Vertrauen in die Gesundheitsversorgung in Wien mit 79 Prozent weit über dem Durchschnitt.  Nur Vorarlberg kommt mit 81 Prozent auf einen noch höheren Wert. 

Im Burgenland, wo Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) auf einen nicht unumstrittenen Ausbau der Spitalversorgung setzt, liegt sie bei lediglich 66 Prozent. 

Noch niedriger ist dieser Vertrauenswert in Niederösterreich (64 Prozent). Besonders groß ist das Misstrauen in die lokale medizinische Versorgung in den Grenzbezirken Waidhofen an der Thaya, Hollabrunn, Gmünd und Gänserndorf, wo aktuell die Schließung des Notarztstützpunktes Groß-Enzersdorf zur Diskussion steht.

Detaillierte Grafiken mit allen Bundesländern finden Sie hier: 

Lohnend ist aber auch der Blick in die westlichen Bundesländer. Allen voran in die Steiermark: Ungeachtet der Debatten um das Leitspital Liezen ist das Vertrauen der Steirer in die Gesundheitsversorgung mit 69 Prozent nur knapp unter dem Österreich-Schnitt. Schlusslicht ist hingegen Salzburg mit 60 Prozent. 

Politische Präferenzen

Deutliche Unterschiede zeigen sich auch im Zusammenhang mit der Parteienpräferenz. Mit großem Abstand das geringste Vertrauen in die lokale Gesundheitsversorgung haben demnach die FPÖ-Wähler (56 Prozent), das höchste jene der Neos (85 Prozent). Die Unterstützer der drei restlichen Parlamentsparteien liegen mit Werten rund um die 80 Prozent ungefähr gleichauf. 

Auch das Alter spielt eine nicht unwesentliche Rolle, wenn es um das Vertrauen in das Gesundheitssystem geht: Bei den Unter-29-Jährigen ist es mit 78 Prozent noch überdurchschnittlich hoch, um dann bei den 30- bis 59-Jährigen auf 67 Prozent zu sinken. Bei den Über-60-Jährigen, die naturgemäß besonders stark auf die Gesundheitsversorgung  angewiesen sind, steigt dann das Vertrauen wieder auf 73 Prozent. 

Reformstau 

Dass das Vertrauen weiter hoch bleibt, dafür hat nun die Bundesregierung zu sorgen. Im Rahmen der „Reformpartnerschaft“ will man die zwischen Bund, Ländern und Sozialversicherungen aufgeteilten Zuständigkeiten im Gesundheitssystem neu ordnen. Damit soll es effizienter und auch kostengünstiger werden.
Die vorliegenden Vorschläge zur Bündelung der Kompetenzen beim Bund fanden bis dato keine Mehrheit, eine Einigung erscheint schwierig. Rund zwölf Monate hat man dafür noch Zeit, will man den eigenen Fahrplan einhalten.

Regional-Umfrage Teaser

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