Mehr Spezialisierung: So wandelt sich die steirische Spitalsszene

Spitalgebäude von außen, im Hintergrund Berge
Alle Standorte bleiben, Schwerpunkte einzelner Häuser werden verlagert. Bei den Betten gibt es Verschiebungen hin zu Tageskliniken und Ambulanzen.

Zusammenfassung

  • Der regionale Strukturplan Gesundheit (RSG 2030) bringt Spezialisierungen in der Spitalslandschaft, ohne Standorte zu schließen, aber mit Schwerpunktverlagerungen und mehr Tageskliniken.
  • Das Leitspital Liezen wird nicht gebaut, stattdessen bleiben die bestehenden Spitäler erhalten, erhalten jedoch unterschiedliche neue Schwerpunkte, was zu Protesten im Ausseerland führt.
  • Bis 2030 sollen 40 Gesundheitszentren entstehen und die Zahl der Kassenstellen leicht steigen, wobei die Ärztekammer verbesserte Rahmenbedingungen und mehr Planstellen fordert.

"Wenn man bei der Gesundheitsversorgung das Wort 'Kompromiss' sagt, muss man vorsichtig sein", sinniert der steirische Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl (ÖVP): Am Montag wurde der neue regionale Strukturplan Gesundheit - kurz RSG 2030 - im zuständigen Gremium beschlossen.

Er regelt die medizinische Versorgung im Spitalsbereich sowie bei den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten. Die Grundbotschaft von Landespolitik, Krankenanstaltengesellschaft und Gesundheitskasse lautet, es käme innerhalb der Krankenhaus-Struktur zu "Spezialisierungen". Was übersetzt bedeutet, dass nicht mehr jedes Spital alles anbietet.

Kornhäusl versichert, es würde kein Standort aufgelassen. Doch in dem Punkt hat die steirische Landespolitik dazu gelernt, schließlich wurden im Bundesland schon mit Spitalsdebatten Wahlen gewonnen (im Fall der FPÖ) oder verloren (im Fall der ÖVP).

Wie ändert sich die Spitalslandschaft?

  • An der Bettenanzahl soll sich relativ wenig ändern: 5.653 gab es mit Ende 2022 in der Steiermark, 2030 sollen es in Summe 5.647 sein. Allerdings kommt es zu einer Verschiebung hin zu Tageskliniken und den Ambulanzen, 2022 gab es 225 Betten in dem Bereich, 2023 sollen es 528 sein. Somit kommt es zu einem Abbau im stationären Bereich.
  • Die Schwerpunkte der Krankenhäuser: Sie sollen zum Teil verlagert werden. Am Beispiel der Orthopädie: Aus Bad Radkersburg im Südosten wird sie abgezogen und in Deutschlandsberg im Westen konzentriert; dafür soll sich Radkersburg auf Nachsorge spezialisieren. Im LKH Stolzalpe sollen für die westliche Obersteiermark alle planbaren orthopädischen Eingriffe gebündelt werden, im LKH Judenburg dafür alle akuten Operationen.
  • Das Leitspital Liezen: Der Neubau in Stainach-Pürgg, einst von ÖVP-SPÖ-Landesregierungen propagiert und unter FPÖ-ÖVP abgesagt, ist endgültig Geschichte. Die Spitäler in Rottenmann, Schladming und Bad Aussee, die für den Neubau geschlossen werden hätten sollen, bleiben - wenn auch unter sehr unterschiedlichen Bedingungen. Bad Aussee etwa wird zum Zentrum für Akutgeriatrie, Schladming verliert Orthopädie und Geburtshilfe (bekommt dafür aber ein Hebammenzentrum), Rottenmann wird leicht aufgewertet.

Die Ausseer protestieren längst

Ganz unbekannt waren diese Pläne für den Bezirk Liezen nicht, die Bürgermeister im Ausseerland protestieren längst und fordern, ihr Spital als Spital zu erhalten. "An allen drei Standorten ist die notärztliche Versorgung sichergestellt", versucht Landesrat Kornhäusl zu beruhigen.

Den erbosten Ausseern passt das dennoch nicht, im Wahlkampf 2024, speziell jenem der FPÖ, tönte das noch alles anders. Und so ist die Lesart der Blauen nun auch eine andere geworden: FPÖ-Klubchef Marco Triller freut sich, dass es gelungen sei, ein "Spitalsnetz" für Liezen aufzubauen.

Kornhäusl indes spricht von "einem Balanceakt, der nie alle zufriedenstellen können wird. Ich verstehe die Sorge wegen Veränderungen. Aber die sind überlebenswichtig."

Der Gesundheitsplan geht aber über die Spitäler hinaus: 40 Gesundheitszentren sollen bis 2030 arbeiten, derzeit sind es 26. Neu hinzukommen soll auch ein sogenanntes Schmerzzentrum in Graz.

Er enthält auch Maßnahmen für den niedergelassenen Bereich: So soll die Anzahl der Planstellen von 1.361 (Stand 2022) auf 1.391 steigen. 

Wie zufrieden sind die Ärzte?

Doch da müssen sich auch erst einmal Ärztinnen und Ärzte für Kassenstellen finden, die Krankenanstaltengesellschaft springt heuer bereits in drei Orten ein, wo sich kein niedergelassener Mediziner fand: In Deutschlandsberg etwa ist eine Kinderarzt-Ordination im Spital eingerichtet worden.

Michael Sacherer, Präsident der Ärztekammer Steiermark, ist am Montag bei der Gesundheitsplan-Vorstellung dabei und nützt das für eine Forderung an die Vertreter der ÖGK: "Es sind verbesserte Rahmenbedingungen für Kassenstellen nötig", merkt Sacherer an. Und fordert auch gleich weitere Kassenstellen, die über den RSG 2030 hinaus gehen, beispielsweise für Urologen. 

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