Das Vertrauen in das Schulsystem ist größer als man immer wieder hört
Zusammenfassung
- Das Vertrauen in Schulen ist in Bezirken mit hohem Migrantenanteil geringer.
- Ländliche Mittelschulen fungieren als Gesamtschulen und schneiden teils besser ab als urbane AHS.
- Trotz bekannter Probleme haben zwei Drittel der Befragten Vertrauen in das Schulsystem und die Lehrenden, besonders in Wien ist das Vertrauen jedoch gering.
Mehr als 22.000 Menschen sind in den vergangenen Wochen der Einladung des KURIER gefolgt und haben an der breit angelegten Regional-Umfrage teilgenommen.
Gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut OGM wird der KURIER die Erkenntnisse analysieren, journalistisch aufarbeiten und die Politik mit den Daten konfrontieren. Die Berichterstattung zur Regional-Umfrage finden Sie regelmäßig auf kurier.at/umfrage. Wir starten mit den Themen Sicherheit (hier nachzulesen), Gesundheit (hier nachzulesen) und Bildung.
„Ich habe Vertrauen, dass unsere Kinder in den Schulen meines Bezirks gut aufgehoben sind“, lautete die Aussage, die mit „stimme sehr zu“ und „stimme eher zu“ positiv oder mit „stimme weniger zu“ und „stimme gar nicht zu“ eher negativ beantwortet werden konnte.
Die Detailergebnisse können Sie in den Grafiken – siehe unten – einsehen. Im Weiteren lassen sich vier Thesen lassen sich aus der Umfrage ableiten.
Eine ausführliche Aufarbeitung aller Ergebnisse der KURIER-Regional-Umfrage zum Thema Schule – inklusive einer der genauen Bezirksantworten im Osten – finden Sie hier:
1. Migranten als Faktor
Je höher der Migrantenanteil im Bezirk, desto skeptischer sind die KURIER-Befragten. Eine spannende Ausnahme ist der Wiener Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus (15.), jener Bezirk mit dem höchsten Migrantenanteil. Alle anderen folgen dem Muster: Das geringste Vertrauen gibt es in den Wiener Bezirken Brigittenau (20.) mit nur 23 Prozent, knapp vor Margareten (5.) mit 25 Prozent. Nur wenig besser ist das Vertrauen im 11. Bezirk (Simmering) mit 26 Prozent und in Favoriten (10.) mit 28 Prozent – alles Bezirke mit einem relativ hohen Ausländeranteil.
Ganz anders die Lage in den „reichen“ Wiener Bezirken Hietzing (13.), Döbling (19.), Währing (18.) und Wieden (4.), wo das Vertrauen vergleichsweise hoch ist. Ähnlich schwach ist das Vertrauen in anderen Städten, etwa in St. Pölten.
2. Gesamtschule am Land
Etwas, das sich in den Spezialauswertungen der PISA-Vergleichstests bereits gezeigt hat, findet sich auch bei den vom KURIER Befragten wieder: Fern der urbanen Zentren sind oft Mittelschulen – und nicht AHS – die einzigen Bildungseinrichtungen. Und schon der PISA-Test hatte gezeigt, dass so manche Mittelschule besser abschneidet als einige urbane AHS. Das hat auch damit zu tun, dass ländliche Mittelschulen die eigentlichen Gesamtschulen sind – mit Schülerinnen und Schülern aus allen Leistungsklassen.
Letztlich ist das aber auch wieder nur ein Wiener Problem: Längst sind die AHS hier zu Gesamtschulen geworden, die städtischen Mittelschulen zu (schwachen) Restschulen.
3. Kein Lehrer-Bashing
Die allgemeine Wahrnehmung – vor allem unter Pädagoginnen und Pädagogen selbst – ist, dass unsere Lehrenden ein schlechtes Image in der Bevölkerung haben. Die KURIER-Regionalumfrage belegt das Gegenteil: Niemals würde eine Umfrage über das Vertrauen in unser Schulsystem ein derart positives Ergebnis liefern, wenn es nicht auch ein großes Vertrauen in die Lehrenden gäbe.
Die Bevölkerung kennt sehr wohl die vielen Meldungen über die Probleme an den Schulen, von der überbordenden Zettelwirtschaft bis zum Problem des Spracherwerbs. Aber wenn zwei Drittel der Befragten Vertrauen in das System haben, heißt das auch, dass die klare Mehrheit den Lehrenden zutraut, die Probleme bewältigen zu können.
4. In Wien läuft es nicht
Nicht zuletzt zeigt die Umfrage, wo der Schuh wirklich drückt und wo Bildungsminister Christoph Wiederkehr und Bildungsstadträtin Bettina Emmerling (beide Neos) alle Hände voll zu tun haben: In Wien hat unterm Strich nicht einmal die Hälfte der Befragten Vertrauen ins Schulsystem.
Das liegt auch – wie erwähnt – am hohen Migrantenanteil, aber eben nicht nur. Wenn ein Bundesland so klar hinter alle anderen zurückfällt, sollte sich die Politik schleunigst einfallen lassen, was man anders und besser machen kann.
Gemeinsam mit dem renommierten Meinungsforschungsinstitut OGM hat der KURIER einen Monat lang gefragt, was die Österreicherinnen und Österreicher bewegt.
In 23 Fragen haben wir ein Stimmungsbild des Landes erhoben. Zur Teilnahme aufgerufen waren alle in Österreich lebenden Menschen. OGM stellte mit einem technischen Check sicher, dass keine Verzerrungen durch maschinelle Massenantworten, Bots oder Kampagnen möglich waren.
Insgesamt nahmen exakt 22.297 Personen an der KURIER-Regional-Umfrage teil. Die äußerst hohe Zahl an Interviews liefert aussagekräftige Ergebnisse und Trends für ganz Österreich bis hinunter in viele Bezirke. Der KURIER wird in den nächsten Wochen ausgiebig über die Ergebnisse berichten. Die Berichterstattung dazu finden sie ab sofort laufend unter kurier.at/umfrage.
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