Bevor Hochwasser kommt: „Der Bürger muss selbst etwas tun“
140 Liter Regen pro Quadratmeter fielen vor ein paar Wochen im Grazer Bezirk Gries. Die Bilder des dort angesiedelten Einkaufszentrums Citypark sind österreichweit bekannt: Rolltreppen landeten im Wasser, weil das Erdgeschoß überschwemmt wurde.
„Unser System der Hochwasser-Planung ist über den Haufen geworfen worden“, analysiert ÖVP-Landesrat Johann Seitinger. „Wenn ein Fünftel des gesamten Jahresniederschlags binnen Stunden fällt, kann man alle Berechnungen auf die Seite legen.“ Der Kölner Hochwasser-Experte Reinhard Vogt prüft im Auftrag von Land und Stadt die Schutzmaßnahmen im Fall von Starkregen in Graz. Sein erster Befund ist gut: An zwölf der insgesamt zweiundfünfzig Bäche wurden Sicherheitsvorkehrungen getroffen, die Rückhaltebecken halten.
Üben, üben, üben
Damit sei eine große Gefahr schon gebannt, auch wenn Vogt niemals von „hochwassersicher“ sprechen würde. „Es gibt keinen sicheren Hochwasserschutz.“ Doch es gebe Möglichkeiten über Baumaßnahmen hinaus: Vogt regt eine jährliche Übung oder einen „Hochwassertag“ an. „Damit die Vorfälle im Gedächtnis bleiben.“ Einfache Gefahrenkarten im Internet sowie Aufklärung in den Bezirken sei nötig. „Die Verwaltung kann im Katastrophenfall selbst keinen Schutz bringen, da muss der Bürger selbst etwas tun.“ Das könnten wasserdichte Fenster sein oder die Erinnerung, teure Geräte nicht im Keller aufzustellen. „Das ist Hochwasserschutz zum Angreifen. Es ist wichtig, dass der Bürger das Risiko kennt.“
Die Überprüfung von Graz ist Teil eines EU-Projektes. „Rainman“ läuft in sechs Staaten und macht zunächst Gefahrenpotenzial aus. Dann sollen Handlungsempfehlungen ausgegeben werden.
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