Wut und Mitgefühl nach tödlichem Alko-Unfall
Am Mittwochabend wurde bekannt, dass Extrembergsteiger Hans Kammerlander bei seinem folgenschweren Autounfall vergangene Woche betrunken am Steuer saß. Da hatte die Facebook-Gruppe „Gerechtigkeit für René“ bereits 7800 Mitglieder. Innerhalb von 24 Stunden sind weitere 500 User dem Forum beigetreten, in dem seit Sonntag heftig über die Umstände jenes Crashs in Südtirol diskutiert wird, bei dem der 21-jährige René Eppacher sein Leben verloren hat. Die Gründer der Gruppe sind Bekannte des Einheimischen, die wollen, dass „die Wahrheit ans Licht kommt“, wie sie schreiben.
Ihre Postings sind von Wut getragen: Wut darüber, dass Medien sich mehr für das verletzte Knie des Alpinisten interessiert hätten, als für den tragischen Tod ihres Freundes. Wut darüber, dass es sich ein Prominenter wieder einmal richten würde, weil die Carabinieri anfänglich dem 21-Jährigen die Schuld an dem Unfall gaben.
Es gibt aber auch die anderen Foren-Teilnehmer, die von einer Hetze gegen Kammerlander und von einer Vorverurteilung eines der bekanntesten Südtirolers schreiben. Ein Gutachter wird nun klären, ob Eppacher in das Auto der Bergsteigerlegende krachte oder umgekehrt.
Doch die emotionale Debatte wird weitergehen. „Prominente haben keinen Persönlichkeitsschutz und müssen es aushalten, dass sie im Fokus stehen“, analysiert der Wiener Medienwissenschaftler Peter Vitouch trocken. Dass der Fall derart die Gemüter erhitzt, wundert ihn nicht weiter: „Wenn so etwas passiert, geht es sehr schnell, dass manche meinen, sie müssten aufpassen, dass nichts vertuscht wird.“
Schattenseiten
Tatsächlich ist die Optik eine für Kammerlander unglückliche: Zunächst als Unfallopfer geführt, hat die Tragödie mit dem Bekanntwerden seiner Blutwerte zum Zeitpunkt des Unfalls eine dramatische Wende genommen: Er hatte 1,48 Promille. Am Donnerstag war der Bergsteiger auf Tauchstation, auch sein Management wollte keine Stellungnahme abgeben. Heute wird Kammerlander 57 Jahre alt und steht vor der wohl schwierigsten Situation seines Lebens, die jeden Achttausender in den Schatten stellt.
Fakten
Seine Leistungen auf dem Berg: Hans Kammerlander hat 13 von 14 Achttausendern bestiegen – sieben davon an der Seite Reinhold Messners.
Abfahrt: Berühmt geworden ist er auch durch Skiabfahrten vom Nanga Parbat und vom Mount Everest.
Vorträge abgesagt: Über seine Expeditionen hält der Südtiroler Vorträge, die er nun auf unbestimmte Zeit verschoben hat.1,48 Promille. Die Auswertung eines Bluttests ergab, dass Kammerlander mit 1,48 Promille am Steuer saß. Sein Unfallgegner, 21, starb.
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