Finanzamt macht Bergführern das Leben schwer

Finanzamt macht Bergführern das Leben schwer
Immer öfter werden Bergführer als Scheinselbständige eingestuft, wenn sie von Touren- und Kursanbietern gebucht werden.

Viel mehr als in den Bergen kann man kaum auf sich gestellt sein. Wer Menschen ins alpine Gelände führt, muss vor Ort entscheiden, was abhängig von Wetterlagen und anderen natürlichen Gegebenheiten das Beste für die Gruppe ist.

"Das entspricht ganz klar einer selbständigen Tätigkeit", steht für Thomas Rabl, Präsident der Tiroler Bergsportführerverbands (TBSFV), fest. Das selbständige Wirtschaften sei in einem Beruf, in dem die Natur die Vorgaben macht, auch "ein sehr flexibles Modell, das wir in diesem Bereich sehr stark brauchen".

Mehr dazu hier: Einsatzmarathon der Bergrettung zum Start der Wandersaison

Aber hier kommen den Freiberuflern immer öfter Finanzamt und Österreichische Gesundheitskasse in die Quere.

In diesem Artikel lesen Sie:

  • Welche Probleme zertifizierte Bersportführer derzeit haben
  • Warum sich dadurch die Kosten für Touren erhöhen könnten
  • Wie sich die Kosten für ehrenamtliche Rettungsorganisationen erhöhen

Wenn die zertifizierten Bergsportführer Touren und Kurse für Alpinschulen, Reisebüros oder Tourismusverbände durchführen, würden sie immer öfter als unselbstständig Tätige oder Scheinselbstständige eingestuft, beklagte Rabl am Montag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck.

Die Unsicherheit unter den Kollegen sei groß. Rabl sieht zudem die Gefahr, "dass sich die Kosten für Touren erhöhen könnten". Und dadurch weniger Bergführer in Anspruch genommen werden.

Ohne Erfahrung in den Bergen

Das bereitet wiederum Hermann Spiegl, Präsident der Bergrettung Tirol, Kopfweh. 1.300 Einsätze habe man im heurigen Jahr gehabt, bei denen unverletzte Personen gerettet werden mussten. "Tendenz steigend." Der Grund ist häufig, dass sich eine Vielzahl von Menschen in den Bergen bewegt, die dort kaum Erfahrung haben und sich überschätzen.

"Wir hatten keinen einzigen dieser Einsätze bei von Bergführern geführten Touren", sagt Spiegl. Gleichzeitig ist auch seine Organisation von der Rechtsauslegung von Finanzamt und ÖGK betroffen. Die Tiroler Bergrettung setzt bei der Ausbildung ihrer Mitglieder ausschließlich auf zertifizierte Bergsportführer.

Finanzamt macht Bergführern das Leben schwer

"Wir haben 2019 bei einer Prüfung vom Finanzamt beschieden bekommen, dass wir sämtliche Bergführer und Ausbildner anmelden müssen", sagt Spiegl. Dadurch erhöhen sich für die ehrenamtliche Rettungsorganisation die Kosten für Abgaben und Administration um 174.000 Euro, so Spiegl. Und das bei Kosten von 463.000 Euro für die Ausbildung insgesamt.

Zuschuss für Retter gekürzt

Das hat auch für die Bergretter selbst Auswirkungen, die ihre Einsatzausrüstung selbst beschaffen müssen, dafür aber von ihrer Organisation einen Zuschuss bekommen. "Seit Wirksamkeit des Finanzbescheides von 2019 müssen diese Zuschüsse von vormals 30 auf 15 Prozent zurückgefahren werden", erklärt der Präsident.

Für ihn besonders unverständlich: Die Rechtsauslegung von Finanzamt bzw. ÖGK sei ein Tirol-Spezifikum. Eine Erklärung dafür gäbe es nicht. In Wien sind Bergsportführer- und -retter mit ihren Sorgen bislang auf taube Ohren gestoßen. In der Landespolitik habe man hingegen Unterstützung.

"Das ist lebensfremd"

"Es ist nicht verständlich, wenn ein Bundesgesetz in den Bundesländern unterschiedlich ausgelegt wird", sagt auch Walter Zörer, Präsident des Verbands der Österreichischen Berg- und Skiführer. Für ihn ist die Auslegung "lebensfremd".

Das macht Rabl an einem Beispiel fest, wie sich die erzwungene Anstellung von Freiberuflern auswirken würde: "Ich kann mitten auf einer Grattour nicht sagen, dass ich jetzt meine maximale Arbeitszeit erreicht habe."

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