Einsatzmarathon der Bergrettung zum Start der Wandersaison

Es wiederholt sich Jahr für Jahr: Wenn die Urlaubssaison am Meer oder an den Seen zu Ende geht, zieht es viele Ausflügler in Österreichs Berge. Die herbstliche Wandersaison bringt aber auch ihre Schattenseiten mit sich. Das Bilderbuchwetter der vergangenen Tage hat zu einem Einsatzmarathon der Bergretter und Einsatzkräfte auf den niederösterreichischen Gipfeln geführt.
Obwohl der Wanderherbst gerade erst begonnen hat, zählt man auf den beliebten Hausbergen der Wiener – Rax und Schneeberg – bereits 20 Notfalleinsätze im September. Bei der Bergrettung Reichenau spricht man von einer massiven Häufung der Zwischenfälle, der mit dem Ansturm auf den Klettersteigen und Wanderwegen einhergeht. „Oft vergessen die Wanderer, dass sie sich hier im hochalpinen Gelände bewegen. Mit all den Gefahren, die dazu gehören“, heißt es dazu von der Bergrettung NÖ/Wien.
Bei Prachtwetter wurden am vergangenen Wochenende weit über 5.000 Ausflügler mit der Salamander-Zahnradbahn auf Niederösterreichs höchsten Berg gekarrt. „Wir hatten in Folge einige Einsätze wegen Fuß- und Knöchelverletzungen, auch ein Schlangenbiss war dabei“, schildert Karl Tisch von der Bergrettung Puchberg am Schneeberg.
Gerade für Touren über anspruchsvolle Steige sind besondere Erfahrung nötig, gute körperliche Voraussetzungen, ein gutes Maß an Ausrüstung und die entsprechende Tourenplanung.
Dies sei aber immer seltener der Fall, beklagt der Landesgeschäftsführer der Bergrettung NÖ/Wien, Lukas Turk. Weshalb die Freiwilligen auf den Ausflugsbergen in Dauerschleife das Leben von in Not geratenen Ausflüglern retten müssen.
Die richtige Tourenvorbereitung reduziert das Risiko, im alpinen Gelände nicht auf die Hilfe der freiwilligen Retter angewiesen zu sein. Die Bergrettung NÖ/Wien gibt auf ihrer Internetseite www.bergrettung-nw.at brauchbare Tipps, wie man von einer Wandertour oder einem Kletterausflug gesund zurückkehrt.
Immer häufiger beobachten Einsatzkräfte, dass gerade unerfahrene Bergsportler blind auf Outdoor-Apps vertrauen. „Man sollte die Informationen über den Zustand, die Topografie und die Schwierigkeitsstufe von Wegen und Steigen aber auch richtig interpretieren können“, warnt die Bergrettung.
Ein Phänomen, das gerade in der Herbstzeit häufig vorkommt, sind Wanderer und Bergsteiger, die in die früher einsetzende Dunkelheit geraten und sich dadurch verirren. „Der frühere Sonnenuntergang wird oft unterschätzt“, erklärt Luks Turk, Landesgeschäftsführer der Bergrettung NÖ/Wien. Besondere Vorsicht gilt in Begleitung von Kindern. Wegzeiten, die im Internet oder auf den Wandertafeln angegeben werden, gelten nicht für das langsamere Geh- oder Wandertempo von Kindern.
Miteinkalkuliert werden müssen auch genügend Pausen und der Rückweg, auch dafür braucht es Kraft und Zeit. Was die Ausrüstung anbelangt, empfiehlt die Bergrettung, einen Blick auf ihre Packliste im Internet zu werfen. Die Empfehlung reicht von einem Erste Hilfe-Set, eine beschichtete Rettungsdecke, Taschenlampe, Biwaksack, Sonnen- und Regenschutz, GPS-Gerät und ähnliche brauchbare Dinge. Plant man bei einer Hütte einen Stopp, sollte man vorher prüfen, ob diese auch tatsächlich geöffnet hat. Ausreichend Trinken und Essen ist ein absolutes Muss. Dehydration kann zu einer gefährlichen Schwächung des Kreislaufs führen.

Nicht immer geht die Sache gut aus. Wie dramatisch ein Notfall im Gebirge enden kann, haben Angehörige und Einsatzkräfte am vergangenen Samstag auf der Rax verspüren müssen. Ausgerechnet am „Welttag der Ersten Hilfe“ erlitt ein knapp 60-jähriger Wanderer am Wildkogelsteig einen Herzstillstand.
Reanimation erfolglos
Die Dienstmannschaft befand sich am Waxriegelhaus, als der Notruf einlangte. Der Wanderer wurde von Angehörigen bis zum Eintreffen des ÖAMTC-Notarzthubschraubers reanimiert. Zur Unterstützung der Bergretter wurde auch ein Polizeihubschrauber angefordert. Trotz rascher Intervention war der Mann nicht mehr zu retten. Die Angehörigen standen unter Schock und mussten mit Hubschraubern ausgeflogen werden.
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Wie zeitlich fordernd die Einsätze im Hochgebirge sind, zeigt ein Blick in die Einsatzstatistik. Obwohl es im ersten Halbjahr in NÖ mit 411 Einsätzen um elf Prozent weniger gab als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (455), ist die Zahl der Einsatzstunden von 3.721 auf 6.216 massiv explodiert. Lukas Turk führt das auf die hohe Zahl an personalintensiven Sucheinsätzen zurück.
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