Noch nicht in Saft
Noch sind die steirischen Apfelbauern unbesorgt, weil die Bäume noch „nicht in Saft“ gegangen seien, wie Muster versichert. „Nur weil Forsythien schon blühen können, heißt das nicht, dass auch Obstbäume blühen.“ Burgenländische Kollegen haben aber dagegen ihre Marillenkulturen fest und besorgt im Blick. „Die Gefahr, dass wir wieder einen Spätfrost haben, ist durch die hohen Temperaturen schon gegeben“, betont Obstbaupräsident Johann Plemenschits. Je früher die Bäume in den Saft gingen, desto gefährdeter seien sie.
„Die Marillen sind sicher als Erstes betroffen, bei uns sind die Knospen schon richtig dick“, beschreibt Obstbauer Gerald Zotter aus Kukmirn im Südburgenland. Tagsüber sei die Sonne stark und die Temperatur hoch, auch in den Nächten gebe es nur noch vereinzelt Minusgrade im Südburgenland. „Es kann gut sein, dass wir Mitte oder Ende März die Marillenblüte haben“, vermutet Zotter. Eine gefährliche Situation, denn „eine Nacht mit minus zwei Grad und alles ist kaputt“.
Ähnlich schätzt Dominik Schreiber, Marillenbauer im niederösterreichischen Poysdorf, die momentane Lage ein. „Je früher die Bäume austreiben, desto länger ist das Risiko, wenn es wieder kalt wird.“ Eine der wenigen Vorab-Maßnahmen sei die Auswahl der richtigen Marillensorte. Die spätblühenden Marillen treiben nämlich vier bis fünf Tage später aus. Das Frostrisiko wird so verkürzt – ausgeschlossen ist ein Frostschaden damit aber auch nicht. „Eine Nacht mit wenigen Stunden Minusgraden reicht aus, um die gesamte Ernte zu zerstören“, warnt Schreiber.
Karl Bachinger von der Landwirtschaftskammer Niederösterreich sieht wie die steirischen Kollegen aber noch keinen großen Grund zur Sorge. „Zurzeit schaut’s gut aus, es gibt eine frühe Knospenschwelle. Aber ob es Frostschäden geben wird, ist jetzt nicht abzusehen“, so Bachinger. Auch Konrad Hackl, Berater für Weinbau in der Kammer, ortet noch keine voraussehbaren Probleme für die Weinernte: „Momentan gibt es noch Frost in der Nacht, deshalb treibt noch nichts aus. Wenn in der Nacht Plusgrade sind, dann ist das ein Problem.“
Die Bauern rüsten sich aber für den Notfall. Denn „präventiv kann man nichts machen, außer vorbereitet sein“ beschreibt Elmar Feigl von der Landwirtschaftskammer Wien. Es bestehe im Ernstfall aber die Möglichkeit zu räuchern: Durch entzündete Feuer wird eine Rauchdecke über der Kultur erzeugt, die eine Abstrahlung der Wärme stoppen soll. „Das ist aber eine Notmaßnahme, die sehr viel Aufwand erfordert und niemand haben möchte.“
Regnen und Heizen
Auch in der Steiermark ist diese Methode verpönt, die Landwirte setzen auf Frostberegnung und Heizen mit Kübeln voller Paraffin: 300 Stück solcher „Kerzen“ pro Hektar sind nötig, um Pflanzen vor Frost zu schützen.
Immerhin, eine Sparte freut sich über die derzeitige Wetterlage: „Für Gemüse ist die Witterung sehr gut“, betont Josef Peck, Vorstand von LGV Sonnengemüse. Kulturen in Gewächshäusern reiften durch das reichliche Sonnenlicht nämlich schneller.
Mitarbeit: Sandra Schober
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