Kältewelle: Bauern bangen um ihre Ernte
Minus drei Grad Celsius im Kamptal und minus ein Grad in der Wachau – die Prognosen des Wetterdiensts Ubimet für die Nacht von Montag auf Dienstag verheißen nichts Gutes. Erinnerungen an eisige Frostnächte im April 2016 werden wieder wach, als Hunderte Obstbauern und Winzer in Niederösterreich und der Steiermark trotz einer Materialschlacht vergeblich gegen Kälteschäden kämpften. Der Ernteverlust betrug damals laut Hagelversicherung rund 200 Millionen Euro. Jetzt geht das große Zittern wieder los. Wachauer Marillenbauern und Winzer rund um Krems bringen schon Strohballen, Frostkerzen sowie ihre Bewässerungsanlagen in Position, um in ihren Gärten gegebenenfalls mit Rauch und (Erstarrungs-)Wärme das Erfrieren der jungen Früchte und Triebe zu verhindern.
"Drei Wochen früher geblüht"
„Eigentlich wären die Vorzeichen für eine gute Ernte optimal“, sagt Franz Reisinger, Obmann der Wachauer Marillenbauern, als er durch seinen Garten in Aggstein im Bezirk Krems spaziert und die zwei bis vier Millimeter großen Früchte kontrolliert. Da die Marillen schon drei Wochen früher blühten, sei die Gefahr, vom Strahlungsfrost getroffen zu werden, größer. „Es gab schon Jahre, da war es sogar in Mainächten noch bitterkalt“, sagt Reisinger.
Große Ernteausfälle 2016
Damit die Früchte durch den Frost nicht platzen, will er heuer mit einer „Unterkronenbewässerung“ statt des aus seiner Sicht weniger wirksamen Räucherns gegensteuern. „Durch die Erstarrungswärme steigt die Temperatur um bis zu 1,5 Grad. Die können helfen. Immerhin geht es nur um ein bis zwei Grad Celsius, die entscheiden, wie gut die Ernte heuer ausfällt“, sagt Reisinger. 2016 mussten seine Bauern einen Ernteausfall von rund 80 Prozent hinnehmen.
Franz Reisinger, Obmann der Wachauer Marillenbauern, im KURIER-Interview zum Thema Frost
Heikel wird es auch für die Winzer im Raum Krems, weil die Weinreben auf einigen Terrassen bereits ausgetrieben sind. „Dort wird es gefährlich“, sagt Konrad Hackl, Weinbauberater der Landwirtschaftskammer. Frostkerzen und angezündete Strohballen sollen helfen.
Apfelernte
Die steirischen Apfelbauern atmen vorerst auf, die Prognosen sind nicht besorgniserregend. Allerdings haben Landwirte und Konsumenten 2016 noch in schlechter Erinnerung: 90 Prozent der steirischen Apfelernte waren hinüber, das bedeutete Engpass: Denn vier Fünftel der österreichischen Apfelproduktion stammen aus der Steiermark.
Das ließ Bauern und Experten seither tüfteln. Wie vorsorgen? Beregnen wärmt und funktioniert, ist aber nicht überall möglich. „Obstbau ist Hang- und Kuppenlage“, sagt Herbert Muster von der Landwirtschaftskammer, „da ist Wasser Mangelware.“ Auch Heizen unter den Bäumen sei effizient. Allerdings empfiehlt das die Kammer wegen der Schadstoffbelastung nicht mehr. Billig ist diese Methode auch nicht: Pro Hektar Anbaufläche seien 200 bis 300 Stück Frostöfen notwendig.
Um sie auch nur eine Nacht zu befeuern, müssen wenigstens drei Helfer dort wachen. „Die Kosten belaufen sich pro Hektar auf 2.000 bis 3.000 Euro pro Nacht“, rechnet Muster vor. Viele Betriebe würden deswegen nur Teilflächen schützen oder sich gegen Frostschäden versichern.
Vorschau: Kühler Wochenbeginn, aber wohl frühlingshafte Ostertage
Die Karwoche beginnt in ganz Österreich mit einigen Wolken und Regenschauern. Zeitweise wird die Sonne zum Vorschein kommen. Die Höchstwerte erreichen acht bis 16 Grad Celsius. Eisig wird es in der Nacht auf Dienstag im Waldviertel, bis zu minus fünf Grad sind dort möglich.
Noch mehr Sonnenschein und Temperaturen von bis zu 18 Grad sind schon ab Dienstag zu erwarten.
Im Lauf der zweiten Wochenhälfte stellt sich laut dem privaten Wetterdienst Ubimet eine föhnige Südströmung ein, somit steigen die Temperaturen weiter an. Am Gründonnerstag liegen die Höchstwerte im Westen um oder über der 20-Grad-Marke und am Karfreitag steigen die Temperaturen auch im Osten wieder auf über 20 Grad an. „Die höchsten Werte um 23 Grad werden voraussichtlich am Samstag in den Nordalpen und im Nordosten erreicht“, prognostiziert Ubimet-Chefmeteorologe Manfred Spatzierer.
Die Vorhersage für Ostern sei noch etwas unsicher, nach dem aktuellen Stand zeichne sich aber besonders im Norden und Osten freundliches, frühlingshaftes Wetter ab, erklärt Spatzierer.
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