Bei der Barrierefreiheit gerät Österreich oft ins Stolpern
Als „barrierefrei“ wurde kürzlich eine Wohnung in Wien-Landstraße beworben. Tatsächlich kam man zur Eingangstür noch mit dem Lift. Zwei Meter hinter der Tür konnte man die restliche Wohnung allerdings nur über 15 Stufen erreichen. Rollstuhlfahrer erreichen also gerade einmal das Vorzimmer.
Ein Gasthaus in der Preßgasse in Wien-Margareten bezeichnet sich als rollstuhltauglich, hat tatsächlich aber zwei unüberwindbare Stufen auf dem Weg in das Lokalinnere.
Wer im Rollstuhl sitzt, der weiß, dass Angaben wie barrierefrei oder rollstuhlgerecht nicht immer zu trauen ist. Tatsächlich ist es notwendig, entweder vorab einmal Bekannte hinzuschicken oder sich Fotos etwa von Hotels schicken zu lassen.
„Viele glauben, barrierefrei bedeutet, dass man ein paar Rampen baut“, sagt Johanna Eteme vom Innenministerium.
Ein Beispiel dafür ist eine große Bungalow-Siedlung nahe des Stausees Ottenstein im nö. Waldviertel. Dort werden barrierefreie Zimmer angeboten mit einer so verwinkelten Zufahrtsrampe, dass man mit einem Rollstuhl nicht um die Kurve in sein Quartier kommt.
Seit 2016 sollte Österreich per Gesetz barrierefrei sein, doch in jedem Bundesland gibt es eine eigene Bauordnung mit unterschiedlichen Vorschriften. Doch Aber auch der Bund ist säumig. Im Jänner beschlossen ÖVP, Grüne und Neos (gegen die Stimmen von SPÖ und FPÖ), dass es künftig in jedem Wahlsprengel eine barrierefreie Wahlzelle geben muss. Doch auch so manches Bundesgebäude, wie etwa der Tiergarten Schönbrunn, sind für Rollstuhlfahrer bis heute kaum erreichbar.
Interessante Gäste
Doch langsam findet ein Umdenken statt. In Kärnten und im Tiroler Reutte werden sogar eigene Wanderwege für Behinderte gebaut. Die Touristiker sind draufgekommen, dass gerade Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte sehr gute Kunden sind. Sie bleiben länger, kommen häufiger wieder, wenn alles passt und da sie weniger mobil sind, konsumieren sie mehr in der Unterkunft.
Doch es gibt sie auch, die Vorzeigebeispiele bei den öffentlich zugänglichen Gebäude. Die Albertina Modern etwa bietet allen mit Behindertenausweis nicht nur gratis Eintritt, sondern auch trotz vieler Stufen in jedem Raum einen eigenen Speziallift, in den sogar massive Elektro-Rollstühle passen. Auch die Staatsoper hat nicht nur günstige Tickets, sondern auch trotz enger Konstruktion und Denkmalschutz einen Rolli-Lift.
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