Doch nun scheint alles anders, wie eine gemeinsam Recherche von KURIER und Salzburger Nachrichten zeigt. Wer zwischen dem neu gebauten Badeschloss mit 35 Meter hohem Turm, Straubinger samt Luster am Buffet und donnerndem Wasserfall wandelt, hört vor allem eines: Gerüchte über einen Betreiberwechsel. Nach gerade einmal vier Monaten Betrieb. Ein Gerücht, dass sogar Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) zum Hörer greifen ließ.
- Warum die Situation laut Experten für viele Bau-Projekte im Moment enorm angespannt ist
- Von einer Schere im Tourismus die Rede ist
- In Werfenweng, wo die Gruppe ebenfalls aktiv ist, die Gerüchte von offizieller Seite bereits bestätigt werden
- Und was die Hirmer-Gruppe selbst sagt, lesen Sie im Folgenden
Insider in Bad Gastein sprechen sogar davon, dass es der Hirmer-Gruppe hoch anzurechnen sei, dass sie die Hotels in Bad Gastein im geplanten Zeitrahmen und Umfang überhaupt noch fertiggestellt habe.
Sechs Hotels und Ressorts in Österreich
Denn offenbar soll das Familienunternehmen, so die Gerüchte, beabsichtigen, sich ganz von ihrer 2018 erworbenen Travel-Charme-Gruppe zu trennen, die vor fünf Jahren noch unter dem Aspekt "ein ganzheitliches und nachhaltiges Lifestyle-Erlebnis zu bieten", erworben wurde.
Offenbar wegen familieninterner Uneinigkeiten über die Ausrichtung des Unternehmens.
Sechs vier und fünf Sterne Hotels und Resorts betreibt Travel Charme in Deutschland. Sechs weitere in Österreich. Neben jenen zwei in Bad Gastein, laut Homepage auch eines in Vorarlberg (Ifen Hotel, Kleinwalsertal), in Tirol (Fürstenhaus am Achensee) und zwei weitere in Salzburg (Bergresort Werfenweng und Ferienwohnungen Werfenweng).
Und genau von dort, aus Werfenweng, kommt auch eine offizielle Bestätigung. Laut Bürgermeister Peter Brandauer (ÖVP) sei Travel Charme tatsächlich auf der Suche nach einem strategischen Partner oder einem neuen Betreiber. „Die Eigentumsverhältnisse ändern sich aber nicht.“ Eigentümer der Immobilien sind die Unternehmen Klinger und Schmitz.
Leitbetrieb
Der Ortschef zeigt sich dennoch verwundert, dass die Gemeinde bis dato über den bevorstehenden Betreiberwechsel nicht informiert worden sei. „Das Hotel ist ein Leitbetrieb, deswegen ist das natürlich eine sehr entscheidende Frage für den Ort, wer Betreiber einer so großen Hotelanlage ist“, sagt Brandauer.
80 Arbeitsplätze würden daranhängen, der Betrieb trage sehr viel an Wirtschaftskraft für Werfenweng bei, und die Auslastung sei gut. Welche Motive bei dieser Entscheidung mitspielten, wisse er nicht, stellt aber einen möglichen Zusammenhang mit dem Engagement der Hirmer Gruppe in Bad Gastein her.
Strategische Weiterentwicklung
Von der Hirmer-Gruppe selbst wird offiziell dementiert , dass man den Betrieb in Werfenweng abgibt.
Zu den anderen Gerüchten heißt es: "Die HIRMER Gruppe ist kontinuierlich damit beschäftigt, Optionen für die strategische Weiterentwicklung ihres Engagements in der Hotellerie und im Immobilien Sektor zu prüfen. Über konkrete Vorhaben sprechen wir, wenn Entscheidungen spruchreif sind. Derzeit gibt es dazu nichts zu vermelden."
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Eine Antwort, die gleichlautend ist. Egal, ob auf die Frage nach dem Verkauf der Travel Charme Gruppe, oder Teilen daraus. Oder darauf, dass sich einzelne Interessenten bereits Häuser anschauen sollen. Auch in Bad Gastein soll die Konkurrenz bereits vor Ort gewesen sein.
Ein Dementi der Betreiber liest sich jedenfalls anders.
Bereits Namen für Interessenten
Einer jener Interessenten, der hoch gehandelt werden, sind die Falkensteiner-Hotels. Dort heißt es auf Anfrage: "Wir dementieren das."
In Bad Gastein selbst, gibt man sich an offizieller Stelle ebenfalls wortkarg. Bürgermeister Gerhard Steinbauer (ÖVP): "Gerüchte kommentiere ich nicht."
Jene Einheimischen, die dann noch reden, wenn auch ohne namentlich genannt werden zu wollen, sagen Sätze wie diese: Grundsätzlich sei es egal, wer der Betreiber sei. Hauptsache, es werde betrieben. Was passiert, sollte die Hirmer Gruppe keinen Betreiber finden, ist offen.
Der aktuelle Hoteldirektor des Straubinger, Timo Maier, der seit der Eröffnung vor vier Monaten übrigens schon der dritte Manager ist, sagt offiziell nur, dass man sehr gut gebucht und zufrieden sei. Und verweist an die Pressestelle in Deutschland.
Sechs Millionen kamen einst vom Land
Pikant: Erstmals soll intern bereits im Sommer über einen Betreiberwechsel der Hotels spekuliert worden sein. Also noch vor der offiziellen Eröffnung, zu der am 8. Dezember auch extra Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) angereist war.
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Das Land Salzburg hatte auf Betreiben des Landeshauptmanns 2017 die fast 30 Jahre lang leer stehenden Gebäude am Straubingerplatz als Zwischenhändler um 6 Millionen Euro gekauft. Um 7,5 Mio. Euro wurden sie an die Hirmer Gruppe 2018 weiterverkauft.
Gespräch Haslauer - Hirmer
Haslauer selbst, kennt das Gerücht, wie er im Gespräch mit den Salzburger Nachrichten bestätigt. Er habe Christian Hirmer deswegen sogar selbst kontaktiert. Ein Verkauf sei aber kein Thema. Ob dies auch einen möglichen Betreiberwechsel umfasst, darüber habe er mit Hirmer im Detail aber nicht gesprochen.
Schwierige Situation
Von einer "extrem angespannten Situation" für viele Projekte spricht Thomas Reisenzahn, Chef der Prodinger Tourismusberatungs GmbH im Pinzgau, die rund 500 Hoteliers betreut. Seine Erklärung: Die operativen Ergebnisse, also der Betriebsgewinn, sei durch die Bank schlechter geworden. Hoteliers brächten zwar noch immer Preiserhöhungen durch, doch nicht in dem Ausmaß, in dem die Kosten steigen.
Dazu kämen stark gestiegene Zinsen. Die Notenbank EZB hat die Leitzinsen bekanntlich binnen eines Jahres von fast Null auf über vier Prozent erhöht. Jetzt kämen noch zweistellige Lohnerhöhungen binnen zwei Jahren dazu, die in einem Land mit derart hohen Steuern auf den Faktor Arbeit besonders gravierend wären.
Entwicklung Richtung Schweiz
„Dienstleistung wird sehr sehr teuer, meint Reisenzahn und sieht den Tourismus „einen Schritt näher bei der Schweiz“. Die kann sich das hohe Preisniveau aber leisten, weil sie ein wesentlich internationaleres (und kaufkräftigeres) Gästepublikum anziehe.
In Österreich machten hingegen Inländer und Deutsche eine Mehrheit aus – und damit sei der Tourismus „viel preissensibler". Reisenzahn sieht eine Investitionsbremse in der Branche als unumgänglich. Hohe Investitionen hätten zuletzt dazu geführt, dass das Anlagevermögen deutlich stärker gestiegen ist als die operativen Ergebnisse. Das müsse nun wieder „in Einklang gebracht werden“.
Schere im Tourismus
Sepp Schellhorn, Hotelier aus Salzburg und künftig wieder Neos-Politiker, macht sich mittlerweile „große Sorgen“ um die Zukunft des Wintersports und -Tourismus. Nicht wegen möglichen Schneemangels, sondern der Teuerung und Kostenschübe, die die Preise nach oben treibe. Weder die Hotelier, noch die Gäste kämen da noch wirklich mit. Der Tourismus laufe in eine Schere – da hochpreisiger Luxus, dort die Low-budget-Billigschiene. Und da drohe dazwischen viel liegen zu bleiben.
Nicht nur, der Kronleuchter am Frühstückbuffet.
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