Bad Gastein: Akuthilfe für den verfallenen Ortskern
"Jetzt ist es Zeit zu Handeln. Der Ort muss vor dem weiteren Verfall geschützt werden."
Diese Worte stammen von Bad Gasteins Bürgermeister Gerhard Steinbauer (ÖVP) – vor knapp zehn Jahren. Zu der Zeit wollte der damalige Stellvertreter von Landeshauptfrau Gabi Burgstaller, Wilfried Haslauer (ÖVP), die Liegenschaften samt dem Kongresshaus vom Land übernehmen und sanieren lassen. Vor Kosten von bis zu 140 Millionen Euro warnte damals SPÖ-Finanzlandesrat David Brenner. Er erteilte den Plänen eine Absage, da er für die Verstaatlichung von privaten Hotels nicht zur Verfügung stehe, wie Brenner damals sagte.
Danach wurde es recht ruhig um die Bauruinen Hotel Straubinger, Postgebäude und Badeschloss am Straubingerplatz. Als vor Monaten wieder einmal medial Gerüchte aufkochten, dass doch noch einmal Bewegung in die Pläne fürs bröckelnde Zentrum des Kurorts kommen könnte, ließ Bürgermeister Steinbauer Ratlosigkeit durchklingen. Die Situation sei unverändert.
Ort wartete 18 Jahre
Am Freitag die Kehrtwende nach 18 Jahren Wartezeit: "Wir haben endlich Verfügungsgewalt über die Gebäude", verkündete Steinbauer. Vergessen scheinen die Zeiten, in denen der Bürgermeister keine netten Worte für die Eigentümer ("klassische Spekulanten") fand. Landeshauptmann Haslauer war nämlichkurzfristig nach Bad Gastein gekommen, um die Übernahme der drei Gebäude durch das Land bekannt zu geben. Sechs Millionen Euro lässt sich das Land die baufälligen Gebäude kosten. Die Eigentümer aus Wien, Philippe Duval und Franz Wojnarowski seien "im Preis entgegengekommen". Bis zum Winterbeginn seien noch dringend erste Sanierungsarbeiten notwendig, sagt Haslauer. Maximal 7,5 Mio. will das Land inklusive der Projektentwicklung investieren. Nach dem Verkauf an Betreiber sollen die Gebäude wieder einer "wirtschaftlichen und touristischen Nutzung" zugeführt werden. "Das Ziel ist, dass wir nach zwei Jahren wieder draußen sind aus der Geschichte", meint Haslauer. Wichtig sei es ihm, "die Hand drauf zu haben, wer kommt". Dass das Land auf den maroden Bauten sitzen bleiben könnte, fürchtet Haslauer nicht.
Nur die "halbe Miete"
Für Bürgermeister Steinbauer ist nach einer "zähen Partie" nun der "Gordische Knoten zerschlagen". Er erwartet sich, dass im Ort, der im Jahr mehr als 1,1 Millionen Nächtigungen zählt, nun neue Hotelbetriebe entstehen. Andreas Kandler, SPÖ-Fraktionsobmann im Gemeinderat Bad Gasteins, teilt die Freude über den Deal – es gebe einen fraktionsübergreifenden Schulterschluss. Wenngleich er weniger euphorisch ist. "Mich wundert schon, dass sich das Land da drüber traut", meint Kandler. Er spricht von der "halben Miete", zumal sich das Kongresshaus und das gegenüberliegende Haus Austria nach wie vor "in den Fängen des Herrn Duval" befinden würden, wie Kandler sagt.
Dass das Land die beiden Gebäude ebenfalls übernimmt, kommt für Haslauer aber nicht infrage. Er hoffe, dass andere Investoren den Weg in den Kurort finden – oder die Familie Duval selbst. Darauf haben die Gasteiner in den vergangenen zwei Jahrzehnten aber vergeblich gewartet.
Bad Gastein war in der Vergangenheit ein Tummelplatz der Monarchen. Der erste prominente Kurgast soll laut der Ortschronik 1436 Kaiser Friedrich III. gewesen sein. Auch die Salzburger Fürsterzbischöfe entdeckten in den folgenden Jahrhunderten die heilenden Thermalquellen für sich. Der große Aufschwung zum Nobelkurort folgte im 19. Jahrhundert: Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth waren ebenso zu Gast wie der deutsche Kaiser Wilhelm I. Später fand sogar der Schah von Persien nach Bad Gastein. Anfang des 20. Jahrhunderts sorgte der Bau der Tauernbahn noch einmal für einen kräftigen Wachstumsschub im Zentrum: Große Betriebe wie das Grand Hotel de l’Europe und der Kaiserhof wurden in dieser Zeit errichtet.
In den vergangenen Jahrzehnten musste das frühere „Monte Carlo der Alpen“ eine Reihe an Rückschlägen verkraften. Anfang der 2000er-Jahre war der Wiener Investor Franz Duval als „Retter von Bad Gastein“ angetreten. Jene Immobilien am Straubingerplatz, für die nun das Land Salzburg sechs Millionen Euro hinblättert, soll er 2001 um kolportierte 3,6 Mio. Euro gemeinsam mit dem Wiener Architekten Franz Wojnarowski als Konkursruinen erworben haben.
Viele leere Versprechen
An die Zusagen für Ausbaupläne hielten sich die vermeintlichen Retter nie. Bereits 2009 stellte der damalige Landeskonservator fest: „Das Bad Gasteiner Zentrum ist im miesest vorstellbaren Zustand.“ Ende 2015 wanderte das Casino Bad Gastein nach Zell am See ab.
Nach langem Warten gab es am Freitag wieder gute Nachrichten. Offenbar war es gelungen, mit Philippe Duval, dem Sohn des 2013 verstorbenen Franz Duval, die lange ersehnte Lösung zu erzielen. Landeshauptmann Wilfried Haslauer sprach jedenfalls von einer guten Gesprächsbasis mit dem Erben. Bürgermeister Gerhard Steinbauer betonte, man habe stets „auf verschiedenen Ebenen“ versucht, zu einer Einigung zu kommen.
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