Ausstellung auf der Schallaburg: „Die Reiternomaden sind unsere Vergangenheit“
Wenn wir auf unsere nationalen Wurzeln pochen, dann wird meist jene Zeit des Frühmittelalters ausgeblendet, die in der Geschichte als Völkerwanderung bezeichnet wird. Es ist die Zeit im 6. Jahrhundert, als die Hunnen, Awaren, Ungarn und Bulgaren aufgebrochen und in Richtung Westen gezogen waren. Diesen sogenannten Reiternomaden widmet sich jetzt eine große Ausstellung in der Schallaburg im niederösterreichischen Bezirk Melk.
Kurator Falko Daim erklärt die Beweggründe für diese Vergangenheitsbetrachtung so: „Der Osten Österreichs wurde vom 4. bis 10. Jahrhundert von diesen Steppenkriegern und Steppengesellschaften dominiert. Es war an der Zeit, diese Völker in ihrer Diversität im Zuge einer Ausstellung zu präsentieren. Dieser Teil der Geschichte geht uns alle an.“
Reiternomaden in Europa
Die Ausstellung über die Hunnen, Awaren, Ungarn und Bulgaren ist vom 9. April bis zum 6. November auf der Schallaburg in Niederösterreich (Bezirk Melk) zu sehen. Von Montag bis Freitag ist sie von 9 bis 17 Uhr geöffnet, an Wochenenden sowie an Feiertagen von 9 bis 18 Uhr.
Die Schallaburg
Vor knapp 500 Jahren war die Burg zu einem Renaissanceschloss ausgebaut worden. 1967 kaufte das Land Niederösterreich die Schallaburg.
Multikulturelle Gesellschaft
Es geht den Gestaltern der Ausstellung darum, das Bild der „brandschatzenden Invasoren, der wilden Horden“ zurechtzurücken. Natürlich habe der Krieg immer eine wichtige Rolle gespielt. Aber: „Die nomadische Lebensweise war keinesfalls primitiv, sondern eine hoch spezialisierte Anpassung an das Leben in ökologischen Nischen“, heißt dazu im Text zur Ausstellung.
Verfolgt wird die Geschichte der Reiternomaden vom 4. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Vor allem im Hinblick auf die multikulturellen Gesellschaften, die diese Zeiten dominierten. Die Hunnen und Awaren verschwanden danach wieder, die Ungarn und Bulgaren blieben. Sie schafften die Transformation von einer losen Oberhoheit über verschiedene Clans hin zu einem erblichen Königtum. Und auch hin zum Christentum.
Wichtig war den Kuratoren auch, dass bei der Ausstellung von Raum zu Raum sichtbarer wird, dass Europa von jeher von einer gesellschaftlichen Vielfalt geformt und laufend umgeformt wurde. Ein Aspekt, der auch bei den aktuellen Flüchtlingsbewegungen nicht außer Auge gelassen werden darf.
Abseits der Schau über die Reiternomaden wird es für die Besucher wieder einen Escape Room geben, in dem das historische Rätsel geklärt werden muss, ob Hans Wilhelm von Losenstein Mitte des 16. Jahrhunderts seinen Bruder Georg Achaz ermordet hat.
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