AUGUSTIN-Verkäuferin: "Geht’s bitte nicht mehr auf die Straße“

AUGUSTIN-Verkäuferin: "Geht’s bitte nicht mehr auf die Straße“
Expertin Susi Gollner warnt alle, die im Freien leben wollen. Übernachten sei gefährlich geworden.
Von Uwe Mauch

Sie weiß genau, wie das ist, wenn man sich am Abend niederlegt und den Elementen ausgesetzt ist. Die Villacherin Susi Gollner hat selbst zehn Jahre lang mit ihrem Mann in Wien auf der Straße und ohne Meldezettel gelebt. Doch eine der dienstältesten und auch beliebtesten Augustin-Verkäuferinnen betont, dass sie sich das heutzutage auf keinen Fall mehr trauen würde.

KURIER: Frau Gollner, wer bringt bitte schlafende Obdachlose um?

Susi Gollner: Wer immer die Taten begangen hat, er wird wohl mit seiner eigenen Situation nicht fertig. Es muss was in seinem Leben passiert sein. Sonst macht man so was nicht. Der braucht verdammt Hilfe.

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Sie haben sich seinerzeit mit Ihrem Partner in Wien bewusst für die Straße entschieden. Können Sie das heute anderen empfehlen?

Nein, das kann ich beim besten Willen nicht. Viel mehr appelliere ich: Geht’s heutzutage bitte nicht mehr auf die Straße. Da gibt es Männer, die viel aggressiver sind als die Männer früher. Vor allem als Frau alleine könnte ich mir das heute überhaupt nicht mehr vorstellen. Und es gibt auch welche, die für alles neidig sind.

Es wurde ja auch eine Frau attackiert. Sie hat überlebt.

Ja, aber sie wird jetzt dringend Hilfe brauchen. So ein Trauma wird sie sonst ihr ganzes Leben verfolgen.

Wie haben Sie es von der Straße weg geschafft?

Als mein Partner vor 15 Jahren starb, hätte ich mit dem Trinken beginnen können. Aber ich sage immer: Alkohol und Drogen sind keine Lösung. Ich verdanke viel der Schuldnerberatung und den hilfsbereiten Menschen vom Straßenzeitungsprojekt Augustin.

Sie bekommen heute eine Mindestpension, weil sie gearbeitet haben, und wohnen im Gemeindebau. Kommen Sie über die Runden?

Meine Fixkosten sind zuletzt stark angestiegen. Ich verkaufe daher von Montag bis Samstag unsere Zeitung, von der Früh bis am Abend, damit es sich ausgeht. Und wenn es dann gegen Monatsende eng wird, gibt’s bei mir nur Nudeln. Oder Kartoffeln mit Butter.

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