Linksfahrer, die schleichende Gefahr
Stures Linksfahren auf Autobahnen bringt vier von fünf Lenkern auf die Palme. Die vom Autobahn-Erhalter Asfinag und dem Institut für Verkehrswesen als „Linksbremser“ bezeichneten Lenker gelten als Risikofaktor auf Autobahnen.
Eine Studie des Instituts für Verkehrswesen der Uni Wien untersuchte jetzt das Phänomen Linksfahren. Überraschendes Ergebnis: Nach dem Drängeln (28 Prozent) bezeichnen Autofahrer das beharrliche Linksfahren (21 Prozent) als zweitgrößtes Ärgernis im übergeordneten Straßennetz. Riskante Spurwechsel (17 Prozent) und Rasen (7 Prozent) folgen im Ranking.
Großes Ärgernis
Josef Fiala, Geschäftsführer der Asfinag-Service-Gesellschaft, beruft sich auf das Rechtsfahrgebot in der Staßenverkehrsordnung (StVO): „Die Missachtung dieser StVO-Vorschrift ist ein großes Ärgernis, steht klar im Zusammenhang mit dem Risikofaktor Drängeln und wirkt sich negativ auf die Verkehrssicherheit aus.“
Obwohl zwischen Jänner und August 2013 – alleine auf Niederösterreichs Autobahnen – 3500 Linksfahrer bestraft wurden, steigt die Zahl der Linksfahrer (unabhängig von der gefahrenen Geschwindigkeit).
Für ÖAMTC-Jurist Martin Hoffer könnte der Kontrolldruck durch die Exekutive erhöht werden: „Ein Organmandat für stures Linksfahren kommt aktuell auf 21 Euro. Der Strafenkatalog geht mit dieser Übertretung recht moderat um. Strafen um die 40 Euro werden bereits laut angedacht.“ Tatsächlich sind in den Bundesländern strengere Bußgeld-Kataloge in Bearbeitung. Linksfahren könnte schon bald zwischen 36 und 90 Euro kosten. Zwei Drittel der Autofahrer, so Studienautor Wolfgang Berger weiter, wünschen sich Maßnahmen gegen die Linksfahrer, und jeder zweite Lenker lässt sich dadurch zum Rechtsüberholen provozieren. Als Linksbremser sind häufig Lenker mit wenig Fahrpraxis, höherem Alter und schwächer motorisierten Fahrzeugen unterwegs.
Wie gefährlich die Linksfahrer tatsächlich sind, scheint jedoch in keiner Statistik auf. Verkehrsexperte Berger erklärt: „Die ausgelösten Probleme passieren weit hinter diesen Autofahrern. Sie bemerken die Unfälle meist gar nicht.“
Die Asfinag versucht, das Phänomen in Zukunft in den Griff zu bekommen. Geschäftsführer Fiala: „Fahrbahnmarkierungen, Warnschilder und Hinweise auf den Überkopf-Tafeln werden an die StVO erinnern.“
Im kommenden Jahr müssen sich Autofahrer auf mehrere Neuerungen einstellen. So wird die Vignette um 2,10 Euro teurer und kostet 82,70 Euro. Die Farbe ändert sich von „himbeer“ auf „limette“.
Eine weitere Neuerung in Sachen Plaketten folgt am 1. Oktober. Die Ausgabe des Pickerls (§57a-Begutachtung) wird elektronisch erfasst. Pickerl-Diebstahl und Prüfgutachten durch nicht authorisierte Werkstätten sollen so eingedämmt werden. Zusätzlich werden laut Verkehrsministerium die 57a-Gutachten in einer Datenbank gespeichert.
Schon am 1. Jänner tritt eine Änderung bei den Ausweisen für Behindertenparkplätze in Kraft. Die Dokumente werden dann vom Bundessozialamt – so wie schon jetzt die Behindertenpässe – ausgestellt. Damit entfällt der Weg zum Magistrat oder zur Bezirkshauptmannschaft. Ein weiterer Vorteil: Doppelgleisigkeiten bei medizinischen Untersuchungen entfallen.
Strafverfolgung EU-weit
Verkehrssünder müssen im kommenden Jahr auch damit rechnen, EU-weit zur Kasse gebeten zu werden. „Voraussichtlich im ersten Halbjahr 2014 wird innerhalb der EU die grenzüberschreitende Strafverfolgung Realität“, erklärt ÖAMTC-Jurist Martin Hoffer. Bei der Vollstreckung gilt das Prinzip der Gegenseitigkeit. Ein Datenaustausch findet nur mit jenen Staaten statt, welche die Richtlinien ebenfalls umgesetzt haben. Österreich hat die Richtlinien-Umsetzung mit nationalen Kontaktstellen vor wenigen Wochen abgeschlossen.
Zeitlich noch etwas weiter entfernt ist ein Fahrverbot für Lkw über 7,5 Tonnen auf der ganz linken Spur auf drei- und vierspurigen Autobahnen. Aktuell liegt ein Gesetzesentwurf vor, wird aber frühestens im Frühjahr in Kraft treten. Ziel der geplanten Neuerung ist die Erhöhung der Verkehrssicherheit.
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