Alge könnte für Badeverbote an heimischen Seen sorgen

Geht es nach der EU, sollen Badeseen Natura-2000-Zonen werden
EU fordert Schutzzonen für Armleuchteralgen, prominente Seen sind betroffen.

Touristische Beeinträchtigungen durch Algen kennt man – die Badeorte an den Adria-Stränden haben in den vergangenen Jahrzehnten damit umzugehen gelernt. Ein unscheinbares und in Österreich ausgezeichnet gedeihende Gewächs namens Armleuchteralge könnte jedoch künftig für verordnete partielle Badeverbote an heimischen Seen sorgen. Nicht, weil die Pflanze überhand nimmt, sondern weil sie laut Ansicht der EU-Kommission schützenswert ist.

Am Mittwoch werden sich im Wiener Bundeskanzleramt Beamte der EU-Kommission mit Vertretern der Länder und des Bundes an den Verhandlungstisch setzen. Liegen wird dort der 161 Seiten dicke Forderungskatalog der EU – die Länder sollen es seit Jahren verabsäumt haben, Schutzgebiete für das Natura-2000-Netzwerk zu nominieren. Ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich läuft, Strafzahlungen drohen.

Alge könnte für Badeverbote an heimischen Seen sorgen
Chara intermedia Mittlere Armleuchteralge
Unter den 100 schützens- werten Gütern ist die Charapophycae, auch Armleuchteralge, zu finden. Den Namen verdankt sie ihrem Aussehen, das einem mehrarmigen Kerzenständer gleicht. Badeseen, in denen die Alge womöglich nicht optimal gedeiht, müssen laut Ansicht der EU-Behörden Natura-2000-Gebiete werden: Der Wörthersee, der Wolfgangsee oder der Hallstätter See (siehe Kasten rechts).

Geht es nach Mario Deutschmann, dem Juristen der Landwirtschaftskammer Kärnten, wären die Folgen fatal. "Zumindest partiell wäre dann in den Natura-2000-Gebieten ein Badeverbot zu verordnen. Auch Motor- oder Segelboote könnten verboten werden. Weiters ist es denkbar, dass man zum Schutz der Alge Stege rückbauen muss", sagt Deutschmann.

Wellenschlag stört

Armleuchteralgen gelten als "Wasser-Entkalker" und wachsen am Grund von Gewässern mit sehr sauberem, nährstoffarmem, kalkhaltigem Süßwasser – also im gesamten Bundesgebiet. "Sie können zerstört werden, wenn man im Uferbereich darauf herumtrampelt oder wenn Sediment aufgewirbelt wird – wie durch Wellenschlag", erklärt Ulrike Prochinig vom Institut für Seenforschung. Auch sie hält Einschränkungen an Badeseen für möglich.

In Kärnten schrillen die Alarmglocken, werden im EU-Forderungskatalog doch sämtliche Badeseen als auszuweisende Schutzgebiete genannt. Wirtschafts-, Landwirtschafts- und Arbeiterkammer sowie Industriellenvereinigung haben sich jetzt an Umweltlandesrat Rolf Holub (Grüne) gewandt. Zusätzliche Ausweisungen hätten Beeinträchtigungen für Wirtschaft, Tourismus, Arbeitsmarkt sowie der Land- und Forstwirtschaft zur Folge, heißt es. Und Holub habe "den überzogenen, praxisfremden Forderungen der EU massiv entgegenzutreten."

Holub deponiert, er sehe diese sowieso skeptisch. "Ich gehe davon aus, dass die bisherige Bewirtschaftung den Schutzgütern nicht geschadet hat", betont Holub.

Bei der Landeshauptleutekonferenz in der vergangenen Woche in Feldkirch wurde bereits deutlich, dass den Ländern die EU-Forderungen im Umweltbereich zunehmend sauer aufstoßen und sie die Übertragung der Kompetenzen auf nationale Ebenen fordern.

Das werden die Länder- den EU-Vertretern am Mittwoch erneut ausrichten.

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