Angeklagter wollte im IS-Lager "Video drehen"

Gestern wurde ein weiterer IS-Prozess in Graz fortgeführt
Nächster Dschihadisten-Prozess in Graz fortgesetzt. Das Urteil soll es kommende Woche geben.

"Am 17. März 2013 ist er in Syrien angekommen. Am 18. März hat er das Gewehr bekommen. Am 19. März war er tot." Drastisch schildert der Staatsanwalt, wie der Angeklagte das Leben seiner Anhänger kaputtgemacht haben soll: Der 42-Jährige ist einer von sechs Tschetschenen, die im zweiten der vier Grazer Dschihadisten-Verfahren angeklagt sind. Der Mann war Prediger und soll Männer überzeugt haben, für den IS zu kämpfen.

Der Prozess gegen das Sextett wurde nun fortgesetzt. Drei Männer und eine Frau sind wegen des Verbrechens der terroristischen Vereinigung angeklagt, zwei Frauen wegen des Verdachts auf falsche Zeugenaussagen. Der Prediger wurde bereits vor zwei Wochen vom Gericht befragt, nun steht ein 35-Jähriger im Mittelpunkt: Er gab zu, in einem Trainingslager in Syrien gewesen zu sein. Aber bloß für vier Tage, wie er beteuert.

Überhaupt sei er bloß im Land gewesen, "um Unterstützung und Geld für die Kämpfe in meiner Heimat zu sammeln". Der Richter hält das für "Blödsinn. Sie können nicht dorthin fahren und sagen, Sie brauchen Geld." Er habe "ein Video" drehen wollen, kontert der Angeklagte: Das hätte nach Saudi-Arabien geschickt und von Gönnern bezahlt werden können. Der Richter bleibt dabei. "Das ist ein Blödsinn."

"Er wird bedroht"

Im Lauf der Befragung kommt dann eine weitere Version: Bei der zweiten Reise nach Syrien habe er die Söhne einer Nachbarin zurückholen wollen. Als ihm auch noch ein dritter Aufenthalt vorgeworfen wird, tut er das mit "Missverständnis" ab: Das sei im Polizeiprotokoll nicht richtig wiedergeben. Dass er in Syrien mit einem hochrangigen IS-Kommandanten im Auto herumgefahren sei, will er aber nicht kommentieren. "Er wird bedroht", begründet sein Verteidiger. "Davon weiß ich nichts", kontert der Richter.

Laut Staatsanwalt soll der 35-Jährige aber auch als Schlepper tätig gewesen sein. Er soll Männer von der Türkei nach Syrien geschleust haben. Nun ist es am Angeklagten, das als "Blödsinn" einzustufen. "Das stimmt nicht. Ich war bei einem Freund in Istanbul."

Der Prozess wird Mittwoch fortgesetzt, das Urteil ist für kommenden Dienstag geplant.

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