Belastungszeuge im IS-Prozess: "Das war eine brutale Gruppe"

Die Sicherheitsvorkehrungen am Grazer Gericht sind weiterhin massiv
Mann steht unter Schutz, kam maskiert und schilderte Gräueltaten in Syrien.

"Ich bin mir sicher, dass ich getötet werde", sagt der Mann, der schwarz maskiert vor den Richtern sitzt. "Aber ich habe keine Angst. Ich will ISIS bekämpfen." 25.000 US-Dollar Kopfgeld soll das Terror-Regime ausgesetzt haben, um ihn zu fassen.

Der Tschetschene lebt in Österreich und gilt als Belastungszeuge gegen Mucharbek T., jenem 28-Jährigen, dem der Staatsanwalt im Grazer Dschihadisten-Prozess Morde in Syrien vorwirft. Der Mann, der im Zeugenschutzprogramm ist, beteuert., T. in Syrien gesehen und ihn vor allem gehört zu haben: Er war Funker bei der "Freie Syrische Armee". T. soll "die rechte Hand" eines Mannes namens Abu Aische gewesen sein. "Er ist einer der brutalsten Kommandanten des IS. Sie waren ständig zusammen", beschreibt der Zeuge.

Er schildert Gräueltaten. "Sie haben einen Ort gestürmt. Die Männer haben sie enthauptet, um Munition zu sparen." Sie, das sei Abu Aisches Gruppe: Schwangeren seien die Babys aus dem Leib geschnitten, Menschen lebendig begraben worden. "Das war eine brutale Gruppe. Sie haben Sprengstoffgürtel gehabt, damit sie sich in die Luft sprengen können, wenn es Probleme gibt." In Europa würden ihre Leute ebenfalls "mit Sprengstoffgürteln herumrennen", behauptet der Mann. "Sie haben gesagt, sie machen das, damit die Europäer alle Flüchtlinge vertreiben."

Mucharbek T. zischelt, das sei doch alles nur erfunden. "Alles Lügen. Der will sich selbst retten. Vielleicht war er ja selbst dabei?"

Dieser Zeuge kann allerdings Mirsad O. alias Ebu Tejma, der Männer radikalisiert haben soll, nicht genau identifizieren. "Er schaut dem Prediger aus der Moschee in Wien ähnlich. Zumindest der Bart ist gleich." Doch er sei nur einmal in der Altun Alem Moschee gewesen.

Der Sohn fiel

Ein Jugendlicher aus Wien allerdings war oft in dieser Moschee, bevor er nach Syrien ging. Sein Vater ist als Zeuge geladen: Er vermute, sein Kind sei in Syrien längst gefallen. "Mein Sohn war gut in der Schule, hat Rap-Musik gehört. Das war ein ganz normales Leben. Aber das war dann wie eine Gehirnwäsche", erinnert sich der Mann. "Aber mein Sohn hat mich auf einmal Ungläubiger genannt. Ich habe ihm dann verboten, in die Moschee im zweiten Bezirk zu gehen."

Der Jugendliche wechselte in eine Moschee im 20. Bezirk. Doch auch dort predigte zuweilen Ebu Tejma.

Der Prozess wird Freitag fortgesetzt. Montag sollen die Urteile fallen.

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