AMS strich Familie Notstandshilfe
Am 9. Juli 2013 bekam Irmgard V. folgendes Schreiben vom Arbeitsmarktservice (AMS): Sie haben ein Dienstverhältnis (...) wegen eines geplanten Urlaub (sic!) nicht angetreten, steht in dem Brief. Und weiters: Da sich im Zusammenhang mit Ihrem Anspruch offene Fragen ergeben haben, mussten wir Ihren Leistungsbezug ab 1. Juli 2013 vorläufig einstellen.
Für Irmgard V. bedeutete dies eine Katastrophe, denn ihre vierköpfige Familie lebt von den 40 Euro, die sie pro Tag als Notstandshilfe bekommt. Ihr Mann – ein gebürtiger Grieche – ist seit Jahren wegen eines Gehirntumors in Chemotherapie-Behandlung und nicht arbeitsfähig. Die 55-Jährige selbst ist seit 2001 arbeitslos – und das, obwohl sie ein Studium (Englisch und Französisch) abgeschlossen und „wahrscheinlich 1500 Bewerbungen“ geschrieben hat. „Mit 55 ist man als Frau zu alt. Die wollen junge und billige Kräfte – und ohne Kinder“, sagt V.
Mit ihrem Mann und den beiden Söhnen Elias (14) und Albin (10) lebt sie beengt auf 54 Quadratmetern. Umso mehr freut sich die Familie jedes Jahr auf den gemeinsamen Urlaub in Griechenland bei der Familie ihres Mannes, wo man nichts für Quartier und Verpflegung zahlen muss. Schon im April buchte sie die Flüge für die Ferien vom 30. Juli bis 21. August. Doch Ende Juni erfuhr sie, dass sie ein Jahr lang in einem sozialökonomischen Betrieb arbeiten könne – aber dass der Job sofort zu besetzen sei.
Sie habe sich sofort bereit erklärt, einzusteigen, sagt sie. Ihre künftige Vorgesetzte und sie selbst hätten aber über den Sinn, im Juli zu arbeiten und dann zu urlauben, Bedenken geäußert. Es sei auch unmöglich, in einem Monat die dafür nötigen Urlaubstage zusammenzubringen.
Im AMS dachte man sich wohl: Frau V. ist nicht arbeitswillig, weshalb man ihr die Notstandshilfe strich. Am Dienstagvormittag lud Frau V. zu einem kurzen „Pressetermin“ vor dem AMS in Salzburg. Und siehe da: In dem darauffolgenden Gespräch nahm ihre AMS-Beraterin die Streichung der Notstandshilfe zurück. Nicht nur das: Bereits heute, Mittwoch, wird V. den Job im Sozialbetrieb beginnen. Und der Urlaub im August ist nun auch kein Problem mehr.
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