Alarmierende Studie: Österreichs Eishöhlen bald ohne Eis?

Alarmierende Studie: Österreichs Eishöhlen bald ohne Eis?
Binnen 20 Jahren schrumpften sie so massiv wie nie zuvor. Schuld ist wie beim Gletscherschwund der Klimawandel.

Nicht nur die Gletscher werden kleiner, auch die Eishöhlen. Mehrere Tausend Höhlen sind weltweit gut dokumentiert, acht österreichische wurden nun im Rahmen einer Studie von Forschern untersucht – mit alarmierenden Erkenntnissen: Vor allem kleinere oder mittlere Exemplare stehen davor, wegen des Klimawandels vollkommen eisfrei zu werden.

„Das Eis der Eishöhlen ist von den Folgen des Temperaturanstiegs und der rückläufigen Niederschlagsmengen stark betroffen“, erläutert Tanguy Racine, von der Universität Innsbruck, der mit seinem Kollegen Christoph Spötl acht Höhlen in Tirol, Steiermark, Oberösterreich und Kärnten analysiert hat. Bis zu zwei Jahrtausende alt sind die Eishöhlen, doch „wir sehen eine Geschwindigkeit des Eisrückgangs, die in keiner Periode unseres Messzeitraums zu den vergangenen 2.000 Jahre zu beachten war. Die Uhr tickt laut.“

20 Meter weniger

Als Beispiel dient ihm unter anderem der Kraterschacht im Sengsengebirge in Oberösterreich: Die Eisschicht wurde binnen der vergangenen 20 Jahre um 20 Meter dünner. Nicht viel besser steht es um den Guffert Eisschacht in Steinberg am Rofan (Tirol), von 2019 bis 2021 schmolz seine Eisdecke um drei Meter. Die Eisgruben Eishöhle am Sarstein (Oberösterreich) verlor binnen 40 Jahren zehn Meter.

„Besonders für die kleinen und mittleren Eishöhlen müssen wir davon ausgehen, dass sie in den nächsten Jahren bis Jahrzehnten massiv an Masse einbüßen“, warnt Racine. „Oder sogar gänzlich verschwinden.“ Mittels Radiokarbonmethode ermittelte das Team das exakte Alter der Eishöhlen, der Großteil der Masse entstand zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert. Die von Racine und Spötl acht untersuchten Höhlen ähneln sich in Aufbau und Höhenlage, was gute Vergleiche erlaube, wie die Geologen betonen.

Schuld am massiven Eisschwund sei der „menschengemachte Klimawandel“, analog zur Entwicklung der Gletscher, erläutern die Forscher. Für die Dicke der Höhlen wie die Größe der Gletscher sind Niederschlag und Temperaturen im Sommer ausschlaggebend, doch die vergangenen Jahre waren aber großteils zu trocken und überdurchschnittlich warm. Auf dem Dachsteinmassiv trennen sich bereits Hallstätter und Schladminger Gletscher, viel früher als erwartet. Der Schwund ist so groß, dass der Skibetrieb im Winter infrage steht. Der Gletscher auf dem Hintereisferner im Tiroler Ötztal verlor in diesem Jahr so viel Masse wie nie zuvor, umgerechnet rund 20 Millionen Kubikmeter Wasser. Er schrumpfte somit um fünf Prozent.

Forscher beobachten diesen Gletscher seit 100 Jahren und haben aus dem Grund gute Vergleichsdaten: Die Experten der Uni Innsbruck befürchten, dass der Hintereisferner-Gletscher in zehn bis 20 Jahren nur noch halb so groß sein wird wie heute.

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