Aktion scharf: 2016 kommt die Radarfalle für Handy-Lenker

Vele Lenker sehen Telefonie am Steuer als Kavaliersdelikt.
Frontradars sollen Handy-Telefonierer überführen. Minister Stöger legt jetzt neues Gesetz vor.

Verkehrsminister Alois Stöger macht jetzt gegen den Blutzoll auf Österreichs Straßen mobil. Denn nach dem historischen Tiefstand 2014 mit 430 Unfalltoten sind heuer bereits 450 Menschen im Straßenverkehr ums Leben gekommen. "Jeder Vierte, der auf Autobahnen ums Leben gekommen ist, war nicht angegurtet. Das ist schockierend", so Stöger.

Als eine der Hauptunfallursachen gilt Ablenkung am Steuer – vom Telefonieren über quengelnde Kinder im Auto bis zur Programmierung des Navis. Der Verkehrsminister will daher im Rahmen der kommenden Novelle des Kraftfahr-Gesetzes eine Verschärfung des Handy-Verbots durchsetzen. Stöger kündigte an, dass die bisher erforderliche Anhaltepflicht beim Handy-Telefonieren im Auto fallen wird.

Bildbeweis

Aktion scharf: 2016 kommt die Radarfalle für Handy-Lenker
AUT, 2011-05-20, Featurefoto für Raser und Geschwindigkeitsübertretung; im Bild (v.l.n.r.): Frontradar auf der Inntalautobahn (A 12) in Fahrtrichtung Kufstein kurz vor Innsbruck; Foto: Roland Mühlanger
Bisher konnte ein Verstoß gegen das Handyverbot nur im Rahmen einer polizeilichen Anhaltung bestraft werden. Zukünftig soll auch ein Bildbeweis mittels eines Frontradars möglich sein.

Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) spricht sich darüber hinausgehend dafür aus, dass Handytelefonieren hinter dem Steuer auch in das Vormerksystem aufgenommen werden soll: "Wer mit dem Handy am Ohr ein Auto lenkt, reagiert ähnlich schlecht wie ein alkoholisierter Lenker mit 0,8 Promille", argumentiert VCÖ-Experte Markus Gansterer. "In Österreich fehlt das Bewusstsein über das massiv erhöhte Unfallrisiko durch das Telefonieren am Steuer", so der Experte weiter. Im Vorjahr wurden in Österreich 130.621 Lenker wegen dieses Vergehens angezeigt. Laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) werden aber pro Jahr etwa 900.000 Telefonate beim Lenken von Kfz absolviert. Somit wird nur jedes 2500-Handytelefonat ohne Freisprecheinrichtung hinter dem Volant geahndet.

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner – sie machte sich bereits in einem KURIER-Interview im April 2014 für den Radarfoto-Beweis stark – begrüßt die Initiative Stögers: "Die jetzt angekündigte Gesetzesänderung wird der Verkehrssicherheit in hohem Maße zugutekommen." Neben der Ausweitung des Handy-Verbots soll im Zuge der Novelle auch das SMS-Schreiben sowie das Internet-Surfen am Steuer eines Autos verboten werden.

Zusätzlich plant das Ministerium eine breite Info-Kampagne. Im Fokus stehen die Anschnallpflicht sowie die Wahl der richtigen Geschwindigkeit. Weiters soll die Anzahl der Eisenbahnkreuzungen reduziert werden.

Fahren ohne Sicherheitsgurt wird mit 35 Euro bestraft. Die Benutzung des Handys während der Fahrt kostet 50 Euro (Organmandat). Wer nicht gleich zahlt, kommt in den Genuss eines Verwaltungsstrafverfahrens – dann beträgt die Geldbuße bis zu zu 72 Euro.

Ein Kind ohne passenden Sitz zu befördern, wird automatisch angezeigt. Höchststrafe im Wiederholungsfall: 5000 Euro plus Eintrag im Vormerkregister.

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