Aktion in Messehalle: Testlauf für die Massenimpfung

FSME-Impfung ist ab dem ersten Lebensjahr möglich
Graz will binnen einer Woche bis zu 7.000 Menschen erreichen: Immunisierung gegen FSME zeigt Weg für Corona-Impfungen auf

In der Messehalle in Graz haben schon viele Ereignisse stattgefunden: Der alljährliche Bauernbundball etwa, die Zulassungsprüfungen für das Medizinstudium oder Veranstaltungen politischer Parteien.

Eine Impfstraße für Tausende impfwillige Grazer jedoch ist neu. Am Dienstag begann die Aktion des Magistrats, um jene Schutzimpfungen gegen FSME nachzuholen, die wegen der Corona-Krise ausfallen mussten. Bis zu 7.000 Grazer sollen dort bis Mitte kommender Woche immunisiert werden, rechnete KPÖ-Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer vor. „Vieles, was medizinisch wichtig ist, musste wegen des Lock-downs aufgeschoben werden.“

Halle statt Amtshaus

Darunter seien auch die Zeckenimpfungen, die üblicherweise im Amtshaus in der Innenstadt durchgeführt werden. 14.000 Menschen ließen sie 2018 vornehmen, 15.000 im Vorjahr.

Da jedoch das Gesundheitsamt solche Aktionen zwei Monate lang nicht durchführen konnte, ist der Rückstau groß. Aus dem Grund übersiedelt die Impfstelle bis 10. Juni in die Messehalle A: Sie bietet weit mehr Platz als das angestammte Büro im Amtshaus, dadurch lassen sich die Mindestabstände zwischen den Wartenden problemlos einhalten. „So wird gewährleistet, dass möglichst viele möglichst sicher Impfung und Impfberatung in Anspruch nehmen können“, versicherte Krotzzer. Auch im Gesundheitszentrum der Österreichischen Gebietskrankenkasse in Graz sind wieder FSME-Immunisierungen möglich.

Freilich lässt sich die Aktion in der Messehalle auch als Testlauf für andere Impfmaßnahmen sehen, etwa für eine mögliche Massenimpfung gegen das Coronavirus. „Wenn eine Covid-Impfung möglich ist, werden sich viele Menschen in kurzer Zeit impfen lassen wollen“, vermutet Eva Winter, Leiterin des Gesundheitsamts.

Aktion in Messehalle: Testlauf für die Massenimpfung

Impfkabinen in der Grazer Messehalle

Somit könnte die FSME-Aktion als Generalprobe im Hinblick auf Organisation und Ablauf betrachtet werden, überlegt Winter. Doch schon im Herbst erwartet sich die Medizinerin als Lehre aus der Corona-Krise mehr Zulauf den Influenza-Impfungen, im Vorjahr nahmen rund 6.000 Grazer ein entsprechendes Angebot der Stadt an.

Die Zeckenimpfung scheint jedenfalls gut anzukommen. Bis Dienstagmittag waren bereits 300 Menschen da. Anmeldung ist keine nötig, Impfpass und Bargeld müssen allerdings mitgenommen werden. Der Impfstoff kostet 19,50 Euro, Kartenzahlung ist nicht möglich. 14 Mitarbeiter des Gesundheitsamtes sind von 8 bis 17 Uhr in der Messehalle, geimpft wird in drei Kabinen. Wie bei Arztbesuchen gilt auch hier Maskenpflicht und zum Unterzeichnen der Einverständniserklärung muss auch ein eigener Kugelschreiber mitgebracht werden: Aus Hygienegründen und wegen Corona-Schutzmaßnahmen gibt es keine Stifte zum Ausborgen.

Starkes Zeckenjahr

Eva Winter appelliert an die Grazer, das Angebot der Stadt anzunehmen, egal ob Grundimmunisierung oder Auffrischung. Experten befürchten wegen des milden Winters nämlich ein besonders starkes Zeckenjahr. „Ich bemerke bei meinem eigenen Kater, wie viele Zecken schon unterwegs sind“, schildert die Ärztin.

FSME-Erkrankungen sind tückisch und kommen häufiger vor als vermutet. Die Viren werden großteils durch Zeckenbisse übertragen, kein Bundesland gilt als FSME-frei. Die Folgen einer Erkrankung reichen von einer leichten Gehirnhautentzündung bis zu schweren Gehirnentzündungen. Ein Drittel der Opfer leidet nach der akuten Infektion an langdauernden Folgeschäden.

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