Steirische Bank will am Land ins Gesundheitswesen einsteigen

Steirische Bank will am Land ins Gesundheitswesen einsteigen
Die RLB Steiermark plant den Aufbau eines Netzwerks an Primärversorgungszentren. Das Gesundheitsministerium reagiert nervös.

Hausarzt, Supermarkt, Post- und Bankfiliale im Ort – das ist der Wunschtraum jeder ländlichen Gemeinde für die kommunale Grundversorgung. Doch die Realität entfernt sich davon seit Jahren immer weiter. Nun will eine Bankengruppe ländliche Löcher im Gesundheitswesen stopfen. Und dafür auf eigene Immobilien zurückgreifen.

„Wir denken darüber nach, wie wir unseren Genossenschaftsgedanken und unser lokales und regionales Netzwerk auch in neuen Umfeldern und über das traditionelle Geschäft einer Bank hinaus nutzen und umsetzen können“, erklärte Martin Schaller, Generaldirektor der Raiffeisen-Landesbank (RLB) Steiermark, gegenüber der Kleinen Zeitung

Geplant sei der Aufbau eines regionalen Netzwerks eigener Primärversorgungseinheiten (PVE) abseits urbaner Ballungsräume.

Heikle Phase

Der Vorstoß sorgte am Dienstag kurzfristig für Unruhe im Gesundheitsministerium von Johannes Rauch (Grüne), der sich unmittelbar vor Abschluss seiner Gesundheitsreform wähnt. Diese Reform geht bekanntlich mit einer Entmachtung der Ärztekammer einher. Die leistet Widerstand und warnt vor einer Privatisierung der Medizin. Gewinnorientierte Konzerne könnten bald leichter Ambulatorien gründen.

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Vor diesem Hintergrund sah sich Rauch zu einer Klarstellung genötigt, was die RLB-Pläne betrifft. „Nur Ärzt:innen und andere Gesundheitsberufe können Primärversorgungseinheiten gründen“, so der Minister auf X (vormals Twitter). Die Raiffeisenbank könne daher keine PVE gründen.

Ein Sprecher des Ministers wies in diesem Zusammenhang die Kritik der Ärztekammer, dass stärker auf Privatisierung gesetzt werde, gegenüber dem KURIER erneut zurück: „Das Gegenteil ist die Intention unserer Gesundheitsreform. Die Priorität liegt auf Kassenstellen. Wir wollen, dass die Patienten im Kassensystem gut aufgehoben sind.“

Nur als Unterstützer

RLB-Generaldirektor Schaller versichert, dass keine direkten Anstellungen von Ärzten angedacht sei. Auf Nachfrage wird zudem klargestellt, dass Raiffeisen die PVE nicht selbst gründen möchte. Vielmehr sei „die Rolle von Raiffeisen die des Vernetzers und Ermöglichers“. Mann wolle sich für die Vereinfachung des Umfeldes engagieren, zum Beispiel indem passende Immobilien und andere Dienstleistungen angeboten werden.

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Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) steht dem Vorstoß offen gegenüber. "Das Angebot der RLB könnte für Ärztinnen und Ärzte interessant sein, die Immobilien oder verschiedene Dienstleistungen für den Praxisbetrieb suchen. Es bleibt aber Sache der Ärztinnen und Ärzte, ob sie solche Dienstleistungen zukaufen", heißt es gegenüber dem KURIER.

Grundsätzlich wird festgehalten: "Primärversorgungszentren und –netzwerke werden von freiberuflichen Ärztinnen und Ärzten betrieben. Dort, wo keine Kassenärzte gefunden werden können, kommen Verträge mit Ambulatorien in Frage." Das ist derzeit in den steirischen Gemeinden Admont und Vorau der Fall. 

Bereits im Sommer wurde die Gründung von Primärversorgungszentren erleichtert. Gesundheitsminister Rauch ortet inzwischen bereits eine "Gründungsdynamik". Im Oktober wurden fünf dieser Einheiten neu eröffent, womit sich die Zahl österreichweit auf 50 erhöht hat.

Diese Gesundheitszentren sollen unter anderem dazu dienen, die überlaufenen Spitalsambulanzen zu entlasten.

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