Doch Gerechtigkeit kam diesen Jänner in Form eines Treffers in der DNA-Datenbank. Weil an der im Kampf zurückgelassenen Perücke Spuren hafteten, konnte Jahre später ein Täter ausgeforscht werden, der auch seinen Komplizen preisgab.
Dass solch späte Ermittlungserfolge möglich sind, ist in Österreich Herbert Beuchert, dem ehemaligen Chef der Interpol-Wien und Mitbegründer der DNA-Datenbank, zu verdanken. Österreich betreibt seit 1997 so eine Datenbank und sammelt darin Spuren aus Blut, Sperma, Speichel oder Haaren.
„Initialzündung war der Fall Unterweger“, erinnert sich der 76-Jährige. Der „Häfenliterat“ wurde damals hofiert, sagt er. Um einen unbefangenen Sachverständigen zu garantieren, suchte man in der Schweiz und wurde mit Dr. Dirnhofer fündig. Er erstellte ein DNA-Gutachten, das Unterweger belastete.
Die damalige Methode war jedoch nicht massentauglich, da man Blut der Verdächtigen brauchte. Den Durchbruch brachte die DNA-Entnahme via Mundabstrich. „Österreich avancierte zum Vorreiter in der kriminalistischen DNA-Analyse, wenngleich die Einführung der Datenbank nicht unumstritten war“, erzählt Beuchert.
Groß war damals die Angst in der Bevölkerung, die Polizei könnte dieses Werkzeug missbrauchen. Eine Angst, die laut Bundeskriminalamt aufgrund weitgehender Anonymisierung unbegründet war.
Nun gibt es die nationale DNA-Datenbank schon seit 23 Jahren. Am 1. Oktober waren darin 244.000 Personenprofile gespeichert. 26.400 Verdächtige wurden dadurch identifiziert und 550 Mordfälle geklärt. „Die DNA-Analyse ist zum wichtigsten Werkzeug der Kriminalisten geworden“, sagt Reinhard Schmid, Leiter des zentralen Erkennungsdienstes im Bundeskriminalamt (BK).
Eingespeist werden in die Datenbank übrigens nur Spuren von Taten, auf die eine Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr steht. „Oft konnten wir Mörder finden, weil sie bei Einbrüchen oder Raufhandlungen beteiligt waren“, sagt Schmid.
Heute brauchen die Ermittler kein Blut und keine Zigaretten mehr. Kleine Hautpartikel reichen. „In Zukunft könnten die Analysen noch sensitiver werden“, sagt Schmid. Viel wichtiger sei es aber, dass die internationale Vernetzung ausgebaut und die Datenbanken größer werden.
Österreich ist im Prümer Datenverbundsystem, in welchem DNA-Identitäten und Fingerabdrücke online ausgetauscht werden. 13 EU-Staaten sind Mitglied, 2.000 Fälle können dadurch jährlich geklärt werden. Österreich unterstützt derzeit vier Staaten am Westbalkan dabei, eine Datenbank aufzusetzen.
Kommentare