50 Jahre Gefängnis für Österreicher nach Dreifachmord in Kroatien

50 Jahre Gefängnis für Österreicher nach Dreifachmord in Kroatien
Ende September 2021 soll Harald Kopitz seine drei Kinder im Alter von vier und sieben Jahren getötet haben. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Die Tat erschütterte ganz Kroatien: In der Nacht auf den 25. September vergangenen Jahres wurden drei tote Kinder in einer Wohnung in der Hauptstadt Zagreb aufgefunden. Ihr Vater, der 57-jährige Harald Kopitz aus Wien, steht unter Verdacht, die Kinder mit Tabletten getötet zu haben. Nach mehreren Monaten in der U-Haft war heute, Dienstag, der erste Prozesstag, nachdem Ende Februar die Staatsanwaltschaft Zagreb Anklage gegen den Österreicher erhoben hatte.

Kopitz hat sich schon nach wenigen Minuten schuldig bekannt, weshalb das Urteil bereits um 14 Uhr feststand: Für den Tod jedes einzelnen Kindes wurden ihm 27 Jahre Haft gegeben. Kopitz muss für 50 Jahre Gefängnis, was die Höchststrafe in Kroatien ist.

Der Prozess gegen den Wiener begann heute hinter verschlossenen Türen vor dem Bezirksgericht in Zagreb, wo die höchste Gefängnisstrafe in der noch jungen Geschichte des Landes verkündet wurde. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Tat auf Facebook angekündigt

Was passierte in jener Septembernacht? Der 57-Jährige veröffentlichte auf Facebook einen Beitrag, in dem er sich von Freunden und Verwandten verabschiedet und für deren Hilfe bedankt hat. Er sprach von Beziehungsdrama, Scheidung mit seiner Frau sowie Geldproblemen. Ein Freund alarmierte die Polizei, die nicht erahnen konnte, was sie in der Wohnung sehen werden.

Die Beamten fanden den Mann bewusstlos in seiner Wohnung im Stadtteil Mlinovi vor. Die Leiche der vierjährigen Tochter befand sich im Schlafzimmer, die Zwillinge im Alter von sieben Jahren waren im Wohnzimmer. Nach einem Suizidversuch wurde der 57-Jährige zuerst in eine psychiatrische Klinik und später in U-Haft verlegt. Die Mutter der Kinder und seine Ex-Frau befand sich zum Tatzeitpunkt in der Hafenstadt Dubrovnik. Die Kinder sollten mit ihrem Vater das Wochenende verbringen.

Als Mutter und Richterin ist es für mich unverständlich, dass Sie Ihren Kindern in einer Zeit, in der Sie nicht mehr leben wollten, das Leben genommen haben, weil Sie ohne die materiellen Güter waren, an die Sie gewöhnt waren.

von Richterin Iva Lovreček Gradiški

In den vergangenen Monaten legte Kopitz seine Motive dar, die ihn zu dieser Tat veranlasst haben: "Ich habe meinen Job verloren und mir wurde mit der Räumung der Mietwohnung gedroht. Es brodelte in meinem Kopf. Ich habe im Mord an den Kindern und dem Suizid den einzigen Ausweg aus der Situation gesehen", zitierte ihn die Tageszeitung Jutarnji list.

Bei der Urteilsverkündung kommentierte seine Motive Richterin Iva Lovreček Gradiški wie folgt: "Als Mutter und Richterin ist es für mich unverständlich, dass Sie Ihren Kindern in einer Zeit, in der Sie nicht mehr leben wollten, das Leben genommen haben, weil Sie ohne die materiellen Güter waren, an die Sie gewöhnt waren".

Psychopharmaka im Kakao

Laut der genannten Zeitung dürfte Kopitz seine Kinder getötet haben, indem er heißen Kakao mit 30 Diazepam-Tabletten (Psychopharmaka, Anm.) versetzt haben soll. Er goss das tödliche Getränk in die Kinderflaschen, mit den Buchstaben der Opfer darauf, ein. Vorher haben die Kinder Zeichentrickfilme nach dem Abendessen geschaut. Als die Kinder tot waren, bedeckte der Beschuldigte ihre Körper mit einer Decke und versuchte, sich mit Blutdrucksenkern das Leben zu nehmen. Laut einem Sachverständigen war der Wiener zur Tatzeit zurechnungsfähig.

Richterin Lovreček Gradiški sagte, Kopitz habe zwei Schritte unternommen, die sein Verbrechen als schweren Mord charakterisieren: Das erste ist die Tatsache, dass er drei hilflose Kinder getötet haben soll, während das zweite die Art und Weise ist, wie er es getan haben soll. "In diesem Moment waren Sie der einzige Garant des Lebens der Kinder und diese haben Ihnen unendlich vertraut. Und Sie haben diese drei kleinen Menschen am Anfang ihres Lebens getötet und ihnen eine Zukunft verweigert. Sie haben auch der Mutter den größten Wert entzogen, und die Folgen sind für die ganze Gesellschaft zu spüren", sagte die Richterin.

Bei der Durchsuchung der Wohnung fanden die Ermittler eine wertvolle, ungeöffnete Champagnerflasche, auf der ein Zettel mit der Aufschrift "For your new life" ("Für dein neues Leben") stand. Der Prozess war unter Ausschuss der Öffentlichkeit geführt, um "die Interessen der verstorbenen Kinder und ihrer Mutter zu schützen".

Wer Suizid-Gedanken hat, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits das Sprechen über die Gedanken dabei, sie zumindest vorübergehend auszuräumen.

Wer für weitere Hilfsangebote offen ist, kann sich an die Telefonseelsorge wenden: Sie bietet schnelle erste Hilfe an und vermittelt Ärzte, Beratungsstellen oder Kliniken. Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person von Depressionen betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge in Österreich kostenlos unter der Rufnummer 142.

Das neue österreichische Suizidpräventionsportal www.suizid-praevention.gv.at bietet Informationen zu Hilfsangeboten für drei Zielgruppen: Personen mit Suizidgedanken, Personen, die sich diesbezüglich Sorgen um andere machen, und Personen, die nahestehende Menschen durch Suizid verloren haben.

Das Portal ist Teil des österreichischen Suizidpräventionsprogramms SUPRA des Gesundheitsministeriums.

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