Hochsaison für Fahrraddiebe

ARCHIV - ILLUSTRATION - Mit Hilfe eines Bolzenschneiders wird am 31.08.2011 in Rheine (Kreis Steinfurt) versucht, ein Bügelschloss zu knacken. In Baden-Württemberg bleibt die Zahl der Fahrraddiebstähle konstant, besonderst gefährdet sind Fahrräder an Bahnstationen. Foto: Friso Gentsch dpa/lnw/lhe/lsw (zu lsw "Gelegenheit macht oft auch Fahrraddiebe" vom 02.09.2012) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Pro Jahr verschwinden rund 25.000 Räder. In Wien klärt die Polizei nur 2,7 Prozent der Fälle.

Markus Eitzinger führt sein Panzerschloss immer mit. Seit ihm Diebe sein Rad gestohlen haben, geht der Sportartikel-Berater auf Nummer sicher. Und die Fahrraddiebstähle nehmen kontinuierlich zu.

Hochsaison für Fahrraddiebe
Allein in Wien werden täglich 24 Fahrrad-Diebstähle angezeigt, in ganz Österreich sind es 65. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein. Speziell im Sommer schnellt die Zahl nach oben. Ist das Rad weg, stehen die Chancen auf ein Wiedersehen schlecht. 5,7 Prozent der Fahrraddiebstähle in Österreich werden geklärt. In Wien sind es nur 2,7 Prozent.

Entsprechend steigend ist die Nachfrage nach Versicherungen. „Sechs von zehn Kunden, die sich ein Rad kaufen, nehmen auch eine Versicherung dazu“, erklärt Sebastian Ullram, Filialleiter der Sport-Eybl-Filiale in der Wiener Mariahilfer Straße. Doch ein Allheilmittel sind auch die nicht. Denn: Die Kosten sind vergleichsweise hoch – und auch hier sind nicht alle Schadensmöglichkeiten abgedeckt.

Fleißige Radler

Die Österreicher sind fleißige Radfahrer. Sechs Millionen Räder gibt es, 230 Kilometer legen Radler im Durchschnitt jährlich damit zurück. Einer davon ist der 28-jährige Christopher Leitner. Er ist erst im November von Waidhofen/Thaya, Niederösterreich, wieder nach Wien gezogen. Gleich im ersten Frühling in der Großstadt wurde ihm in Wien-Donaustadt das Fahrrad gestohlen. Und das gleich zwei Mal.

Hochsaison für Fahrraddiebe
Christopher Leitner aus Wien wurde seit März zweimal das Fahrrad gestohlen.
„Anfang März hab ich mir ein neues Fahrrad gekauft und in unseren Fahrradraum gestellt. Ende April wurde es mir gestohlen“, erzählt der 28-Jährige. Nicht einmal zwei Wochen später, wurde auch das Rad seiner Freundin gestohlen – wieder aus dem Fahrradraum des Wohnhauses. Beide Räder waren abgesperrt. „Offenbar ist man erst dann wieder richtig in Wien angekommen, wenn die Räder weg sind“, sagt der 28-Jährige.

Auf der Polizeistation, wo er den Diebstahl angezeigt hatte, habe man ihn mit „schon wieder ein Radldiebstahl“ in Empfang genommen. Christopher Leitner hatte Glück im Unglück. Er hat eine Fahrradversicherung für das 700 Euro teure Rad abgeschlossen, die Versicherung ist für den Schaden aufgekommen. „Ich lasse das Rad trotzdem nicht mehr im Fahrradraum und auch nicht draußen stehen. Nicht einmal versperrt“, sagt der 28-Jährige. „Wenn ich jetzt mit dem Rad fahre, dann nur eine ganze Runde, wo ich es nirgends mehr abstellen muss.“

Eine Möglichkeit, das Rad zu schützen, sind massive Schlösser. „Ein vernünftiges Schloss kostet 70 Euro aufwärts“, sagt Fachberater Eitzinger. Panzerschlösser aus gehärtetem Stahl, Drehscheiben-Zylinderschlösser, Sicherungen mit 14 Millimeter dicken Stahldrähten oder Titanschlösser – das Angebot ist groß. „Die sind auch nicht so leicht zu knacken. Wichtig ist aber auch, die Sicherung richtig zu montieren. Rahmen und Vorderrad müssen an einem festen Gegenstand angebracht werden.“ Und; „Sattel und Stütze abmontieren und mitnehmen. Dann ist das Rad uninteressant.“

Wenn das Rad weg ist, zählen die Besitzer oft auf die Haushaltsversicherung. „Aber neun von zehn Haushaltsversicherungen kommen nur dann für einen Fahrraddiebstahl auf, wenn das Fahrrad in den eigenen vier Wänden gestohlen wurde“, erklärt Thomas Lang, Vorstand von chegg.net, einer Versicherungssuchmaschine.

Konkret bedeutet das: die Versicherung springt nur dann ein, wenn das Rad abgesperrt auf dem eigenen Grundstück, im Fahrradkeller oder dem Stiegenhaus abgestellt wurde. Oder, wenn es in verschlossenen Räumen aufbewahrt wurde.

Deshalb boomen eigene Raddiebstahlsversicherungen. Doch die Kosten-Nutzen-Rechnung geht nicht immer auf. Die Versicherungen kosten etwa zehn Prozent des Fahrrad-Kaufwertes. Und ersetzt wird nicht der Neuwert, sondern der Zeitwert. Also etwa im ersten Jahr 80 Prozent, im zweiten 60 Prozent. Ebenso sind die maximalen Auszahlungssummen gedeckelt. Aber auch bei den speziellen Raddiebstahlsversicherungen sind Klauseln eingearbeitet. Etwa, dass die Räder ab einer gewissen Uhrzeit nicht mehr am nächsten Fahrradständer im Freien geparkt werden dürfen.

Diebstahlversicherungen werden von Versicherungen aber auch von ÖAMTC, VCÖ, ARGUS oder Sportartikel-Händlern angeboten.

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