20 Risse im Pongau: Bauern wollen Wolf-Schutz aufweichen

Nach Rissen werden stets Forderungen nach Bejagung der Raubtiere laut
Landwirtschaftskammer-Vertreter als "externer Experte" in Brüssel geladen. Ministerium will das Problem "ordentlich lösen".

Beinahe täglich gab es in den vergangenen Tagen im Pongau in Salzburg Meldungen über getötete Nutztiere. Mehr als 20 Schafe und Ziegen sollen einem Raubtier zum Opfer gefallen sein, heißt es vom Land Salzburg, das die Schadensfälle dokumentiert. Auch in Leogang im Pinzgau meldete ein Landwirt Anfang Mai ein totes Schaf und mehrere vermisste Tiere. Im Verdacht steht wieder einmal der Wolf – Ergebnisse von DNA-Proben stehen aber noch aus.

20 Risse im Pongau: Bauern wollen Wolf-Schutz aufweichen

Mehr als 20 Nutztiere wurden seit Ende April im Pongau getötet oder verletzt

Spätestens seit mit Sommer 2016 auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig in NÖ erstmals nach mehr als 100 Jahren wieder ein Wolfsrudel in Österreich lebt, sorgt die Rückkehr des großen Beutegreifers für heftige Diskussionen. Die Meinungen wie ein Wolfsmanagement aussehen soll, gehennämlich weit auseinander.

„Managen“ will den Bestand auch die Salzburger Landwirtschaftskammer, von der ein Vertreter am Dienstag als „externer Experte“ im EU-Parlament geladen worden sei, sagt Franz Lahnschützer, der die Abteilung Forstwirtschaft leitet. Ziel sei es, den Schutzstatus der Raubtiere aufzuweichen. Sprich: Der Wolf soll auch offensiv bejagt werden können. „Uns geht es nicht darum, wegen ein paar toter Tiere Wirbel zu machen in Brüssel. Alle bekommen jetzt mit dem Wolf Probleme“, meint Lanschützer unter Verweis auf Nachbarländer, in denen sich bereits mehrere Rudel gebildet hätten.

Kein Herdenschutz

Georg Höllbacher, Leiter der Nationalen Beratungsstelle Herdenschutz, würde eine Bejagung der Raubtiere zwar grundsätzlich befürworten. „Bis das kommt, gibt es aber keine Schafbauern mehr.“ Er fordert daher von der Politik Unterstützung ein, Strukturen für den Herdenschutz zu schaffen. Pilotprojekte in Osttirol mit Herdenschutzhunden und im Salzburger Lungau mit Zäunen wurden eingestellt. Gespräche über die Wiederaufnahme waren bisher erfolglos. Das Landwirtschaftsministerium will demnächst Vorschläge liefern. „Wir arbeiten an Konzepten, wie man das ordentlich lösen kann“, sagt Daniel Kosak, Sprecher von Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP).

In Salzburg soll unabhängig davon demnächst ein „Gesamtprojekt“ für den Herdenschutz gestartet werden. Das Land will dafür mehr als 50.000 Euro bereitstellen. Die Mittel sollen aus der Naturschutzabteilung kommen. „Wir sind bemüht, den Bauern möglichst rasch zu helfen“, heißt es aus dem Büro der zuständigen LH-Stv. Astrid Rössler (Grüne). Vorerst sollen mobile Elektrozäune Nutztierherden in betroffenen Gebieten vor Wölfen schützen.

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