Warnstreiks im Handel: Gewerkschaft sieht Einschüchterung, Kritik von WKÖ

Warnstreiks im Handel: Gewerkschaft sieht Einschüchterung, Kritik von WKÖ
Es gebe aktuell viele Hilferufe von Angestellten, die auch mit Kündigungen bedroht werden, sagt die Chefverhandlerin der Gewerkschaft.

Der Streik zieht sich noch bis morgen quer durch alle Handels-Branchen vom Buchhandel über große Modeketten bis hin zu Supermärkten. Eine Liste der bestreikten Unternehmen will die Gewerkschaft nicht veröffentlichen. 300 Handelsgeschäfte sollen aber betroffen sein. 

Gewerkschafterin Helga Fichtinger spricht im Zuge dessen von „massive(n) Einschüchterungsversuche(n) und Drohungen“. „Wir sind aktuell mit Hilferufen von Angestellten konfrontiert, die uns per Mail und telefonisch mitteilen, dass sie derzeit massiv eingeschüchtert und sogar mit Kündigungen bedroht werden, wenn sie sich an Streikaktionen beteiligen sollten."

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Es werde auch damit gedroht, bereits zugesagte betriebliche Treueprämien wieder zu streichen. Viele Beschäftigte würden sich derzeit aus Betrieben melden, in denen es noch keinen Betriebsrat gibt.

Arbeitgeber-Chefverhandler und WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik sagte zum Vorwurf von Einschüchterungen: „Wenn es ein Fehlverhalten geben sollte, bitte klar sagen, hier gibt es ein Problem. Aber einen Generalverdacht einfach nur in den Raum stellen nach der Methode, es wird schon was hängenbleiben, das ist entschieden zurückzuweisen.“

Am Donnerstag in der Früh legten die Handelsangestellten etwa bei Interspar sowie bei Thalia im Wiener Donauzentrum ihre Arbeit für einige Stunden nieder. Ein Warnstreik ist im Unterschied zu einem Streik zeitlich befristet. Am Freitag sperrten einige Supermärkte nicht auf. So wurde etwa in Favoriten in Wien vor einer Filiale protestiert.

Für Treflik sind die aktuell laufenden Warnstreiks der Gewerkschaft jedenfalls "nicht hilfreich" für die bereits angespannte wirtschaftliche Lage der Betriebe. Von Warnstreiks würden ausländische Onlinehändler profitieren, sagte Trefelik zur APA. Die Arbeitgeber-Blockadehaltung bei den KV-Verhandlungen sei "nicht verständlich", entgegnete GPA-Chefverhandlerin Helga Fichtinger am Freitag vor einer bestreikten Supermarktfiliale in Wien.

Für das anlaufende Weihnachtsgeschäft will WKÖ-Handelsobmann Treflik nicht den Optimismus verlieren. Die Regierung habe mit ihren Maßnahmen, "die Kaufkraft erhalten". Auch die Kälte und der Schnee seien "ein gutes Signal" für den Mode-, Schuh- und Sportartikelhandel

Gewerkschaft reduzierte Forderung

Am Dienstag waren die Gespräche über einen neuen Gehaltsabschluss im Handel in der vierten Runde erneut gescheitert. Zuerst hatte es noch ganz gut ausgesehen, aber letztlich lagen die Vorstellungen der Sozialpartner noch zu weit auseinander. Boten die Arbeitgeber ursprünglich ein Gehaltsplus von 5 Prozent und eine Einmalzahlung von 800 Euro, so sind es mittlerweile 6 Prozent sowie eine einmalige Prämie von 1.000 Euro. Auch die Gewerkschaft bewegte sich und reduzierte ihre Forderung von 9,5 Prozent und einen Fixbetrag von monatlich 40 Euro auf 9,4 Prozent zuzüglich 15 Euro Fixbetrag. Einmalzahlungen lehnen die Arbeitnehmervertreter aber ab.

Der Handels-KV ist einer der größten Kollektivverträge in Österreich und betrifft rund 430.000 Angestellte und Lehrlinge im Einzel-, Groß- und Kfz-Handel. 70 Prozent aller Beschäftigten im Handel sind Frauen. Mehr als ein Drittel davon arbeitet Teilzeit.

Ein neuer Gesprächstermin wurde noch nicht fixiert.

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