Zwei Hargassner, zwei Karrieren

Zwei Hargassner, zwei Karrieren
Helmut Hargassner wanderte nach Kanada aus, Anton Hargassner baute im Innviertel ein erfolgreiches Unternehmen auf.

Beide stammen aus der Umgebung von Altheim, beide heißen Hargassner, ohne miteinander verwandt zu sein. Ihre Vorfahren stammen aus Höhnhart. Beide haben Karriere gemacht. Während der heute 72-jährige Helmut 1960 als gelernter Uhrmacher nach Kanada ausgewandert ist und es zum Leiter der Uhrenabteilung des Luxuskonzerns Birks gebracht hat, baute der gelernte Bauer Anton Hargassner (56) ein Unternehmen für Biomasse-Heiztechnik auf. Er beschäftigt nahe Altheim 200 Mitarbeiter, die jährlich rund 7000 Heizkessel produzieren, die in fast alle Länder Europas  gehen.

Der KURIER bat die beiden zum Gespräch.

KURIER: Wie haben Sie begonnen?
Anton Hargassner: Ich war in der Land- und Forstwirtschaft bei meinen Eltern tätig. In meiner Jugend habe ich bei Wacker Burghausen in der Chemie gearbeitet. Ich habe aber gemerkt, dass das nicht meine Richtung ist. Ich übernahm dann  den Hof meines Onkels in der Gemeinde Weng, das war eine kleine Land- und Forstwirtschaft. 1974 hatte ich einen Motorradunfall, bei dem ich meinen rechten Fuß verloren habe. 1983 habe ich mit meiner Frau zum Hausbauen begonnen. Es war damals selbstverständlich, dass man eine Ölheizung einbaut. Ich habe meiner Frau vorgeschlagen, mit Holz zu heizen. Sie war nicht begeistert. Ich habe ihr versprochen, eine Holzheizung zu machen, bei der sie nie nachlegen muss.

Ich hatte als Hobby schon immer eine kleine Werkstätte. Das Technische und die Elektrik haben mich schon von Kind auf fasziniert. Nachdem mir die Hackschnitzelheizung für das eigene Haus gelungen ist, habe ich damals zehn Patente und die Gewerbeberechtigung erworben. Dann habe ich in meiner Werkstatt  begonnen,  Hackschnitzelheizungen zu erzeugen. Die Landwirtschaft betreibe ich heute noch. Ich mache Versuche mit Elefantengras und Energiewald, um es als Heizmaterial zu verwenden.

Sie sind auch einmal abgebrannt?
Das war 1981. Die Wirtschaftsgebäude sind in Flammen gestanden.

Das war ein herber Rückschlag?
Es war momentan ein Schlag, aber man kann nicht immer rückwärtsgehen.  Es waren die zwei Buben da, die Frau, man ist jung und gesund, es geht aufwärts.

Was unterscheidet Sie von anderen Kesselproduzenten?
Wir versuchen, technisch immer einen Schritt voraus zu sein. Wir waren zum Beispiel die Ersten mit automatischer Entzündung und automatischer Entaschung. Oder einer automatischen Kesselputz-Einrichtung.

Sie sind 1960 nach Kanada ausgewandert. Wäre damals in Österreich auch schon so eine Karriere möglich gewesen wie sie Anton Hargassner gemacht hat?
Helmut Hargassner: Die Firma Hirsch aus Klagenfurt hat 1945 begonnen. Sie hatten zuvor im Sattlergewerbe gearbeitet. Sie haben aus den Abfällen der Schuhproduktion am Küchentisch Uhrbänder genäht und an die Uhrmacher der Umgebung verkauft. Hermann Hirsch hat dann Fabriken  in Indien und China aufgebaut. Er ist der größte Uhrband-Fabrikant der Welt geworden. 

Vor 35 Jahren habe ich seine Bänder in unsere Firma Birks gebracht. Es gibt Familienbetriebe, die weltweit erfolgreich sind. Zum Beispiel die Firma Glock mit ihren Pistolen. In Montreal und in den meisten US-Städten benutzt die Polizei Glock-Pistolen. Ein anderes Beispiel ist Frank Stronach. Er ist mit 56 Dollar in der Tasche in Montreal angekommen. In unserer österreichischen Gesellschaft in Kanada haben wir den Franz Guschlbauer, der zum Beispiel für Bill Gates Lichtschirme aus Kupfer  hergestellt  hat.  

Sie errichten ein neues Forschungs-und Entwicklungszentrum. Machen Sie in diesem Bereich alles selbst?
Anton Hargassner: Alles wird bei uns selbst entwickelt. Es sind da Leute mit Hausverstand ebenso dabei wie Leute, die Verbrennungstechnik studiert haben.

Sie sind zum Leiter der Uhrenabteilung bei BIRKS in Kanada aufgestiegen. Können Sie dem Anton Empfehlungen geben?
Helmut Hargassner: (lacht) Nein, das glaube ich nicht. Ich kann wahrscheinlich vom Anton eine Menge lernen.

Gibt  es bei den Abgasen Fortschritte?
Anton Hargassner: Er ist nicht mehr so groß wie in den 80er- und 90er-Jahren. Damals hatten wir einen katastrophalen Wirkungsgrad von 60 bis 70 Prozent. Wir haben ihn auf 90 bis 96 Prozent erhöht. Jetzt können wir nur mehr Verbesserungen im Kommabereich erzielen. Aber auch darauf sind wir stolz.

Helmut Hargassner: Dein Firmenvertreter in Kanada hat mir erzählt, dass er mehrere Heizgeräte verglichen hat. Er konzentriert sich auf  Hargasser-Systeme, weil sie verlässlicher sind  und die Ersatzteile zur Verfügung stehen.

Wenn Sie heute in Österreich sind und sich die Lage hier anschauen, würden Sie nochmals auswandern?
Helmut Hargassner: Das Auswandern war mehr oder minder Abenteuerlust. Wir, mein Freund Manfred Trappmaier und ich, haben nicht vorgehabt, unser Arbeitsleben im Ausland zu verbringen. Trappmaier ist nach acht Jahren mit Schweizer Freunden nach St. Moritz  zurückgekehrt. Wahrscheinlich sind die Vorteile im Ausland heute nicht mehr so groß wie früher.

Kanada liegt sozialleistungsmäßig zwischen Europa und den USA angesiedelt. Es gibt eine staatliche Krankenversicherung. Hier sind die Kanadier besser abgesichert als die US-Amerikaner, von denen 40 Prozent überhaupt keine Krankenversicherung haben. Dafür sind in Kanada die Steuern höher als in den USA. Meine Frau besucht in Montreal einen Deutschkurs. Der Mann der Lehrerin ist ein Chirurg. Die beiden sind Deutsche, sie sind ausgewandert. Es geht ihnen recht gut.  Einer unserer Söhne ist Arzt. Wenn er sich wirklich dahinterklemmt, verdient er 400.000 kanadische Dollar im Jahr. Jetzt hat er wieder mit dem Krankenhaus einen Vertrag auf sechs Monate abgeschlossen. Er erhält dafür mehr als 200.000 Dollar.

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