Zukunftsthema Bewegungsarmut

Michael Strugl bei den Special Olympics Sommerspielen 2018 in Vöcklabruck
Sich nur im Glanz von Siegern zu sonnen sei zu wenig, kritisiert Strugl das Verständnis von Sportpolitik

Oberösterreich ist ein Sportland“, sagt Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Strugl. Das sei leicht an Medaillen und Titeln festzumachen, aber bei weitem nicht nur. Das manifestiere sich vor allem in rund 2500 Vereinen und knapp 6000 Sportstätten: „Wir haben Rahmenbedingungen geschaffen, die Basis für den Breiten- wie für den Spitzensport sind.“ Auch werde Oberösterreich Ausrichter großer Sportereignisse international wahrgenommen. So wird beispielsweise 2019 im neu geschaffenen Regattazentrum in Ottensheim die Weltmeisterschaft im Rudern ausgetragen.

Ziele verfolgen

Anlässlich seines Wechsels in den Verbund-Vorstand mit Jahresbeginn zieht Strugl im Gespräch mit dem OÖ KURIER Bilanz. Er war in den vergangenen knapp sechs Jahren in der Landesregierung auch für den Sport verantwortlich. Dieser Ressortbereich habe ihm „naturgemäß besonders viel Freude bereitet“. Dies auch, weil er vielen interessanten Persönlichkeiten begegnet sei, von denen man enorm viel lernen könne: „Von Leistungssportlern, wie man Ziele ganz konsequent verfolgt. Oder von Trainern, was man tun muss, um seine Leistungen ständig zu steigern.“ Das sei durchaus auf die Politik übertragbar.

Olympiazentrum

Worauf Strugl besonders stolz ist: „Wir werden mit der Sportstrategie 2025 eine neue Bewegungskultur anstoßen, weil wir die Infrastruktur entsprechend ausbauen.“ Rund 800 Projekte, überwiegend Sportanlagen von Vereinen und Kommunen, wurden in seiner Ära gefördert. Darunter Leitprojekte wie das Olympiazentrum auf der Gugl in Linz, „überhaupt unser Kompetenzzentrum für den Spitzensport, das modernste in Österreich“.

Sehr hoch setzt Strugl den gesellschaftlichen Stellenwert des Sports an: „Das kann man alleine daran sehen, dass sich mehr als 200.000 Menschen ehrenamtlich engagieren. Mehr als in jedem anderen Gesellschaftsbereich.“ Dem werde die Politik nicht gerecht, bemängelt der Neo-Expolitiker: „Der Stellenwert des Sports muss über einen Fototermin bei einer Siegerehrung hinausgehen.“ Mit knapp 12,5 Millionen € ist der Sport im Landesbudget sehr bescheiden dotiert. „Hier haben wir miteinander – der Bund, aber auch die Länder – Luft nach oben“, argumentiert Strugl.

Er macht das an einem Beispiel fest: „Wirklich weh tut, dass es nicht gelungen ist, die zusätzliche Bewegungseinheiten in den Schulen zu verankern.“ Diese gebe es zwar an den Volksschulen, sei aber auch in der Sekundarstufe dringend notwendig. „Da sind wir stecken geblieben. Am Zug ist der Bund.“ Strugl ortet hier vorrangig einen akuten gesundheitspolitischen Handlungsbedarf: „Bei manchen Kindern ist die motorische Entwicklung, die auch für die intellektuelle Entwicklung maßgeblich ist, nicht ausreichend.“ Wenn im Elternhaus kein Sport betrieben werde, könne es sein, dass Kinder keinerlei Bewegung machten.

Die Folgekosten würden ein Vielfaches dessen ausmachen, was für die tägliche Bewegungseinheit aufgewendet werden müsste. „Eigentlich müsste das Gesundheitsministerium dafür aufkommen und vielleicht noch das Bildungsministerium“, argumentiert Strugl. Allerdings weiß er zu gut um die Kurzatmigkeit von Politik: „Das Problem ist, dass das in einer Legislaturperiode nicht abbildbar ist.“

Zurückhaltend gibt sich Strugl mit Ratschlägen an seinen Nachfolger Markus Achleitner, aber er ist zuversichtlich: „Er wird es anders machen als ich, und er wird es gut machen.“

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