Zu große Kräfte für unseren Körper

Oberösterreichs Ski-Präsident Firzt Niederndorfer mit seiner Tocher Maria: Sie ist eine der vielen Verletzten.
Der Ski-Rennsport fordert immer mehr Opfer – lange Verletztenliste vor der Weltmeisterschaft. Von Gerhard Marschall.

Dort, wo sich einst Toni Sailer zum dreifachen Olympiasieger gekürt hat, werden derzeit die Champions 2021 ermittelt. Cortina d’Ampezzo in den italienischen Dolomiten ist Austragungsort der Alpinen Ski-Weltmeisterschaft. Für den Oberösterreicher Vincent Kriechmayr wird es gleich am Dienstag ernst, da steht der Super-G auf dem Programm.

Gute Medaillenchancen

Fritz Niederndorfer, Präsident des OÖ. Skiverbands, gibt dem 29-jährigen Mühlviertler alle Chancen: „Der Vinc ist immer für eine Medaille gut.“ Kriechmayr ist im Super-G wie gewohnt Spitze, in der Abfahrt haben sich hingegen nach dem Skiwechsel von Fischer zu Head die erhofften Erfolge noch nicht eingestellt.“ Das Auf und Ab lässt sich am Kitzbühel-Wochenende festmachen: Zuerst in den beiden Abfahrten jeweils mit deutlichem Rückstand die Plätze 9 und 17, danach der Sieg im Super-G.

Enge Kurvenradien

Überschattet wird die Weltmeisterschaft von einer ganzen Reihe von Verletzungen im Vorfeld. Speziell in Österreichs Damenteam sind die Reihen arg gelichtet. Somit können die Trainer bei der Rekrutierung des WM-Kaders keineswegs aus dem Vollen schöpfen. Das Problem liegt in erster Linie bei den aggressiven Skiern, die enge Kurvenradien erlauben. Das macht sie aber in Extremsituationen unbeherrschbar. Den dabei frei werdenden Kräften kann der menschliche Körper oft nicht standhalten. Sollbruchstelle ist zumeist das Knie. Mit jedem weiteren Unfall bricht erneut eine Debatte über Konsequenzen aus. Geschehen ist bisher nichts. Speziell in Lockdown-Zeiten will das TV-Publikum unterhalten werden, und das Spektakel fordert seine Opfer.

Kreuzbandriss

„Es wird viel diskutiert“, sagt Niederndorfer: „Ich habe keine Idee, wie man das massiv reduzieren könnte.“ Auch Präsidententochter Maria hat es erwischt, passiert ist es im November beim Riesentorlauftraining: mit einem Arm im Tor eingehängt, Körper verdreht, ein Ski greift – Kreuzbandriss. Bis dahin war die 20-jährige Vöcklabruckerin beständig auf dem Weg nach oben. Im Vorjahr wurde sie Jugendmeisterin im Slalom, bei den olympischen Jugend-Winterspielen in Lausanne kam sie dreimal unter die Top Ten. Nach der Operation plagt sich Maria Niederndorfer zurzeit in der Rehabilitation.

Der Weg zurück ist lang

Elisabeth Reisinger (24) aus Peilstein ist nach Kreuzbandriss Nummer zwei, erlitten vor knapp einem Jahr, schon ein Stück weiter. Sie möchte demnächst wieder auf Skiern stehen. Doch der Weg zurück ist lang und mühsam. Daniel Hemetsberger (29) aus Nußdorf am Attersee kennt diese Tortur zur Genüge. Mit bereits vier Kreuzbandrissen ist er quasi Rekordhalter in dieser schmerzhaften Disziplin. Regelmäßig hat er sich zurückgekämpft. Mit respektablen Ergebnissen auf dem Hahnenkamm und in Garmisch hat er sich jedenfalls für die WM empfohlen. Elisa Mörzinger (23) aus Altenfelden ist zwar gesund und aktuell bestplatzierte Österreicherin in der Parallelslalom-Wertung, für ein WM-Ticket reichte das allerdings nicht.

Natur statt Computer

Niederndorfer verteidigt seinen Sport. Er hofft, dass Eltern nicht aus Sorge vor Verletzungen den Nachwuchs vom Skilaufen abhalten. „Mir ist es lieber, wenn die Kinder in der Natur draußen sind, als sie sitzen vor dem Computer.“ Beim OÖ. Schülercup mit 200 und mehr Teilnehmern passiere relativ wenig, da sei die Gefahr nicht allzu groß. „Dass im Spitzensport ein Risiko da ist, muss einem bewusst sein. Man kann aber nicht das Ganze schlechtmachen.“

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