Sie stehen für ihr Business, sie sind ihr Business, Beruf und Privatleben verschwimmen ganz oft. Einzelunternehmerinnen und -unternehmer nutzen vermehrt das Internet, um auf sich, ihre Dienstleistungen und Produkte aufmerksam zu machen.
Dabei gibt es unterschiedliche Zugänge. Die einen haben genaue Pläne, wann sie welche Inhalte positionieren, die anderen gehen intuitiv und spontan vor. Was alle gemeinsam haben: Durch ihre Online-Präsenz bekommen sie Sichtbarkeit. Und was nutzt es sonst noch?
Der KURIER hat bei vier Einzelunternehmerinnen aus Oberösterreich nachgefragt, wie sie die virtuelle Welt für sich nutzen, wie sie den Spagat zwischen Privatleben und Beruf online handhaben und wie viel Zeit in ihre Online-Auftritte fließt.
Fotografin: "Ich zeige nur Berge - und werde deswegen gebucht"
Ein Blick auf ihre Profile in sozialen Medien – und alles ist klar: Diese Frau brennt für die Berge. Marlene Brandl ist Fotografin aus Micheldorf und hat es geschafft, Beruf und Leidenschaft unter einen Hut zu bringen. Sie hat sich auf „Afterwedding Shootings“ spezialisiert, ausschließlich auf dem Berg, vor atemberaubender Kulisse. Um diese Nische zu zeigen und bekannt zu machen, nutzt sie vor allem Instagram intensiv.
„60 bis 70 Prozent meiner Buchungen kommen mittlerweile über diese Plattform rein, Tendenz steigend.“ Engagiert wird sie ausschließlich von Paaren, die ihre Leidenschaft für die Berge teilen. Meist in der Woche nach der Hochzeit nimmt sie Braut und Bräutigam – zu Beginn in Wanderkleidung – mit auf den Berg. Oben angekommen folgt die Stärkung, bevor alle das Hochzeitsgewand anziehen und es losgeht.
„Ich habe eine sehr genaue Zielgruppe, die ich mit meiner Online-Präsenz konkret ansprechen kann“, so die 30-jährige Fotografin. Ihre Inhalte plant sie akribisch, kaum etwas wird dem Zufall überlassen. Je aktiver sie sei, desto mehr möge das der Algorithmus hinter den Bildern: „Je mehr ich poste, desto mehr Menschen werde ich mit meinem Profil angezeigt.
Deswegen gehe ich regelmäßig mit Inhalten raus, eigentlich täglich.“ Man müsse als Einzelunternehmerin deklarieren, wofür man stehe: „Meine Hochzeitspaare buchen mich wegen der Berge, deswegen zeige ich genau das.“
Tätowiererin: "Ich bin keine Influencerin"
Eine riesige Viper, die sich um den Körper schlängelt. Ein Kaiman auf dem Unterarm. Eine imposante Meerjungfrau mit wallendem Haar auf dem Oberschenkel. Viktoria Resinger ist bekannt für ihr künstlerisches Talent. Fast alle Tattoos zeichnet sie ohne Schablone und Vorlage direkt auf die Haut, um sie dann in genauester Detailarbeit zu stechen. Ihr Studio „Bloodsisters Tattoo“ betreibt die 36-Jährige in Pasching bei Linz.
Das Internet nutzt sie, um fertige Arbeiten und den Entstehungsprozess zu zeigen. „Aber die Zeit reicht nicht aus, um alle Kanäle zu bedienen. Ich bin Tätowiererin und keine Influencerin.“ Natürlich sollen viele Menschen ihre Arbeiten sehen, die meisten Kundinnen und Kunden habe sie aber durch persönliche Empfehlungen.
„Mein Terminkalender ist für dieses Jahr komplett voll, deswegen nehme ich für mich persönlich den Druck aus der Thematik raus. Ich poste Tattoos, auf die ich besonders stolz bin, freue mich über jedes Like und jede Interaktion, aber ich stresse mich nicht mehr deswegen.“
Selbst wenn Viktoria Resinger eine wesentlich größere Online-Reichweite hätte, „könnte ich ja trotzdem nicht mehr arbeiten als jetzt. Als Einzelunternehmerin gibt es nur mich in meinem Studio. Und ich habe auch ein Privatleben, das mir wichtig ist.“
Mode-Expertin: "Inspirieren, aber nicht zum Konsum anregen"
Cooler Streetstyle, ein Vintage-Kleid, glamourös kombiniert. Wenn Iris Eibensteiner im Internet Präsenz zeigt, tut sie das mit einer großen Portion Schmäh und dem Wunsch, zu inspirieren.
Die 49-Jährige hat vor einem Jahr das „Buddy & Murphy“ am Linzer Hauptplatz 23 aufgemacht. Dort verkauft sie Vintage und Secondhand-Mode. Und sie kooperiert mit jungen Design-Schaffenden.
„Mein Ziel für meinen Online-Auftritt ist es, authentisch zu sein. Es gibt keinen Unterschied zwischen mir im Internet und mir im Shop. Ich will keine Verkaufsplattform kreieren, weil ich auch nicht zum Konsum anregen will. Das ist gegen meine Prinzipien.“
Deswegen zeigt Eibensteiner vor allem verschiedene Looks und Styles. „Natürlich kommen Leute zu mir, weil sie mich und mein Geschäft auf Instagram entdeckt haben. Aber kein Kanal kann den direkten Kontakt zwischen Menschen abfedern.“ Was sie online zeigt, solle ihr leicht von der Hand gehen. Manche Beiträge werden geplant, das meiste entstehe aber ganz spontan.
Cranio Sacrale-Praktikerin: "Schöner Spielraum, aber nicht essenziell"
Sie arbeitet mit Berührungen und mit Menschen, die gerne „ganzheitlich etwas für ihren Körper tun möchten.“ Daniela Würfl ist Cranio Sacrale Praktikerin, ist in Linz, Ulrichsberg und im Bergergut anzutreffen. Das Internet nutzt sie, um „greifbar und sichtbar zu werden.“
Die Anzahl jener Menschen, die online auf sie aufmerksam werden und Termine buchen, steige stetig, so die 43-Jährige. „Dabei lerne ich viel von anderen durch Beobachtung. Durch Vernetzung entstehen auch online weite Kreise, das hilft natürlich.“ Prinzipiell sei es aber noch immer entscheidend, mit Menschen in der Wirklichkeit in Berührung zu kommen.
„Das Internet ist ein schöner Spielraum, aber für mich wirtschaftlich nicht essenziell. Aber natürlich ist es praktisch. Wenn zum Beispiel spontan ein Termin frei wird, poste ich den online und er wird immer sofort wieder gebucht“, erklärt Würfl. Wie sie sich im Internet zeige, passiere intuitiv, „ich nutze es mit meiner Philosophie, wie ich bin. Ich gehe mit dieser Form der Interaktion sehr bewusst um.“.
Impressum Wie auf einer Homepage sei auch auf sozialen Plattformen ein Impressum wichtig. „Als Einzelunternehmen muss man sich glaubwürdig deklarieren“, rät Gerald Walter, Obmann des Landesgremiums für Versand, Internet und allgemeinen Handel der WK OÖ, und weiter: „Man sollte bei seinem Online-Auftritt immer bedenken: Ich kommuniziere mit Kunden. Sprich, polarisieren ist keine gute Idee. Das Internet ist kein anonymer Raum.“
Zielgruppe Außerdem sei es entscheidend, die eigene Zielgruppe genau zu kennen, also wen man konkret ansprechen wolle, so Walter.
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