Wiesenthal-Strasse in Linz gefordert

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Linzer Kunstuniversität zeigt Ausstellung „Verfolgen und Aufklären“. Forderung nach einer Wiesenthal-Straße.

Simon Wiesenthal und 19 weitere Pioniere und Pionierinnen der Holocaustforschung stehen im Zentrum der Ausstellung „Verfolgen und Aufklären“ in der Linzer Kunstuniversität. Monika Sommer, Direktorin des Hauses der Geschichte Österreich, nahm die Presseführung am Montag zum Anlass, um die Benennung einer Straße oder eines Platzes in Linz nach Simon Wiesenthal zu fordern.

Wiesenthal-Strasse in Linz gefordert

Von rechts: Rektorin Brigitte Hütter, Eike Stegen (Haus der Wannsee-Konferenz), Direktorin Monika Sommer (Haus der Geschichte Österreich) und Vizerektorin Karin Harrasser

Die Ausstellung der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz und des Touro College Berlin in Zusammenarbeit mit der Wiener Library London ist von 22. September bis 21. Oktober in der Aula der Linzer Kunstuni und von 6. November bis 7. Jänner im Haus der Geschichte Österreich in Wien zu sehen. „Die Kunstuniversität trägt eine besondere Verantwortung angesichts der Geschichte der Brückenkopfgebäude am Hauptplatz“, sagte Rektorin Brigitte Hütter. Das Gebäude, in dem die Kunstuni heute residiert, war Teil der Monumentalarchitektur, die die Nationalsozialisten am Donauufer errichtet hatten.

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Wiesenthal, dessen 15. Todestag am Sonntag begangen worden ist, begann früh, die Gräueltaten des NS-Regimes zu dokumentieren und Täter auszuforschen. Ziel war es, die Opfer nicht zu vergessen und die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen. Unter anderem spürte er Adolf Eichmann, den Organisator der Schoah, in Argentinien auf.

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Bilder aus der Ausstellung "Verfolgen und Aufklären"

Auch weniger prominente Forscher

Die Ausstellung holt aber auch weniger prominente Forscher vor den Vorhang, die ebenfalls bald nach Kriegsende - oder teilweise noch davor - begonnen haben, die Geschehnisse zu dokumentieren und aufzuarbeiten. Viele von ihnen waren selbst Opfer der NS-Gräuel. „Und es waren Leute, die nicht akademisch geforscht haben“, sondern einfach dort zu graben begonnen hätten, wo sie waren, so Vizerektorin Karin Harasser. In der akademischen Forschung habe das Thema erst 20 Jahre später Platz gegriffen.

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Bilder aus der Ausstellung "Verfolgen und Aufklären"

Tuviah Friedman etwa, der aus dem Arbeitslager bei Radom in Polen entkommen war und dessen Familie von den Nazis ermordet wurde, trat 1945 unter falscher Identität der polnischen Polizei bei und begann, Beteiligte an den deutschen Verbrechen zu verfolgen. Emanuel Ringelblum legte im Warschauer Ghetto in Milchkannen ein Geheimarchiv aus Dokumenten an, das für die Holocaustforschung nach wie vor von großer Bedeutung ist. Rachel Auerbach brachte bereits 1947 eine Publikation zum Vernichtungslager Treblinka nordöstlich vor Warschau heraus, das viel weniger bekannt war als Auschwitz. Viele dieser Forscher der ersten Stunde waren später in Yad Vashem in Israel aktiv.

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