Wieder Zentrum der digitalen Welt

Leben in der digitalen Welt: Karen Lancel und Hermen Maat mit "Kissing Data"
1000 Künstler und Forscher beim Ars Electronica-Festival, in Linz sind die Gästebetten ausgebucht

Dem Versagen und dem Fehler in der digitalen Welt gehen 1000 Künstler, Forscher und Aktivisten beim diesjährigen „ Ars Electronica Festival“ in Linz auf den Grund. Das Festival ist bei den Themen digitale Medienkunst und Computeranimation weltweit führend. Und es lockte im Vorjahr innerhalb von fünf Tagen 100.000 Besucher in Oberösterreichs Landeshauptstadt. Die Linzer Gästebetten werden wieder ausgebucht sein. Für die fünftägige Veranstaltung „Error - the art of Imperfection“ in der kommenden Woche wurden die Ausstellungsflächen wieder ausgeweitet.

„Da ist wohl einiges schief gelaufen in der digitalen Revolution“, sagt die Geschäftsführerin des Ars Electronica Centers (AEC), Christine Schöpf. Sie nennt die ausgehebelte Privatsphäre von Millionen Internetnutzern oder das Zeitalter der Fake-News als Hintergrund des Festival-Themas.

„Einer Gesellschaft, die nach Perfektion strebe, steht Unvollkommenheit als ihr größtes Potenzial gegenüber. Wir haben mit dem Thema eine unheimliche Größe und Dynamik erreicht“, sagt AEC-Chef Gerfried Stocker.

Internationalität

Die „Creme de la Creme“ der Szene, die sowohl aus dem Kunstbereich als auch der Forschung kommt, wird in Linz dabei sein. Akteure, die bei insgesamt 500 Events auftreten, vortragen oder am Podium diskutieren, reisen aus 50 Nationen an. Immerhin kooperieren 23 internationale Universitäten mit dem Linzer Festival. „Jeder Besucher, egal aus welcher Schicht er stammt, kommt auf seine Kosten“, verspricht Stocker. Gleichzeitig gibt er zu, dass es schwer ist, sich in der Programmfülle, die auf 13 Linzer Veranstaltungsorte aufgeteilt ist, zurechtzufinden. „Mittlerweile bieten wir Guides in 13 verschieden Sprachen an“, erklärt Festivial-Leiter Martin Honzik.

Zentraler Ort des Geschehens wird die ehemalige Linzer Postzentrale, Postcity, neben dem Hauptbahnhof sein. Das riesige Objekt wird auf 100.000 Quadratmetern voll ausgenützt: vom Kellergeschoß mit dem dort zu Präsentationsräumen umfunktionierten Bunker bis zum Dach, wo japanische Künstler eine Chillout-Lounge zum „Zeit tot schlagen“ gestalten. Zwei große Konferenzen zum Thema „Error“, Workshops und Dutzende spektakuläre Präsentationen sind hier angesagt.

Tanzender Roboter

Ein spannendes Experiment steht in der alten Gleishalle an. Dort wird etwa beim großen Konzert des Brucknerorchesters unter Markus Poschner mitten unter den Musikern ein drei Tonnen schwerer Industrieroboter tanzen. Weil auch der oö. Weltmarktführer in Feuerwehr-Technik, Rosenbauer punkto Robotertechnik und künstlicher Intelligenz mit dem Festival kooperiert, wird es in der Postcity eine einzigartige Löschübung geben. Feuerwehrleute steuern dabei Löschgeräte mit ihren Hirnströmen. Weitere Schauplätze sind auch das AEC selbst, das Lentos, das Brucknerhaus, die Kunst-Uni oder die Bruckner Privat-Uni.

Freude beschert das Festival auch der Linzer Wirtschaft. Die 4750 Gästebetten in der Stadt sind belegt, der September sei bei den Nächtigungen immer unter den Rekordmonaten, berichtet Tourismusdirektor Georg Steiner. Und der Wirtschaftsstadtrat und Vizebürgermeister Bernhard Baier (VP) sieht das Festival gar als „globales Markenzeichen nicht nur für Linz, sondern für ganz Österreich“.

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