Wie Sie sich mit ihren Gedanken selbst heilen

Katharina Schmid mit ihrem Buch
Mit unserem Denken können wir mindestens so viel für unsere Gesundheit tun wie mit guter Ernährung und Fitness, sagt die Ärztin Katharina Schmid.

Katharina Schmid (50) ist Fachärztin für Pathologie und ausgebildete Hausärztin. Sie ist seit 2009 niedergelassene Pathologin in Straubing (Bayern). „Ich schaue mir die Gewebeproben wie entfernte Muttermale, Magen-Darm-Biopsien etc. an.“ Die Privatdozentin hat im Verlag edition a das Buch "Kopfsache gesund – Die Wissenschaft entdeckt die Heilkraft der Gedanken" herausgebracht.

KURIER: Wie beeinflussen die Gedanken die Körperzellen?

Katharina Schmid: Der gebürtige Österreicher und Nobelpreisträger Eric Kandel hat herausgefunden, dass sich die Synapsen, also die Verbindungen im Gehirn, durch Umdenken verändern lassen. Man braucht diese Gedanken nur immer wieder denken, bis zu sechs Monate lang. Er hat herausgefunden, dass es durch neue Gedanken zu neuen Verschaltungen im Gehirn kommt. Und damit zu anderen Hormonausschüttungen. Wenn sich neue Synapsen bilden, hat das Konsequenzen für unsere Körperregulation.

Das, was ich im Buch schreibe, ist nicht wirklich etwas Neues. Aristoteles hat schon vor 2.000 Jahren gesagt, für einen gesunden Menschen braucht es positive Gedanken, eine gesunde Arzt-Patienten-Beziehung, und entsprechende Maßnahmen wie Pflanzenmedizin, Wechselbäder, etc. Im Spitzensport ist es heute völlig normal, dass die Sportler einen Mentaltrainer haben.

Wenn sich der Mensch kopfmäßig darauf einstellt, dass er wieder gesund werden kann, hat das einen genauso wichtigen Effekt wie, dass er sich gesund ernährt oder Sport macht.

Ganz so einfach ist es aber nicht. Denn dann könnte jeder, der krank ist, sich denken, ich will wieder gesund werden.

Das ist positiv denken. Davon grenze ich mich ganz klar ab.

Was muss man also machen, damit man sich mit Gedanken selbst heilen kann?

Es setzt voraus, dass wir im inneren Einklang sind. Unser Gehirn funktioniert nur dann wirklich gut, wenn wir in einem Zustand der Ruhe sind.

Wir sind so vielen Reizen ausgesetzt, dass die Gedanken ständig kreisen. Viele sind unbewusst und vollkommen harmlos. Es haben nur jene Gedanken auf uns Einfluss, die mit Gefühlen, mit inneren Bildern und realen Erlebnissen verbunden sind. Denn unser Gehirn glaubt, dass die Gedanken wichtig sind, die mit besonders intensiven Gefühlen verbunden sind. Es unterscheidet aber nicht, ob diese Gedanken real sind. Deshalb wirken sich Fernsehfilme, bei denen man sich fürchtet, nicht besonders günstig aus.

Wenn ich mir mit einem besonderen Glücksgefühl vorstelle, wieder gesund zu sein, hat das einen positiven Effekt. Diese positiven Gefühle fördern das Immunsystem. Der Arzt hilft nicht dem Patienten, dem er Angst macht und sagt, er ist in drei Monaten eh tot, sondern er hilft dem, dem er Zuversicht spendet.

Es gibt Menschen, die sehr schwer krank sind. Ihnen helfen die positiven Gedanken dann auch nicht mehr.

Doch. Selbst wenn ich schwer krank bin, braucht es mir nicht schlecht zu gehen. Ich kann mich trotzdem emotional wohlfühlen.

Aber man kann sich nicht heilen.

An manchen Dingen stirbt man einfach, da helfen die Gedanken nicht. Das Allermeiste in unserem Gehirn ist unbewusst. Woher weiß nun der Kopf, was wichtig ist? Es ist das, worauf Sie Ihre Aufmerksamkeit richten. Wenn Sie sie auf Gesundheit ausrichten, hören Sie zum Beispiel von Menschen, die Brustkrebs hatten und wieder gesund geworden sind. Der Fokus geht viel stärker in die Richtung, was mir guttut statt auf das, was das Sterben fördert. Das macht einen großen Unterschied, der den meisten Menschen nicht bewusst ist.

Die meisten Menschen wissen zwar, was sie nicht wollen, aber die wenigsten wissen, was sie wirklich wollen. Die Menschen sollen sich mehr auf das konzentrieren, was sie wollen. Auf Gesundheit statt auf Krankheit. Man soll aufhören, die Krankheit zu bekämpfen. Sie ist wie ein strenger Lehrer, der aufzeigt, im Leben ist etwas so gelaufen, wie es nicht sein sollte.

Manche behaupten, die Menschen sind selbst an ihren Krankheiten schuld.

Da widerspreche ich ganz massiv. Denn das hat ganz viel mit den Genen zu tun. Die Epigenetik lehrt aber, dass wir unseren Genen nicht schicksalhaft ausgeliefert sind. Man kann sein Umfeld und sein Verhalten ändern.

Bewegung, gesunde Ernährung und Gedanken können – wenn man sie über mehrere Monate und Jahre praktiziert – sogenannte Genschlüssel ab- und wieder anschalten.

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