Warum der Vogelfänger im Wald gar nichts Böses will

Seppy trifft auf den Vogelfänger
Die Omama erklärt dem Seppy, warum man nie jemanden nach seinem Äußeren beurteilen sollte

von Christa Koinig

Habe ich euch schon erzählt, dass unsere Omama mehrere Sprachen sprechen kann? Spanisch, Italienisch, ein wenig Russisch, ganz viel Englisch und Deutsch sowieso. Sie sagt, mit Sprachen wird ihre Welt ein Stück größer und wenn sie Sprachen lernt, muss sich das Hirn viel merken und wird nicht so schnell alt. Englisch kann ich auch ein bisserl.

Sehr verdächtig

Aber was Omama kürzlich zu mir gesagt hat, habe ich nicht verstanden. „Dont tschatsch e buk bei its kava“. Es war so: Ich hab meine Laufrunde durch den Wald gemacht, als ich im Gebüsch eine verängstigte kleine Eule gesehen hab’. Aber noch bevor ich schauen konnte, was mit ihr los ist, war sie wieder verschwunden. Dann habe ich auf einmal jemanden singen gehört. „Der Vogelfänger bin ich ja, stets lustig, heißa, hopsasa.“ Es war ein Mann mit strubbeligem Haar und – sehr verdächtig! – er hatte einen großen Vogelkäfig dabei. Jetzt wusste ich, warum die kleine Eule sich versteckt hatte, es war wegen dem Vogelfänger!

Sehr mutig

Das geht natürlich gar nicht! Ich hab’ meinen ganzen Mut zusammengefasst, hab’ mich ihm in den Weg gestellt und „Halt!“ gerufen. Der strubbelige Mann hat mich verdutzt angeschaut, als ich streng zu ihm gesagt hab’, „Vögel einfangen darf man nicht!“

„Ich fange keine Vögel ein“, hat er gemeint, „aber du hast doch gerade gesungen, der Vogelfänger bin ich ja, und einen Käfig hast du auch.“ „Das ist doch nur mein Lieblingslied. Und was ich mit dem Käfig mache? Ach so, ja ich muss tatsächlich einen Vogel einfangen, nämlich eine kleine Eule. Sie hat sich den Flügel gebrochen, ich bin Tierarzt und möchte sie gesund pflegen.“

Sehr vorsichtig

So ist das also. Wie man sich täuschen kann. Natürlich hab’ ich das dann der Omama erzählt. Darauf hat sie dann halt diesen englischen Satz zu mir gesagt. Ich wollte wissen, was das auf Deutsch bedeutet. „Genau übersetzt heißt es: Bewerte ein Buch nie nach dem Einband, aber gemeint ist damit, dass du niemals jemanden nach seinem Äußeren beurteilen solltest.“

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