Zweier-Kajak: Auf der Jagd nach einer Medaille

Ana Roxana Lehaci (vorne) und Victoria Schwarz reisen als Führende im Weltcup nach Tokio
Viktoria Schwarz und Ana Roxana Lehaci haben in der Bucht vor Tokio allerhand vor. Von Gerhard Marschall.

Ana Roxana Lehaci (30) und Viktoria Schwarz (36) sind ein perfekt eingespieltes Team, das lässt sie optimistisch Richtung Olympische Spiele blicken. Sie wollen im Zweier-Kajak auf Medaillenjagd gehen. Für die Kanutinnen von UKRV Schnecke Linz ist der Vereinsname somit nicht Programm. Immerhin reisten sie heute, Montag, als Weltcup-Führende nach Tokio.

"Es gibt keine Favoriten"

„Dort beginnt alles wieder bei null“, rückt Schwarz jedoch die Dinge zurecht. „Es gibt keine hundertprozentigen Favoriten.“ Die Konkurrenz ist so groß wie noch nie, denn erstmals kann jede Nation zwei Boote nominieren. Erklärtes Ziel der Heeressportlerinnen ist das Finale der besten acht. „Das wäre jedenfalls ein Wahnsinn“, sagt Schwarz. Der Weg dorthin führt über vier Vorläufe. Dann braucht es auch etwas Glück. Die Bahnen werden per Los vergeben. Die äußeren liegen mehr im Wind und sind somit benachteiligt. Je näher zur Tribüne, umso besser.

130 Doppelschläge auf 500 m

Die Regattastrecke in der Tokioter Bucht kennen die beiden von Probefahrten 2019. Aufgrund der Nähe zum Meer sind die Bedingungen speziell, sprich: sehr wind- und wellenanfällig. Mit den schmalen Kanubooten sei das eine Herausforderung, sagt Lehaci, „aber das Problem werden alle haben.“ Andererseits sei das salzhaltige Wasser sehr weich, fügt Schwarz hinzu: „Das liegt uns recht gut.“ „Man muss mit dem Wasser und nicht gegen das Wasser fahren“, erklärt Lehaci. „Man muss spüren, wie das Boot läuft.“ Rund 130 Doppelschläge werden auf dem halben Kilometer gesetzt, kraftvoll und mit Gefühl zugleich, in absolutem Gleichklang. Im Zweier kommt es vor allem auf Harmonie an. „Ich muss das Boot führen und die perfekte Schlagzahl vorgeben“, sagt Lehaci. „Ich muss mich in sie hineinversetzen und ihren Schlag eins zu eins übernehmen“, ergänzt Partnerin Schwarz. Ihre Erfahrung komme ihr dabei zugute. „Seit 18 bin ich nur im Zweier gefahren und immer hinten.“ Zusammen mit Yvonne Schuring gewann Schwarz bei der WM 2011 Gold in 1:37,00. Das ist bis heute Weltrekord über die 500 Meter, der Tokio überdauern wird. Zeiten um 1:40 oder eher darüber werden erwartet.

Schlafwandelnd

Lehaci ist zum zweiten Mal bei Olympia. Die gebürtige Rumänin zog 1994 mit ihrer Familie nach Österreich, 1999 erhielt sie die Staatsbürgerschaft. Für Schwarz sind es die vierten Spiele. Dabei schien ihre Karriere 2016 mit einem Schlag zu Ende. Schlafwandelnd war sie vom Balkon sieben Meter tief abgestürzt, der Unfall endete mit einer gebrochenen Schulter relativ glimpflich. Gegen alle ärztlichen Prognosen, wonach es mit dem Leistungssport vorbei sei, ging sie zweieinhalb Monate später in Rio an den Start. „Gerade wenn mir wer sagt, dass etwas unmöglich ist, möchte ich es erst recht schaffen.“

Der Einer als Draufgabe

In Tokio legt das Duo den Fokus klar auf den Zweier, die folgenden Einzelrennen sind Draufgabe. „Es schaut relativ gut aus“, gibt Lehaci die Devise aus, „wir möchten unser bestes Rennen abliefern, das wir jemals gefahren sind. Was dann herauskommt, wird man sehen.“ „Alle möchten eine Medaille“, fügt Partnerin Schwarz hinzu, „sonst fährst du ja nicht hin.“ „Ein Spaziergang wird das sicher nicht werden“, vermutet Schnecke-Präsident Harald Kehrer. „Da fahren keine Urlauber hin.“ An den beiden Olympionikinnen bewundert er die enorme Disziplin, was sie an Strapazen auf sich nähmen und wie streng strukturiert bei ihnen alles ablaufe. „Das ist nicht typisch österreichisch. Meine Hochachtung.“

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