LASK gegen Ried: Verrücktes Adventderby

Nach der 1:0 Niederlage im Hinspiel brennt der LASK auf einen Sieg
Verkehrte Welt: Ried spielt oben mit, der LASK kämpft gegen den Abstieg. Von Gerhard Marschall.

LASK gegen SV Ried – die fünftplatzierten Innviertler gastieren morgen, Sonntag, beim Vorletzten. Vor Saisonbeginn war das Adventderby eher mit umgekehrten Vorzeichen zu erwarten gewesen. Doch die Tabelle lügt bekanntlich nicht: Die Schwarz-Grünen aus Ried dürfen sich Hoffnungen auf das Meister-Playoff machen, die Schwarz-Weißen aus der Hauptstadt strampeln gegen den Abstieg.

LASK-Sorgen

Der ist beim LASK offiziell kein Thema. Doch je länger die Linzer am Tabellenende festsitzen, umso größer werden die Sorgen. Denn die Chance, doch noch den Sprung in die Top sechs zu schaffen, schrumpft mit jedem Misserfolg. Bis zum Ende des Grunddurchgangs stehen nur noch sechs Spiele aus. Und danach erst einmal mittendrin im Getümmel der Underdogs, ist alles möglich. Offiziell ist bei der SV Ried der Verbleib im Sextett der Besten kein Thema. Doch je länger sich die Innviertler in der oberen Tabellenhälfte halten, umso schwieriger wird es, das als Ziel zu bestreiten. Zumal die Rieder Fans zu überschäumender Euphorie neigen. Nach dem heutigen Nachbarschaftsduell kommt noch Schlusslicht Altach ins Innviertel, dann ist erst einmal Ruhepause.

Die Guten gehen weg

Die Gründe für den Umsturz im Land sind vielfältig. Da ist voran die Qualität des Personals. Neben anderen hat der LASK Kapitän Gernot Trauner (29) nach Rotterdam und Stürmer Reinhold Ranftl (29) zu Schalke 04 ziehen lassen. Beide fehlen, der eine als Abwehrchef und Führungsfigur, der andere im Angriff. Ried muss aufgrund begrenzter finanzieller Möglichkeiten sowieso immer die Besten ziehen lassen, sodass ein ständiges Gehen und Kommen ist. Der Weggang von Marco Grüll (23) zu Rapid Wien hat die Offensive klar geschwächt, dafür ist das Abwehrzentrum mit Tin Plavotic (24) merklich stabiler.

Akute Trainerfragen

Da wie dort ist die Trainerfrage akut. Der LASK hat sich schon nach wenigen Runden von Dominik Thalhammer (51) getrennt. International schlagen sich die Linzer unter Regie von Co Andreas Wieland (38) beachtlich: In der UEFA Conference League führen sie ihre Gruppe an. In der Liga ist der Turnaround nicht gelungen. Acht Punkte aus neun Spielen sind Wielands bescheidene Ausbeute. So irrational ist das Geschäft: Läuft es unter neuer Führung besser, ist vom „Trainereffekt“ die Rede und alles paletti; tut sich hingegen nichts, wird die Ratlosigkeit mit Durchhalteparolen zugedeckt.

Ried mit Heraf erfolgreich

Die Rieder wiederum haben sich unter merkwürdigen Umständen von Andreas Heraf (54) getrennt. Unter ihm war nicht nur den Klassenerhalt geschafft worden, sondern auch der Start in die neue Saison durchaus passabel gelungen. Doch das von Heraf bevorzugte Defensivsystem missfiel den launischen Klubverantwortlichen mehr und mehr. Die Zwischenbilanz von Ersatzmann Christian Heinle (36) kann sich sehen lassen: je drei Siege und Unentschieden in acht Pflichtspielen. Doch Heinle besitzt die für die Bundesliga obligatorische Lizenz nicht und darf maximal bis zur Winterpause werken.

Durchhaus

Ried ist ein Trainer-Durchhaus. Seit der glorreichen Ära des vor kurzem verstorbenen „Sir“ Paul Gludowatz dreht sich das Karussell: Insgesamt 15 Namen stehen auf der Liste der seit Frühjahr 2013 engagierten und wieder gefeuerten Coaches. Das macht die Suche nach einem Neuen nicht leichter. Wohl gibt es immer Arbeitslose auf Job-Suche, die aber auch um die Rieder Halbwertszeit auf der Betreuerbank wissen. Und leistbar muss der Mann auch sein. Das Hinspiel im September haben die Rieder eher zufällig als verdient 1:0 gewonnen.

Kommentare