Magerwiesen sind Wiesen, auf denen zwar nicht viel Gras wächst – womit sie für Bauern oft unwirtschaftlich sind –, die dafür jedoch viel Lebensraum bieten: „Bis zu 70 verschiedene Pflanzenarten können auf so einer Wiese locker wachsen. Sogar vom Aussterben bedrohte Arten wie die Sumpfgladiole oder die Berg-Kronwicke“, sagt Bettina Leitner, Biologin des Landes OÖ.
Auf jede Pflanzenart würden zudem acht bis zehn Tierarten entfallen. Rechnet man das hoch, können von so einer Wiese bis zu 700 Tierarten leben. Eine Magerwiese zu erhalten ist jedoch nicht ganz einfach, denn die meisten liegen auf den Bergen und sind steil. „Ein paar unserer Wiesen haben Hangneigungen von 140 Prozent“, sagt Hatzenbichler.
Ende der 1970er-Jahre wandelten deshalb viele Besitzer diese Wiesen in Fichtenwälder um, oder sie ließen sie schlicht verbuschen und verwalden. So gingen die Magerwiesen verloren. „Viele der Flächen, die wir pachten, müssen wir deshalb zuerst roden oder schwenden“, sagt Hatzenbichler. Ist die Wiese dann frei von Gestrüpp und Bäumen, muss sie einmal pro Jahr gemäht werden – und das so spät wie möglich, um den Insekten nicht zu früh den Lebensraum zu nehmen.
80 Kilo auf jeder Hand
Laurin weiß, was das heißt: Den Balkenmäher starten. „Das Schwierigste ist, den Mäher am Ende der Arbeit wieder nach oben zu schieben– da hat man 80 Kilo auf jeder Hand, das können bei uns im Verein nur drei Leute“, erläutert Laurin. Obmann Hatzenbichler würde am liebsten alles mit der Sense mähen, das funktioniere aber nicht überall und brauche viel Übung. Ist er mit dem Balkenmäher unterwegs, schnallt er sich Steigeisen an die Bergschuhe.
Diese beschwerliche Arbeit liegt auf einer 4.000 Quadratmeter großen Wiesen aber schon hinter den Freiwilligen. Heute sind Rechen und Heugabel gefragt, denn das Gras ist schon gemäht, getrocknet und bereit zum Einsammeln: Eva beginnt als erste zu rechen. Danach schließen die anderen auf und arbeiten sich quer zum Hang hinüber. „Das ist wie bei einem Förderband“, sagt Hatzenbichler: „Viele Hände, schnelles Ende.“
Umweltbaustelle
Hände haben sie vor allem heute genug. Denn die Ehrenamtlichkeit gipfelt heuer wieder in einer sogenannten Umweltbaustelle in Kooperation mit dem österreichischen Alpenverein: Acht Freiwillige sind eine Woche lang da, um bei den Arbeiten zu helfen. Hannes (22), der sich gerade wieder die Wiese zurück hinauf kämpft und schweißüberströmt oben ankommt, hat sogar zehn Stunden Fahrt aus Leipzig dafür auf sich genommen: „Ich habe von Kind an meine Zeit auf Almen und Wiesen verbracht. Ich wollte der Natur etwas zurückgeben“, sagt Hannes, der seine Hände wegen Rissen und Blasen bereits mit Pflastern verbunden hat.
Die etwa 50 Vereinsmitglieder dürften das schon eher gewohnt sein: 55 Hektar, aufgeteilt auf 51 Einzelflächen in Molln und Umgebung, bewirtschaften sie mittlerweile. Anstrengend ist es dennoch: „Heute besonders das Gabeln“, sagt Laurin (Foto unten). Für den Feierabend ist es aber noch zu früh, denn eine zweite Wiese ein paar Meter weiter wartet noch. Hannes aus Leipzig weiß schon, was er danach macht: „Unmengen an Skiwasser trinken.“ Es sei ihm und allen Helfern vergönnt.
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