Seit 1. April gibt es seitens des Landes Oberösterreich eine neue Tarifordnung für Kinderbetreuungseinrichtungen: Mit der änderte sich einiges: "Wir haben schon vorab kommuniziert, dass sich das finanziell für uns nicht ausgehen wird", sagt Jasmine Chansri, Vorsitzende der Aktion Tagesmütter.
Was wegfällt: die Abgangsdeckung und der Verwaltungsbetrag, "zwei riesige Brocken", so Chansri. Dass der Verein derzeit Verluste mache, wie von manchen Seiten kolportiert, stimme nicht: "Wir bilanzieren derzeit noch positiv. Da das aber aufgrund der neuen Tarifordnung nicht so bleiben wird, muss ich meine wirtschaftliche Verantwortung wahrnehmen."
Alles ordnungsgemäß abwickeln
Man werde aber alles ordnungsgemäß abwickeln, die bestehenden Verträge und das Personal. Sprich: In 30 Tagen können die Kündigungen ausgesprochen werden, dann haben die Mitarbeitenden, je nach Länge des Dienstverhältnisses, unterschiedliche Kündigungsfristen.
Für Väter und Mütter, die ihre Kinder bei Tageseltern betreuen lassen, bedeutet diese Entwicklung: Stress, Unsicherheit, Angst.
"Ich habe geweint, als ich davon erfahren habe", sagt Nicole Ofner. Es tue ihr so leid für ihre Tochter Madleen, die sich bei Tagespapi René Schindlegger wohl und geborgen fühle. "Er ist ihre Bezugsperson, ich will mein Kind da jetzt nicht rausreißen."
Abgesehen von der emotionalen gibt es auch eine wirtschaftliche Komponente: "Ich habe keine Voranmeldung für eine andere Betreuungseinrichtung. Ich habe heute mit dem Magistrat telefoniert. Die früheste Chance auf einen Platz im Kindergarten ist im September 2025".
Das bedeutet: "Wenn ich keine Alternative finde, muss ich meinen Job kündigen."
Im schlimmsten Fall: Kündigung
Ähnlich geht es Andreas Müller (*Name von der Redaktion geändert). Sein Sohn ist ebenfalls bei René Schindlegger in Betreuung: "Wir sind aus allen Wolken gefallen. Unser Kind ist bei René, weil wir vom Konzept der Tageseltern und von ihm als Person absolut überzeugt sind." Müller sucht mit seiner Frau gemeinsam nach Alternativen, im schlimmsten Fall "müsste einer von uns kündigen. Aber dann geht sich ja alles finanziell nicht mehr aus." Außerdem wolle er sein Kind nicht irgendwo unterbringen, sondern er habe sich ja bewusst für die Betreuung im familiären Umfeld entschieden.
Aus dem Büro der zuständigen Landesrätin und Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander, ÖVP, heißt es dazu: "Auch für das Jahr 2024 kann der Verein mit einer konstanten Förderunterstützung rechnen, die sich in der Höhe an den Vorjahren orientiert. Umso mehr ist die Verlustprognose des Vereins für die Behörde nicht nachvollziehbar. Deshalb wird auch eine Prüfung der Finanzgebarung eingeleitet."
Die Ankündigung dieser Prüfung mache ihr gar keine Sorgen, kontert Jasmine Chansri: "Kleine Vereine profitieren von der neuen Tarifordnung, wir als größter Verein in OÖ nicht."
Aber wie geht es nun weiter mit den Kindern, Eltern und Mitarbeitern weiter?
Viele wenden sich an das Magistrat oder den Familienbund mit der Bitte um Hilfe: "Natürlich haben wir nicht Platz für 480 Kinder. Was aber sehr wohl möglich ist: Tageseltern können sich bei uns bewerben und wir werden prüfen, ob wir sie in unsere Strukturen aufnehmen können", sagt Markus Sebera, Bereichsleiter der Kinderbetreuung beim oö. Familienbund.
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